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Ausgabe 6 / 2020

Editorial des Vorsitzenden der Wissenschaftlichen Kommission Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Hasberg

Liebe Geschichtsfreunde,

allmählich werden die Einschränkungen wegen der Covid19-Epidemie Schritt für Schritt zurückgefahren. Die Ausgangsbeschränkungen und Abstandsregelungen, die das Vereinsleben nachhaltig behindert haben, werden auch nach und nach gelockert, so dass für den Juli 2020 bereits wieder ein Workshop fest geplant ist, der die rheinische Stadtkultur in der „Zwischenkriegszeit“ beleuchten und hoffentlich ein Netzwerk initiieren wird, das sich in den nächsten drei Jahren dieser Thematik widmen wird. Ein anderer Workshop, mit dem im April 2020 der Auftakt für das internationale Projekt SEiZiE (Stadtentwicklung in der „Zwischenkriegszeit“ in Europa) gemacht werden sollte, musste nicht abgesagt, aber verlegt werden. Er wird unter großer internationaler Beteiligung Ende Oktober / Anfang November 2020 wieder in der bewährten Kooperation mit der Thomas-Morus-Akademie in Bergisch-Gladbach Bensberg stattfinden.

Wir sehen also wieder Licht am Ende des Tunnels, in den wir im Frühjahr eingetreten sind, als die Folgen der Corona-Pandemie uns in unserem Alltag eingeholt haben. Schnell war in den öffentlichen Medien die Rede von einer Pandemie nie dagewesenen Ausmaßes. Solche Einschätzungen lassen den Historiker aufhorchen, denn für das, was einzigartig ist, ist er der Spezialist. Schließlich befasst die Geschichtswissenschaft sich immer nur mit Einzigartigem, da sich – streng genommen -  Geschehen in der Zeit nicht in identischer Weise wiederholt, auch wenn die Geschichten, die über die Vergangenheit kursieren, notwendig zusammenfassend und vereinheitlichend sind. So könnten wir die Geschichten von Epidemien wie den vorhergehenden Sars-Infektionen, der Vogelgrippe, der Spanischen Grippe während des Ersten Weltkrieges oder die der Pest des 14. Jahrhunderts erzählen. Und immer würden wir Ähnlichkeiten und Unähnlichkeiten mit der aktuellen Situation ausmachen können. Eins kann man daran auf alle Fälle ablesen: nach der Infektion ist vor der Infektion. Wir leben also in einer Zwischenpandemieepoche wie wir uns auch – was angesichts des allseits beschworenen Klimawandels kaum zu glauben ist – auch in einer Zwischeneiszeitära befinden. Davon sollten wir uns nicht entmutigen lassen, denn die Zwischenzeiten können lange währen. So leben wir seit geraumer Zeit in Europa ohne Kriege. Und die erfreuliche Entwicklung in Hinsicht auf ein gemeinsames Europa, die auch die Corona-Pandemie letztlich nicht stoppen konnte, lässt uns hoffen, dass wir nicht in einer Zwischenkriegszeit, sondern am Beginn einer lang anhaltenden Friedenszeit stehen. Sicher Aufschluss darüber kann uns die Geschichte freilich ebenso wenig geben, wie wir Gewissheit haben, dass der Covid19-Phase eine epidemielose Zeit folgt, wenn endlich ein Impfstoff gefunden sein wird. Denn Viren mutieren und Epidemien kehren in neuer Form wieder. Auch das lehrt – leider – die Geschichte.

In diesem Sinn: beste Gesundheit.

Herzlichst

Ihr

Prof. Dr. Wolfgang Hasberg
Vorsitzender der Wissenschaftlichen Kommission


A K T U E L L E S

"Zwischenkriegszeit" - eine Annäherung

So wie auf Kriege Kriege folgen! Das ist im Umfeld der Debatten um den Ersten Weltkrieg in den letzten Jahren viel diskutiert worden. Bis hin zu den Überlegungen des Tübinger Neuzeitlers D. Langewiesche, der 2019 in einem viel beachteten Buch danach fragte, ob die Kriege im modernen Europa nicht geradezu als „gewaltsame Lehrer“ zu betrachten seien,  ob also die Kriege – vor allem die des 19. und 20. Jahrhunderts – Europa nicht soweit verändert hätten, dass es quasi keine Alternative mehr zum Frieden gäbe. Das eröffnet eine hoffnungsfrohe Sicht auf die Zukunft. Aber mit G. W. F. Hegel muss man dem entgegen halten, dass die einzige Einsicht, welche die Menschen je aus der Geschichte gelernt haben, jene sei, dass sie niemals aus ihr gelernt hätten.

