Probleme bei der Darstellung? Dann klicken Sie hier für die Webansicht.
OGV-Header
Ausgabe 7 / 2020

Editorial des 1. Vorsitzenden Michael D. Gutbier M.A.

Liebe Geschichtsfreunde,

nun haben wir schon das erste Halbjahr 2020 zurückgelegt – ein Halbjahr, welches unser Leben radikal verändert und geprägt hat und auch nachhaltige Auswirkungen auf unsere Vereinsaktivtäten hatte.

Nachdem wir unsere Aktivitäten in den ersten zweieinhalb Monaten des Jahres sehr erfolgreich begonnen hatten, erfolgte im März der Ausbruch der Covid19-Pandemie in Deutschland und die damit verbundenen radikalen Maßnahmen zur deren Eindämmung. Im Vorstand des OGV haben wir bereits sehr früh entschieden, alle Veranstaltungen und persönlichen Zusammenkünfte bis zum 30. Juni 2020 einzustellen und die Vereinsarbeit auf andere „Formen“ umzustellen.

Hierbei war es uns wichtig, Verbindung mit unseren Mitgliedern und Geschichtsfreunden zu halten. Eine regelmäßige persönliche Verbindungsaufnahme zu unseren älteren Mitgliedern durch ein Team unseres Vorstandes, als auch die Herausgabe von jeweils einem zusätzlichen Newsletter pro Monat mit erweitertem Umfang, stellte ein ergänzendes Angebot zu den abgesagten oder verschobenen Veranstaltungen und persönlichen Begegnungen dar. Allen die daran mitgewirkt haben, vielen Dank!

Aber der OGV war auch darüber hinaus nicht untätig. Wir haben die Zeit intensiv genutzt, die Planung für das II. Halbjahr 2020 unter veränderten Rahmenbedingungen und auch für 2021 ff. sowie für diverse konkrete Veranstaltungsangebote, Geschichtsarbeit in Leverkusen und Projekte zu entwickeln und zu konzipieren. Die inhaltliche Arbeit in den Arbeitsgruppen StadtRäume, Rundwege & Beschilderungen sowie StadtKULTUR in Leverkusen wurde auch virtuell fortgesetzt. Insbesondere in der Kooperation mit den Partnerorganisationen in Europa wurden große Fortschritte und neue Qualitäten der Zusammenarbeit entwickelt sowie neue Partner gefunden.

Die durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie „erzwungenen“ neuen Wege der virtuellen Kommunikation hat uns aber auch wichtige Hilfen und Impulse sowie Möglichkeiten für ergänzende Formen der Arbeit in unserem Verein aufgezeigt, welche insbesondere in der (europäischen) Projektarbeit einen Mehrwert darstellt und somit künftig auch in der Vereinsarbeit implementiert wird.

Doch nun beginnt mit dem 1. Juli 2020 das II. Halbjahr, in dem wir als OGV auch zu einer „neuen“ Normalität übergehen wollen und werden. Wir freuen uns auf die persönlichen Begegnungen und unsere Veranstaltungen und Aktivitäten.

Hierauf sind wir gut vorbereitet. Jedoch gibt es veränderte Rahmenbedingungen, die es zu beachten gilt. Wichtig ist, dass die notwendigen Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden.  Darüber hinaus ist es zwingend erforderlich, dass sich alle Interessierten unserer Veranstaltungen vorher schriftlich oder telefonisch anmelden. Hierzu finden Sie Hinweise bei den jeweiligen Ausschreibungen zu den Veranstaltungen. Bitte beachten Sie die dort angegebenen Hinweise und Links.

Aufgrund der derzeit gültigen Abstandsregeln haben wir entschieden in diesem Jahr, alle Vortragsveranstaltungen sowie die Jahreshauptversammlung aus dem Kaminzimmer der Villa Römer an andere Orte zu verlegen, um eine größere Teilnehmerzahl zu ermöglichen. Dies machte auch einen Tausch von Veranstaltungsterminen notwendig. Bitte beachten Sie hierzu unsere Ausschreibungen.