Für die „Zwischenkriegszeit“, der sich die neuen Projekte des OGV zuwenden, scheint das zu stimmen. Schließlich wurde in Europa gerade einmal 20 Jahre nach dem ersten der Zweite Weltkrieg entfacht, und zwar von Menschen, denen die Greuel des Ersten Weltkrieges noch deutlich vor Augen standen. Dass sie allerdings einen Zweiten Weltkrieg vom Zaun brachen, war den meisten Beteiligten ebenso unbewusst wie der Umstand, dass sie von 1918-1939 in einer „Zwischenkriegszeit“ gelebt hatten. Erst aus der Retrospektive heraus erscheint uns dieser Zeitabschnitt – und auch nur für Mitteleuropa – als eine friedlose Zeit zwischen zwei Kriegen. Das aber trifft zum einen nicht für alle europäischen Staaten zu, wie allein der Abessinienkrieg dokumentiert, den Italien 1935 vom Zaune brach. Und zum anderen gestaltete sich das Leben in den unterschiedlichen Ländern in dieser Phase keineswegs gleichförmig. Das soll in den neuen Projekten des OGV  untersucht werden. Denn ebenso wenig wie es ein Kriegsende gab, gab es eine Zwischenkriegszeit! Und vor allem: das Leben im Alltag wie auch in der Politik gestaltet sich keineswegs als ein solches zwischen den Kriegen, weil zwar die Gefahr eines kommenden Kriegs nach 1919 nicht gebannt, aber sein Kommen auch keineswegs gewiss war. Als „Zwischenkriegszeit“ erscheinen die Jahre zwischen 1918-1939 erst den Nachgebornen! (Wolfgang Hasberg)


Aus den Projekten: >LEV< – SEiZiE – StaR

Gleichwohl, oder eben deshalb hat der OGV im Rahmen seines langfristig anberaumten Bemühens um eine neue Stadtgeschichte (>LEV<  Leverkusen - Stadtgeschichte mit Zukunft) sich in mehreren Teilprojekten der „Zwischenkriegszeit“ zugewandt. Damit wird unmittelbar an die Kriegsenden anknüpft, bei deren Finissage die teilnehmenden Geschichtsvereine der Partnerstädte den Wunsch geäußert hatten, die Kooperation fortzusetzen und sich dabei eben dieses Zeitraumes anzunehmen. Grund dafür waren unter anderem ähnliche Entwicklungen in Ratibor und Leverkusen während dieser Jahre. Und so ließen sich auch mit den anderen Partnerstädten Ähnlichkeiten und Unähnlichkeiten in der städtischen Entwicklung zwischen 1918-1939 ausmachen, die es geboten erscheinen ließen, diesem Wunsch zu folgen und zu erkunden, inwieweit die Rede von der „Zwischenkriegszeit“ überhaupt angebracht erscheint; zumal sie in der Wissenschaft längst ad acta gelegt worden ist. „Stadtentwicklung in der ‚Zwischenkriegszeit’ in Europa“ (SEiZiE) ist der Titel, der für dieses Projekt schnell gewählt war, weil mit ihm all das erfasst wird, was erforscht werden soll. Rasch aber stellte sich auch  heraus, dass „Stadtentwicklung“ allzu leicht das Missverständnis heraufbeschwört, es solle sich ausschließlich oder vornehmlich um die städtebauliche Entwicklung handeln. Das eben ist nicht der Fall. Vielmehr geht es darum, wie die Städte in ihrem äußeren Erscheinungsbild, das heißt der architektonischen und topographischen Struktur, aber auch in ihrer Infrastruktur und (politischen) Verwaltung, Einfluss auf die Kultur in der Stadt und das Bewusstsein der Stadtbevölkerung genommen hatten. Deshalb wurde der Begriff der StadtRäume (StaR) geprägt, der kenntlich machen soll, dass sich Stadtraum und Stadtkultur gegenseitig beeinflussen. Das also soll erforscht werden, und zwar im rheinischen als auch im europäischen Kontext, in dem dann freilich die englisch Übersetzung aus den StadtRäumen Urban Spaces (UrbS) macht. Der Vorbereitung dieser beiden Kooperationsprojekte dienen die beiden Workshops im Kardinal Schulte-Haus in Bensberg: zunächst der Initiierung eines rheinischen Forschungsnetzwerkes zur „Zwischenkriegszeit“ im Juli (StadtRäume – Kulturgeschichtliche Annäherungen an die ‚Zwischenkriegszeit‘ im Rheinland und Europa), und dann der Fundierung eines europäischen Netzwerkes zur „Zwischenkriegszeit“ im Oktober 2020 (Europäische Stadtentwicklung in der Zwischenkriegszeit (1918-1939)), das bereits feste Formen angenommen und weitere Kooperationspartner angezogen hat, die sich von 2021 an der gemeinsamen Erforschung des alltäglichen Lebens in acht europäischen Städten (Bracknell, Jülich, Leverkusen, Ljubljana, Oulu, Ratibor, Schwedt, Villeneuve d’Ascq) widmen wird. Dabei werden die Ergebnisse nicht nur in Ausstellungen und Publikationen einfließen, sondern vor allem in einen Filmbaukasten, der aus vielen einzelnen Filmclips bestehen wird, die in unterschiedlicher Weise zusammengesetzt und in der historisch-politischen Bildungsarbeit überall in Europa eingesetzt werden kann. Mit seiner Hilfe kann dann die „Zwischenkriegszeit“ nicht nur vermittelt, sondern zugleich problematisiert und das historische Bewusstsein weiter Kreise befruchtet werden, und zwar auch online!

Das aber wird 2023, wenn die einzelnen Projekte zu einem ersten Abschluss gelangen sollen, zwar möglich, aber – wenn sich die Coronakrise hoffentlich endgültig verflüchtigt hat – nicht mehr nötig sein! Gut wenn das, was nicht nötig ist, dennoch möglich ist! (Wolfgang Hasberg)


Fotowettbewerb 2020: DenkMal! 90 Jahre Leverkusen

Teilen Sie mit uns Ihre Eindrücke und Ausblicke - Gehen Sie mit Ihrer Kamera auf Spurensuche in Leverkusen!

2020 kann die Stadt Leverkusen auf 90 Jahre Ihres Bestehens zurückblicken. 2020 lautet das Thema des Tages des offenen Denkmals und des 17. Geschichtsfestes "Chance Denkmal: Erinnern. Erhalten. Neu denken.".

Dies hat, ganz im Sinne des Projektes >LEV< Leverkusen – Stadtgeschichte mit Zukunft, die Idee hervorgebracht, die Leverkusener Bevölkerung aufzurufen, mit dem Fotoapparat oder der Kamera in Leverkusen auf Spurensuche zu gehen. (Anmerkung: Dies ist auch in der Corona-Krise eine gute Möglichkeit sich mit der Geschichte unserer Stadt auseinander zu setzen und die eigene Stadt und ihre Geschichte zu erkunden und zu erleben.)

Neben Fotoaufnahmen können auch Filmsequenzen oder Collagen zur Thematik erstellt werden. Über die „Bilder“ hinaus sind die „Spurensucher“ aufgerufen, Ihren Beitrag mit einem kurzen Text zu beschreiben.

Gesucht werden viele farbige, witzige, vielsagende, bunte, schrille, schräge, oder einfach nur schöne Aufnahmen unserer facetten- und auch geschichtsreichen Stadt. Bitte beschreiben Sie Ihren Beitrag mit einem kurzen Text.

Einsendeschluss ist der 31. Juli 2020. Die detaillierten Teilnahmebedingungen entnehmen Sie bitte dem integrierten Flyer.

Eine Jury bewertet die Fotos bis zum 15. August 2020. Die Siegerehrung findet am 12. September 2020 in feierlichen Rahmen statt. Hierzu erfolgen persönliche Einladungen. Die Sieger der einzelnen Kategorien erhalten Sachpreise (Tagesfahrt/Stadtrundfahrt Leverkusen, Publikationen zur Stadtgeschichte u.v.a.m.).

13 ausgewählte Fotos werden in einem Fotokalender 2021 veröffentlicht, den alle Teilnehmer als Dank und Anerkennung erhalten. Darüber hinaus ist eine Fotoausstellung „DenkMal! 90 Jahre Leverkusen“ mit den eingereichten Beiträgen im Stadtgebiet geplant. Die Siegerbeiträge werden im Rahmen des 17. Geschichtsfestes am 13. September 2020 präsentiert.