Wir freuen uns, dass wir Ihnen im zweiten Halbjahr insgesamt fünf Vortragsveranstaltungen (davon drei Vorträge der Reihe „Marksteine deutscher Geschichte aus rheinischer Perspektive“ allesamt im Forum Leverkusen), zwei Workshops, einen Historischen Stadtrundgang, eine Studienreise, eine Tagesfahrt und unser Geschichtsfest am Tag des offenen Denkmals (mit einmalig verändertem Konzept) anbieten können. Daneben starten wir wieder die Arbeit der diversen Projektgruppen vor Ort.

Natürlich werden wir unser Angebot und unsere Aktivitäten jeweils den aktuellen Lageentwicklungen anpassen und Sie jederzeit darüber informieren.

Beginnen werden wir unsere „neue“ Normalität konzeptionell mit einem Treffen der beiden Vorstände von OGV und JGV am 5. Juli, wo wir die Grundzüge unseres gemeinsamen Angebots und Erscheinungsbildes für die kommenden Jahre, auch unter Berücksichtigung der Covid19-Rahmenbedingungen abstimmen werden.

Inhaltlich starten wir vom 10. bis 12 Juli mit einem ersten Workshop, der das Projekt „StadtRäume – Europäische Städte als Kulturräume in der „Zwischenkriegszeit“ (1918-1939)“ konzeptionell und inhaltlich entwickeln soll.

Mit diesem Newsletter kehren wir nun wieder zur monatlichen Erscheinungsfrequenz zurück. Natürlich freuen wir uns jederzeit auf Anregungen, Feedback und Beiträge Ihrerseits.

Wir freuen uns auf ein spannendes II. Halbjahr, wieder viele persönliche Begegnungen (unter Beachtung der Abstandsregeln), spannende Projekte und Aktivitäten sowie inspirierende Veranstaltungen.

Zum Abschluss wünsche ich uns allen einen schönen und vor allem „virusfreien“ Sommer

Herzlichst

Ihr

Michael D. Gutbier M.A.
1. Vorsitzender


A K T U E L L E S

Historischer Beitrag: Wiesdorf und die Gründung der Stadt Leverkusen

Am 1. April 2020 feierte die Stadt Leverkusen heimlich, still und leise ihren 90. „Geburtstag“ – genauer gesagt war es der 90. Jahrestag des Zusammenschlusses der Gemeinden Wiesdorf (dazu gehörten anno 1930 bereits Bürrig und Küppersteg), Rheindorf, Schlebusch und Steinbüchel zur neu gebildeten Stadt Leverkusen. Dieses Jubiläum nimmt der OGV zum Anlass, die Hintergründe und Ursachen der Entstehung „Leverkusens“ genauer in den Blick zu nehmen. Daher stellen in diesem Jahr die Aufsätze zu 90 Jahren Leverkusen einen inhaltlichen Schwerpunkt der Rubrik „Historische Beiträge“ der im Juli erscheinenden Ausgabe des OGV-Kuriers dar. Die Autoren Marvin Halfmann, Fabian Pompilio und Philipp Schaefer nähern sich der Stadtgründung 1930 aus Wiesdorfer, Opladener und Schlebuscher Perspektive.

Um schon ein wenig auf den neuen OGV-Kurier einerseits und die besondere Thematik des Stadtjubiläums andererseits neugierig zu machen veröffentlichen wir hier einen Auszug aus dem Beitrag von Marvin Halfmann, der sich mit der Rolle Wiesdorfs bei der Stadtgründung beschäftigt.

… Verwaltungstechnisch änderte sich zum 1. April 1920 (…) etwas für Wiesdorf. Mit der Ansiedlung der Bayer AG wuchs Wiesdorf zum dominierenden Ortsteil innerhalb der Bürgermeisterei Küppersteg heran: Äußeres Zeichen dafür war der Bau des neuen Rathauses in Wiesdorf, das die Gemeinde Wiesdorf aus eigenen Mitteln bezahlte und an die Bürgermeisterei Küppersteg vermietete. Das Gebäude wurde 1910 fertiggestellt und musste in den 1960er Jahren der Umgestaltung Wiesdorfs zur Stadtmitte Leverkusens weichen. Am besagten 1. April 1920 schlossen sich Bürrig und Wiesdorf zur Großgemeinde Wiesdorf zusammen. Die Fusion kann dabei als Folge des Ersten Weltkrieges gesehen werden: War Wiesdorf zuvor kaum auf Bürrig angewiesen, wo es wiederum vor dem Krieg auch Stimmen für ein Zusammengehen mit Opladen gab, so erfolgte im Zuge des leidbringenden Krieges ein Umdenken: Bürrig hatte durch den Krieg seine Industrie weitgehend verloren und war auf die Steuereinnahmen aus Wiesdorf mehr denn je angewiesen, während Wiesdorf das Bauland in Bürrig im Blick hatte. Innerhalb von nur wenigen Jahrzehnten nach der ersten Ansiedlung der chemischen Industrie in Wiesdorf wuchs die Einwohnerzahl in der Bürgermeisterei auf über 26.000 Einwohner. Kein Jahr nach dem Zusammenschluss von Bürrig und Wiesdorf wurden Wiesdorf am 12. Februar 1921 die Stadtrechte verliehen. Neun Jahre später, am 1. April 1930, schloss sich die Stadtgemeinde Wiesdorf mit den Landgemeinden Schlebusch, Steinbüchel und Rheindorf zur neuen Stadt Leverkusen zusammen. Dabei wurde bewusst auf den Namen der Arbeitersiedlung und Carl Leverkus zurückgegriffen, da er für die neugegründete Stadt eine der prägendsten Persönlichkeiten gewesen war.

Die Wiesdorfer Perspektive dieses „Gründungsaktes“ der Stadt Leverkusen lässt sich sehr gut dem Verwaltungsbericht der Stadt Wiesdorf von 1928/29 entnehmen. Aus dem nachfolgenden Zitat lassen sich die Hoffnungen und Sorgen des Wiesdorfer Bürgermeisters Heinrich Claes ableiten, aber es zeigt sich zudem auch die Rolle Carl Duisbergs als einflussreichen Fürsprecher eines Zusammenschlusses mit Rheindorf, Schlebusch und Steinbüchel.

Die große Umgemeindungsaktion für den Regierungsbezirk Düsseldorf reicht in ihren Ausläufern bis in unser Stadtgebiet, das zu dem neuen aus den Restkreisen Solingen-Land und Lennep zu bildenden rechtsrheinischen Südkreis [gemeint ist der spätere Rhein-Wupper-Kreis, bis 1931 Kreis Solingen-Lennep] gehören soll. Im Zusammenhang mit diesen Fragen hatte die Stadt Köln bei der Regierung in Düsseldorf Fühlung genommen, um eine Abrundung des Kölner Geländes auf dem rechten Rheinufer zu erreichen. Zur Prüfung der gesamten Pläne wurde der Kreis und dabei auch unsere Stadt am 16. Mai 1928 von einer Regierungskommission unter Leitung des Herrn Ministerialdirektors von Leyden aus dem Ministerium des Innern besichtigt. Bei der Besprechung der Kommission mit den Vertretern der Kreis- und Kommunalverwaltungen in Düsseldorf umriss der Bürgermeister die Stellung Wiesdorfs in der Umgemeindungsfrage mit der Forderung des Verbleibens der um Schlebusch, Steinbüchel und Rheindorf vergrößerten Stadt im neuen Südkreise. Die Anwesenheit des Herrn Beigeordneten Dr. Best, der die alten Ansprüche der Stadt Köln auf das Wiesdorfer Gebiet anmeldete, gab der Besprechung eine besondere Note. Herr Ministerialdirektor von Leyden hat bei der Besichtigungsfahrt auch Herrn Geheimrat Professor Dr. Duisberg einen Besuch abgestattet, um die Stellungnahme der I. G. Farbenindustrie AG als größtem industriellen Unternehmen des Kreises kennen zu lernen. Herr Geheimrat Duisberg sprach sich gegen eine Eingemeindung Wiesdorfs nach Köln aus und hat damit auch den Standpunkt der Handelskammer Solingen und der übrigen industriellen Unternehmungen in Wiesdorf und Schlebusch wiedergegeben. Die Handelskammer hat am 20. November 1928 in einem einstimmig gefassten Beschluss sich u. a. dahin geäußert, die Vereinigung der Stadt Wiesdorf mit Schlebusch. Steinbüchel und Rheindorf sei aus wirtschaftlichen Gründen notwendig und müsse gleichzeitig mit der großen Umgemeindungsvorlage durch Gesetz geregelt werden.