Den Flyer für den Fotowettbewerb können Sie hier herunterladen!


Neues von unseren Partnern: Mitgliederbrief des Jülicher Geschichtsvereins zur aktuellen Situation

In einem Brief an die Mitglieder unseres Kooperationspartners Jülicher Geschichtsverein 1923 e.V. (JGV) gibt der Vorsitzende Guido von Büren seiner Hoffnung Ausdruck, dass alle Mitglieder, Freunde und Partner des JGV während der nun bereits seit einigen Wochen andauernden Corona-Krise gesund geblieben sind und gibt aus diesem aktuellen Anlass einen Überblick über die weitere Entwicklung der Vereinstätigkeit.

Nachdem das JGV-Jahresprogramm sehr erfolgreich gestartet war, mussten alle Veranstaltungen seit Mitte März abgesagt werden. Dies betraf auch die für Ende April geplante Mitgliederversammlung, die voraussichtlich am 28. Oktober 2020 nachgeholt werden soll. Noch kann der JGV-Vorstand keine Aussage dazu treffen, wie das Programm für dieses Jahr neu terminiert und umgesetzt werden kann. Bis Ende Juni werden jedoch keine der geplanten Veranstaltungen durchgeführt.

Auch wurde die Verteilung des letzten Jahrbuches des JGV erst einmal ausgesetzt, diese soll jedoch sobald wie möglich wiederaufgenommen werden.

Bezüglich der gemeinsamen Fahrten mit dem OGV teilt er mit, dass die Studienreisen nach Sachsen und an die Mosel abgesagt wurden. Offen ist noch, wie mit der Fahrt nach Süddeutschland vom 30. September bis 4. Oktober 2020 verfahren wird. Da die Passionsspiele in Oberammergau auf 2022 verschoben wurden, soll, wenn möglich, eine abgespeckte Form der Reise angeboten werden. Das ist aber insoweit noch ungewiss, da zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig unklar ist, ob Gruppenreisen in diesem Jahr überhaupt möglich sein werden. Die für den 27. Juni 2020 geplante Tagesfahrt nach Kamp und Moers wurde versuchsweise auf den 29. August 2020 verschoben. Alle, die sich für diese Fahrt angemeldet hatten, haben vom Reisebüro Herweg eine entsprechende Information erhalten.

Am 16. Mai 2020 sollte in Aldenhoven-Siersdorf die Fachtagung „Der Deutsche Orden in den Rheinlanden“ stattfinden. In Abstimmung mit den Mitveranstaltern wurde beschlossen, diese Tagung am 29. Mai 2021 durchzuführen.

Die vom JGV unterstützte Vortragsreihe „Zwischen ‚Führer‘ und Freiheit. Bombenkrieg und ‚Befreiung‘ an der Rur“ konnte ebenfalls nicht zu Ende geführt werden, was vor allem wegen der am 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs (8. Mai 2020) vorgesehenen Abschlussveranstaltung bedauerlich ist. Hier ist für den Herbst dieses Jahres eine kompakte Ersatzveranstaltung geplant, in der die ausgefallenen Vorträge in verkürzter Form und die abschließende Diskussionsrunde nachgeholt werden sollen.

Ansonsten hat der JGV die Zeit genutzt, um mehrere Publikationsvorhaben voran zu bringen. Zudem wurden gemeinsam mit dem Opladener Geschichtsverein von 1979 e.V. Leverkusen zwei Projekte weiter konzipiert, die sich mit der Zwischenkriegszeit (1918–1939) beschäftigen werden. Damit setzen JGV und OGV ihre gemeinsame Arbeit nach den Projekten „Das preußische Jahrhundert“ und „Kriegsenden in europäischen Heimaten“ mit Partnern in den europäischen Partnerstädten Leverkusens fort. Es ist geplant, die Ergebnisse im Jahr 2023 zu präsentieren, wenn sich die Gründung des JGV zum 100. Mal jährt.