Die „wirtschaftlichen Gründe“, die als Hauptmotiv für die Wiesdorfer Position, einen Zusammenschluss mit Schlebusch, Rheindorf und Steinbüchel zu forcieren, ins Feld geführt wurden, bestanden konkret im Mangel an Bauland: Der aufstrebende Industriestandort benötigte Grundstücke für seine expandierenden Unternehmen und für den Wohnungsbau und fasste dafür die überwiegend landwirtschaftlich genutzten Flächen der genannten Orte, die nördlich und östlich an Wiesdorf angrenzten ins Auge. Als zweites wesentliches Motiv kam das drohende Szenario einer Eingemeindung nach Köln hinzu, das auch von Duisberg ernst genommen wurde: Die höhere Gewerbesteuer in Köln und auch die Tatsache, dass Bayer in Köln nicht annähernd den gleichen Einfluss hätte wie als größter Arbeitgeber in einem „größeren“ Wiesdorf, bzw. der neu zu bildenden Stadt Leverkusen, waren gewichtige Gründe für die Ablehnung der Kölner Eingemeindungspläne. Duisberg brachte seine Verbundenheit zu Wiesdorf bereits 1923 klar zum Ausdruck, als er anlässlich der Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Stadt Wiesdorf in seiner Dankesrede sagte:

Ich gestehe gern zu, ich bin von Anfang an der beste und treueste Freund von Wiesdorf gewesen und habe bei fast jedem Häuserentwurf, bei jeder Verschönerung Patenschaft gestanden […]“.

Nachdem die Eingemeindungsverhandlungen mit Rheindorf, Steinbüchel und Schlebusch zu einem erfolgreichen Ende kamen – obwohl besonders Schlebusch zwischenzeitlich einen Kurs Richtung Eingemeindung nach Köln verfolgte – verfassten die Vorsteher der betroffenen vier Gemeinden Geleitworte zur Gründung Leverkusens am 1. April 1930, in denen sie den Prozess der Neugliederung resümierten. Heinrich Claes, der 1930 erster Bürgermeister der neuen Stadt Leverkusen wurde, schlug in seinem Geleitwort den Bogen zum Zusammenschluss von Wiesdorf und Bürrig am 1. April 1920 und kommentierte die Gründung Leverkusens aus Wiesdorfer Perspektive folgendermaßen:

Vor zehn Jahren, am 1. April 1920, haben sich die damaligen Landgemeinden Wiesdorf und Bürrig, die seit 1860 einen Bürgermeistereiverband bildeten, zur Gemeinde Wiesdorf mit rund 27 000 Einwohnern vereinigt. Die kraftvolle industrielle Entwicklung hatte den Anstoß zu einer Steigerung des kommunalen Selbstbewusstseins gegeben. Der nächste folgerichtige Schritt war der Antrag auf Verleihung der Städteordnung, dem durch Verfügung des Preußischen Staatsministeriums vom 12. Februar 1921 stattgegeben wurde […]. Bürrig hat den Verlust seines kommunalen Eigenlebens niemals zu bedauern gehabt. Sein umfassender Aufstieg fällt jedem in die Augen. In Bürrig ist fast der Schwerpunkt der gesamten Wiesdorfer Bautätigkeit der Nachkriegszeit gewesen […]. Durch die Anlage der Kolonie Neuenhof ist ein völlig neuer Stadtteil geschaffen worden, der sich späterhin zu einer Verbindung von Bürrig mit Manfort auswachsen und damit das Stadtbild im Nordosten abrunden wird.

Nunmehr steht Wiesdorf abermals am Vorabend eines neuen Abschnitts seiner Entwicklungsgeschichte. Wiederum hat das Preußische Staatsministerium einer bedeutsamen Erweiterung des Stadtgebietes zugestimmt […]. Der Zusammenschluss mit den drei Nachbargemeinden war kein ehrgeiziges Machtstreben Wiesdorfs, sondern ein dringendes Gebot der Stunde […]. Nicht mit rauschenden Festlichkeiten wollen wir die Geburtsstunde unseres gemeinsamen Lebensweges feiern. Der Anfang sei die soziale Tat. Das Patengeschenk der Stadt Wiesdorf ist ein namhafter Geldbetrag an den Wohlfahrtsausschuss.  (Marvin Halfmann)


Aus den Projekten: Initial-Workshop zur Zwischenkriegszeit im Rheinland (und Europa)

Mit dem Workshop „StadtRäume - kulturgeschichtliche Annäherungen an die ‚Zwischenkriegszeit‘ im Rheinland (und Europa)“ vom 10. bis 12. Juli 2020 in der Thomas-Morus-Akademie in Bergisch Gladbach - Bensberg, an dem 50 Interessierte und Experten aus dem Rheinland und Europa teilnehmen, findet der inhaltliche Auftakt für das Projekt „Stadtentwicklung in der ‚Zwischenkriegszeit‘ in Europa (1918-1939)“ statt.

Geschichte beschreibt den Menschen in Zeit und Raum, so lautet eine ebenso griffige wie weit verbreitete Definition. Dass Vergangenheit ein Geschehen in der Zeit darstellt, dass in der Geschichte oder besser: in Geschichten beschrieben wird, liegt auf der Hand. Ins Hintertreffen gerät aber nicht selten der Raum. Zwar ist ebenso offensichtlich, dass der Mensch sich im Laufe der Zeit dem Raum anpasst, den er vorgefunden oder den er aufgesucht hat, und ihn in der Weise kultiviert, wie es ihm notwendig erscheint und ihm mit seinen (technischen) Mitteln möglich ist. Die meisten Einleitungskapitel der üblichen Ortschroniken handeln davon, wenn sie eingangs die naturräumlichen Gegebenheiten erläutern.

Weniger offensichtlich ist hingegen, dass der Raum auch dann, wenn er längst vom Natur- zum Kulturraum geworden ist, das Leben der Menschen beeinflusst indem er deren Bewusstsein prägt, und zwar immer wieder von neuem. In immer wieder neuen Anläufen prägt der Raum das Bewusstsein und das Bewusstsein ist Ausgangspunkt für immer weitere Umgestaltungen des Raums. Es ist ein unablässiges Wechselverhältnis, indem Raum und Bewusstsein stehen. Das ist die Grundannahme, von der das Projekt ausgeht, in den dieser Workshop eingebettet ist.

Die Entstehung der Stadt, die vor Jahrtausenden im Osten begann, hat spätestens mit der Römerzeit auch das Rheinland erfasst. Es waren Legionslager der Römer, aus denen die ersten rheinischen Städte hervorgegangen sind. Im Raum dieser Städte dominierte nicht lange das Militärische. Rasch kamen weitere Baulichkeiten hinzu, die der Verwaltungsinfrastruktur, und andere, die den kulturellen Bedürfnissen dienten, wie sie die Römer aus ihrer Heimat mit an den Rhein gebracht hatten. Die römische Kultur gab dem Rheinland ein neues Raumgefüge. Die Romanisierung hat also auch eine räumliche Komponente!

In der Folgezeit wandelten auch im Rheinland die Städte immer wieder ihr Gesicht und neue Typen entstanden, die neue Raumordnungen im Inneren und neue Raumordnungen nach außen hervorbrachten.

Eine Phase, in der die städtischen Räume sich verdichteten und das Land infolge der Industrialisierung immer dichter mit Städten überzogen wurden, ist die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mit einem Ausschnitt dieser Phase, der so genannten Zwischenkriegszeit (1918-1939) befasst sich das Projekt Stadtentwicklung in der „Zwischenkriegszeit“ in Europa (SEiZiE). In seiner rheinischen Ausprägung soll im Rahmen des Projekts untersucht werden, welche kulturellen Ausprägungen die städtischen Räume in dieser Zeit hervorgerufen haben. Der Workshop möchte in vier Schritten eine Grundlage für ein Netzwerk legen, in das möglichst viele Institutionen und Personen eingebunden werden, die das kulturelle Leben im Rheinland heute befruchten und sich auf eine Zeitreise in die 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts einlassen wollen.

Sektion 1: Stadt als (Kultur-)Raum

Ausgehend von einem  Impulsreferat, bei dem die räumliche Gestaltung der Stadt an einem Beispiel erörtert wird, soll in dieser Sektion zunächst darüber nachgedacht werden, wie und wodurch der Stadtraum gestaltet wird. Was sind die leitenden Parameter für die architektonische Gestaltung, für die Verwaltung, für Gebietsreformen etc.?
Alle Workshop-Teilnehmer werden gebeten, die Sektion durch Beispiele aus ihrem Bereich zu befruchten. Alle Teilnehmer werden die Möglichkeit haben, diese vorzustellen, damit ein Ideen-Netzwerk entstehen kann.