Guido von Büren beendet seinen Brief mit nachfolgender Aussage zur aktuellen Situation: „Das alles kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir den direkten Kontakt mit Ihnen vermissen. Scheuen Sie sich deshalb nicht, mit uns auf telefonischem Wege Kontakt aufzunehmen, wenn Sie etwas bewegt oder Sie eine spezielle Nachfrage haben. Wir sind für Sie da! Bleiben Sie auf jeden Fall gesund!“


Neues von Partnern: Projekt „SEiZiE“: Das „Team Oulu“ vom Historischen Seminar der Universität Oulu stellt sich vor

Das Historische Seminar der Universität Oulu begrüßte die Anfang 2020 empfangene Einladung des Opladener Geschichtsvereins von 1979 e. V. Leverkusen, sich an dem internationalen Projekt zur Geschichte der europäischen Städte in der Zwischenkriegszeit zu beteiligen. Zu den Forschungsschwerpunkten des Historischen Seminars in Oulu gehören die Geschichte des Nordens, die Geschichte der kulturellen Verflechtungen und Begegnungen sowie die Medizin- und Umweltgeschichte. Die Stadtgeschichte steht daher (noch) nicht im Zentrum des Forschungsprofils der Abteilung. Diese Tatsache stellt jedoch kein Problem dar, denn wir sind offen für neue Herausforderungen und freuen uns auf die Entwicklung neuer innovativer Forschungsprojekte mit internationalen Partnern. Methodisch gesehen können wir eine Expertise in aktuellen Forschungsfeldern wie Gender Studies, Erinnerungskulturen oder transnationalen Ansätzen anbieten, da diese Felder zu unserem wissenschaftlichen Instrumentarium gehören. Wir können dem Projekt auch ein Team zur Verfügung stellen, dessen Mitglieder erfahren und vertraut sind mit internationalen Kooperationen.

Es gibt eine lange Tradition beim Historischen Seminar der Universität Oulu, die Geschichte von Oulu selbst zu untersuchen, aber während des letzten Jahrzehnts verloren diese Forschungen als ein Thema von allgemeinem Interesse an Bedeutung. Die letzte gemeinsame Anstrengung diesbezüglich war der Sammelband mit dem Titel Oulun vuosisadat 1605-2005 (Jahrhunderte Oulus 1605-2005), der 2005 zur Feier der 400-jährigen Geschichte der Stadt veröffentlicht wurde. Wir freuen uns, sagen zu können, dass uns die Teilnahme am europäischen Projekt „SEiZiE – Stadtentwicklung in der Zwischenkriegszeit in Europa“ aus unserer Sicht einen Neuanfang in der Erforschung der Stadtgeschichte von Oulu ermöglicht. Das Projekt inspiriert uns bereits jetzt dazu, neue Kurse zu planen und Themen für Qualifizierungs- und Masterarbeiten zu ermitteln. Dies wird es ermöglichen, auch jüngere Studentengenerationen für die Geschichte von Oulu und methodisch für die vergleichende und transnationale Geschichtswissenschaft auf europäischer Ebene zu begeistern. Damit stärkt es uns auch in unseren Bemühungen, unsere Studenten zu aufrichtigen europäischen Bürgern zu erziehen.

Frühere Forschungen haben die grundlegende historische Entwicklung von Oulu dokumentiert. Daher kennen wir zum Beispiel folgende Fakten über die Zwischenkriegszeit. Im 19. Jahrhundert beruhte der Wohlstand der Stadt Oulu auf dem internationalen Handel mit Teer und den damit verbundenen Aktivitäten und Industrien, zum Beispiel dem Schiffbau. Die wirtschaftliche und politische Macht lag in den Händen einer Gruppe einflussreicher Familien, den lokalen „Buddenbrooks“. Nach dem Ersten Weltkrieg ging der Wohlstand zu Ende, und die Stadt – oder eigentlich eher Kleinstadt mit ihren rund 22.000 Einwohnern im Jahr 1916 – erlebte eine Zeit der wirtschaftlichen Rezession. Es dauerte über ein ganzes Jahrzehnt, bis sie sich wieder erholte. Ab 1937 setzte ein neues Wachstum ein, das sich auf die holzverarbeitende Industrie stützte. Die rasante Entwicklung zog Neuankömmlinge nach Oulu an, und die Bevölkerung wuchs innerhalb weniger Jahre um 10.000 Einwohner. Im Vergleich dazu betrug der Zuwachs im gesamten Zeitraum von 1916 bis 1929 nur 2.300 Personen.

Trotz der Rezession in den 1920er Jahren wurde die Infrastruktur verbessert und die Stadt wirkte zunehmend städtisch, mit Steinhäusern, Elektrizität, Wasser und Kanalisation. Diese Urbanisierung setzte sich in den 1930er Jahren fort, und darüber hinaus verbesserten sich die Verkehrsverbindungen Oulus zu anderen Teilen des Landes und stärkten Oulus Position als Zentrum Nordfinnlands. Die Eisenbahn verband Oulu ab den 1880er Jahren mit Südfinnland. Der Busfernverkehr begann in den 1920er Jahren, und ab 1936 gab es regelmäßige Flugverbindungen. Neben der wirtschaftlichen Entwicklung gewann Oulu auch als Zentrum für viele kulturelle Aktivitäten an Bedeutung. Unter anderem hat es eine lange Tradition als Schulstadt und als Bistum der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnland.

Vor dem Hintergrund dieser bisherigen Forschung sehen wir, dass das europäische Projekt innovative Erkenntnisse über die Stadtgeschichte in anderen Teilen Europas verspricht und uns helfen kann, neue Einsichten über die Geschichte von Oulu aus vergleichender und transnationaler Perspektive zu entwickeln. Internationalismus ist eigentlich das entscheidende Merkmal der Geschichte von Oulu durch die Jahrhunderte hindurch. In Vergangenheit und Gegenwart wuchs und wächst der Wohlstand der Stadt durch globale Verbindungen, die zuerst mit Teerhandel und Schiffbau einhergingen, und später durch die IT-Industrie und zuletzt durch die Niederlassung des finnischen Unternehmens Nokia verstärkt worden sind. 1999 erschien ein Buch, das sich mit dieser internationalen Geschichte befasste, unter dem Titel Oulupolis: Oulun kansainvälisyyden historia. Ebenso freuen wir uns darauf, unseren Kooperationspartnern interessantes Erkenntnisse und Bezugspunkte aus unserer nordischen Perspektive zu vermitteln.

Die Liste der Themen, die aus der Perspektive von Oulu im europäischen Rahmen relevant sind, verbindet die lokale und die europäische Ebene. Wir fragen zum Beispiel, wie verschiedene industrielle, politische und kulturelle Ideen und Einflüsse aus verschiedenen europäischen Regionen nach Oulu kamen und wie sie umgesetzt und implementiert wurden. Um ein Beispiel zu nennen: Wie überall in Europa, so stellte auch in Oulu der Links- und Rechtsradikalismus in den 1930er Jahren zunehmend demokratische Institutionen und Ordnungen in Frage. Darüber hinaus sind die neuen Erfahrungen mit der urbanen Kultur und die ihr zugeschriebene Bedeutung mit ihrer europäischen Dimension faszinierende Aspekte dieses Zeitraums, die bisher im Kontext von Oulu noch nicht erforscht worden sind. Ebenso spannend sind Fragen nach der städtischen Sozialgeschichte und nach der Erinnerungskultur der Zwischenkriegszeit, da in dieser Zeit Neuankömmlinge mit meist agrarischem Hintergrund auf die städtische Umwelt mit ihrer spezifischen, auf die Teerindustrie bezogenen Geschichte und ihre sozialen Hierarchien trafen.

Das Historische Seminar in Oulu verfügt über einen kleinen, festen Mitarbeiterstab, bestehend aus zwei Professoren und neun Dozenten und wissenschaftlichen Mitarbeitern, sowie über mehrere Wissenschaftler in extern finanzierten Projekten. Der Vorteil der geringen Anzahl liegt darin, dass wir dank kurzer Wege flexibel sind, um schnell eine internationale oder lokale Zusammenarbeit mit Partnern in Geschichtsvereinen, Bibliotheken, Museen oder Schulen aufzubauen. Mit diesen lokalen Institutionen bestehen bereits sehr gute Arbeitsbeziehungen. Darüber hinaus stellt uns die Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität weitere Expertise zur Verfügung, zum Beispiel in der Wissenschafts- und Ideengeschichte, der Filmwissenschaft und der Archäologie mit ihren aktuellen Forschungen zur modernen Stadtarchäologie.