Sektion 2: KulturRaum Stadt I (Öffentliche Agenturen)

Auch die zweite Sektion beginnt mit einem kurzen Impulsreferat. Dadurch soll ein Gespräch initiiert werden, bei dem zur Sprache kommt, durch welche öffentlichen Agenturen (Theater, Museen, Bibliotheken etc.) die städtische Kultur in den rheinischen Städten der „Zwischenkriegszeit“ geprägt wurde.
Wiederum sind alle Teilnehmer gebeten, ihre eigenen Institutionen vorzustellen und deren Aktivitäten in den 1920er Jahren zu beschreiben, damit die Vielfalt und auch die Verflechtungen zutage treten, durch welche die Stadtkultur in dieser Zeit geprägt wurde. Zugleich können Ideen für Veranstaltungen entwickelt werden und wie diese in einem (ggf. virtuellen) Netzwerk von kulturellen Events 2023 inszeniert werden können.

Sektion 3: KulturRaum Stadt II (Privatinitiativen)

Die dritte Sektion folgt demselben Schema wie die zweite, nur das in ihr die privaten Agenturen der Stadtkultur zu ihrem Recht kommen sollen. Dazu gehören sowohl die religiösen Einrichtungen (Pfarreien, Gemeinden etc.), als auch alle Vereine und Vereinigungen, die sich in irgendeiner Weise kulturell betätigen. Ziel ist es auch hier, die Ausprägung derer in der Zeit zwischen 1918-1939 aufzuarbeiten und Ideen zu entwickeln, wie diese 2023 wieder zu beleben sind, um auf diesem Wege die Stadt als Kulturraum im Rheinland der Zwischenkriegszeit in Erinnerung zu rufen.

Sektion 4: Stadt-Räume in der Fläche

Der vierten Sektion ist es vorbehalten, die Spezifika der Stadtkultur im Unterschied zur ländlichen Kultur herauszuarbeiten, um solcherweise die Bedeutung des städtischen Raums für die Ausprägung der Kultur zu erkunden.
Eingeleitet wird auch sie durch ein Impulsreferat. Workshopteilnehmer, deren Institutionen nicht in größeren Städten angesiedelt sind, sind eingeladen in dieser Sektion ihre Einrichtungen vorzustellen und dabei deren Existenz und deren Aktivitäten in der Zwischenkriegszeit zu erläutern. Daraus können Ideen entwickelt werden, wie das geplante Netzwerk auch auf den ländlichen Raum ausgedehnt werden kann.

Im Verlauf der „Zwischenkriegszeit“ wird das Jahr 1923 in der Regel als Krisenjahr bezeichnet, weil aufgrund der ausgesetzten Reparationszahlungen französische und belgische Truppen das Ruhrgebiet besetzten. Darauf reagierte die Reichsregierung mit der Ausrufung des passiven Widerstands. Zugleich gab es politische Unruhen in verschiedenen Regionen des Reiches, so auch im Rheinland. Daran soll 2023 erinnert werden, und zwar indem kulturelle Veranstaltungen an verschiedenen Orten im Rheinland im Rahmen eines gemeinsamen Netzwerkes durchgeführt werden sollen. Der strukturellen Vorbereitung dieses Netzwerkes und der inhaltlichen Ausarbeitung von Programmideen soll der Workshop dienen. (Wolfgang Hasberg)