Wir haben ein Rumpf-Team zusammengestellt, das für die organisatorische Zusammenarbeit mit den europäischen Projektpartnern zuständig sein wird. Dem Team gehören die folgenden Forscherinnen und Forscher mit ihren jeweiligen Forschungsschwerpunkten an: Tiina Kinnunen Ph. D., Professorin für finnische und nordeuropäische Geschichte, ist Expertin für Frauen- und Geschlechtergeschichte sowie für die Geschichte der Erinnerungskulturen – ihr besonderes Interesse ist dabei jeweils die europäische Perspektive. Sie arbeitet seit 2014 in Oulu. Die Dozenten für finnische Geschichte, Matti Enbuske Ph. D. und Matti Salo Ph. D., sind beide in Oulu ansässig und haben aus verschiedenen Blickwinkeln über lokale und regionale Geschichte geforscht. (Tiina Kinnunen; Übersetzung: Philipp Schaefer)


Vorstellung neuer kooptierter Beisitzer im OGV-Vorstand

Die Vereinsarbeit lebt von ehrenamtlichen Engagement. Um die Arbeit des Vereins auf weitere Schultern zu verteilen, möchte der Vorstand weitere ehrenamtliche Mitglieder bei der Mitarbeit im Vorstand einbinden. Daher hat der Vorstand beschlossen zwei Mitglieder bis zur nächsten Jahreshauptversammlung als Beisitzer zu kooptieren, um Ihnen nach Erfahrungen in der Vorstandsarbeit die Möglichkeit zu geben, sich zur Wahl zur stellen und den Vorstand lin Zukunft zu verstärken.

Gerne möchten wir Ihnen an dieser Stelle unsere neuen kooptierten Beisitzer im OGV-Vorstand vorstellen.

Bernd Hillebrand

Geboren am 14.7.1944 in Wuppertal-Elberfeld.
Nach der Schulzeit unterwegs als Fotokaufmann, Verkaufstrainer und bis zum Jahr 2006 Referent für Erwachsenenbildung im Kolping-Bildungswerk Köln.
Nach der Pensionierung ehrenamtlich tätig in der Bildungsarbeit der Kolpingsfamilie Opladen-Zentral.
Heimatkunde und Geschichte waren schon in meiner Volksschulzeit meine Lieblingsfächer.

Günter Kawalla

Nach meinem Studium der Wirtschaftswissenschaften mit den Spezialfächern Bankbetriebslehre und Wirtschaftspädagogik an der Universität Köln machte ich 1975 meinen Abschluss als Dipl.-Hdl. Im gleichen Jahr folgte ein Referendariat an einer Kaufmännischen Schule in Köln.

1976 begann in Leverkusen meine Tätigkeit an den Kaufmännischen Unterrichtsanstalten. Nach 36 Jahren am Städtischen Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung in der Bismarckstraße, wie der neue Schulname heute lautet, beendete ich 2012 meine berufliche Tätigkeit als Studiendirektor.

Nach meiner Pensionierung war ich weiterhin als ehrenamtlicher Prüfer im Prüfungsausschuss für Bankkaufleute der IHK Köln tätig, insgesamt 41 Jahre bis 2019. Des Weiteren war ich ehrenamtliches Vorstandsmitglied in der Funktion eines Schatzmeisters sowie des Webmasters der Vereinswebsite bei „WIR für Leverkusen – ein starkes Stück Rheinland e.V.“

Nach meinem Ausscheiden aus diesem Verein sowie dem Prüfungsausschuss suche ich nun eine neue ehrenamtliche Tätigkeit. Ich bin verheiratet, wir haben drei erwachsene Kinder sowie zwei kleine Enkel. Seit 41 Jahren wohnen wir in Langenfeld.

Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und danken für das Engagement für die Stadtgeschichte und unseren Verein.


T E R M I N H I N W E I S E

Schrittweise Wiederaufnahme der Veranstaltungsaktivitäten

Ab dem 1. Juli 2020 plant der OGV unter Einhaltung aller Abstands- und Hygienevorschriften die schrittweise Wiederaufnahme der Veranstaltungsaktivitäten. Hierbei ist es zunächst unerlässlich, dass sich alle Interessierten vorab telefonisch unter 02171-47843 oder per eMail an geschaeftsstelle(at)ogv-leverkusen.de für die Veranstaltung anmelden. Vielen Dank für das Verständnis.

Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!


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Herausgeber:
Opladener Geschichtsverein von 1979 e.V. Leverkusen
Villa Römer – Haus der Stadtgeschichte, Haus-Vorster Str. 6, 51379 Leverkusen (Opladen)
www.ogv-leverkusen.de

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