OGV und JGV: Auf dem Weg zu einem gemeinsamen neuen Erscheinungsbild

Die Kooperation zwischen dem Opladener Geschichtsverein von 1979 e.V. Leverkusen (OGV) und dem Jülicher Geschichtsverein 1923 e.V. (JGV) währt nun schon seit gut einem Jahrzehnt, wobei eine entsprechende schriftliche Vereinbarung Ende 2012 geschlossen wurde. Die Zusammenarbeit hat dabei in den vergangenen Jahren dadurch eine neue Qualität erhalten, dass größere gemeinsame Projekte wie „Das preußische Jahrhundert“ und „Kriegsenden in europäischen Heimaten“ erarbeitet wurden. Auch das Jahres- bzw. Fahrtenprogramm erscheint nun schon seit 2012 bzw. 2013 in einer gemeinsamen Form. Vor diesem Hintergrund entstand der Wunsch, dass die Kooperation auch im öffentlichen Erscheinungsbild deutlicher wird. Das bisherige Corporate Design der beiden Vereine lässt sich jedoch nur schwer miteinander kombinieren. Das liegt einerseits an der sehr unterschiedlichen Form des jeweils verwendeten Logos und andererseits an den sich daraus ergebenden Farbräumen. Mit der in Jülich ansässigen Agentur für Design und Kommunikation LA MECHKY PLUS wurde ein Partner gefunden, von dem OGV und JGV ein gemeinsames neues Corporate Design sowie eine neue Kommunikationsstrategie im Hinblick auf Internetangebot(e) und Social Media haben erstellen lassen. Es ist geplant, mit dem Jahresprogramm 2021 die Verwendung der neuen Gestaltung starten zu lassen. Das Ziel des neuen Corporate Designs ist es, durch die Steigerung der Qualität des äußeren Erscheinungsbildes eine stärkere Breitenwirkung zu entfalten, um damit neue Kreise von Interessierten zu erschließen und damit letztlich neue Mitglieder zu gewinnen. Schlagworte, die sich damit verbinden und dem Selbstverständnis beider Vereine entsprechen sind: Qualität, Seriosität, Individualität, Flexibilität und Modernität. Dies soll sichtbar werden durch ein einheitliches, flexibles und funktionales Erscheinungsbild ausgehend von prägnanten Logos mit hohem Wiedererkennungseffekt. Grundsätzlich gilt: Das äußere Erscheinungsbild muss der inhaltlichen Qualität der Arbeit beider Vereine gerecht werden. 

Logos von Geschichtsvereinen – und da bilden OGV und JGV keine Ausnahme – wirken meist antiquiert bzw. altmodisch. Insoweit galt es bei dem Neuansatz, Geschichte wirklich neu zu denken und dabei zeitgemäß zu wirken. Was ist nun Geschichte? Unter anderem ein beliebiger Punkt auf der Zeitachse. Diese kann man als Zeitstrahl mit einer Rasterung beispielsweise in 25 Jahre-Schritten visualisieren. Greift man den Zeitraum von 1900 bis 2000 heraus, ergeben sich fünf Striche in gleichmäßigem Abstand voneinander (Abb. 1). Trägt man nun jeweils die für die beiden Vereine bedeutsamen Jahre ein (JGV: 1923 und 1957, Abb. 2; OGV: 1979) und nimmt den waagerechten Strich des Zeitstrahls wieder weg, ergibt sich dadurch der grafische Teil des Logos. Zusammen mit dem Namen des Vereins ist das jeweilige Logo schon fertig (Abb. 3)! Treten nun OGV und JGV gemeinsam auf, werden die insgesamt drei Markierungsstriche der beiden Logos in einem Logo zusammengeführt und mit den Abkürzungen OGV und JGV kombiniert (Abb. 4). Von diesem System und seinem dahinterliegenden Raster ausgehend, ergibt sich eine große Variationsbreite bei der Gestaltung weiterer Logos. Entscheidend ist das Raster, das den Logos hinterlegt ist. Denn dieses bildet die Grundlage der verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten für Bucheinbände, Programmtitelseiten, Werbeanzeigen, Internetstartseiten u.v.m. (Abb. 5). 

Hinzu kommt aber noch eine Farbwelt, die sich jeweils aus den Stadtwappen und Stadtlogos ergibt. Für Leverkusen-Opladen sind dies Blau, Rot und Grün, für Jülich Blau, Rot und Gelb, nicht aber farbsatt, sondern bezugnehmend auf den historischen Ansatz etwas „verblichen“. Für jeden Verein ergeben sich damit unterschiedliche Kombinationsmöglichkeiten von jeweils drei Farben. Jeweils eine Farbe kommt dabei nur bei einem der beiden Farbräume vor: das Grün bei Leverkusen-Opladen und das Gelb bei Jülich. Die Kombination dieser beiden Farben kommt dann zur Anwendung, wenn die beiden Vereine gemeinsam in Erscheinung treten (Abb. 6). An zwei Vorentwürfen wird deutlich, welches Erscheinungsbild sich daraus ergibt (Abb. 7 und 8). Wir sind äußerst gespannt, wie sich das neu Corporate Design von OGV und JGV in der Praxis bewährt, wobei die bisherigen Logos ihre Bedeutung – auch im Hinblick auf die Identifikation mit den beiden Vereinen – behalten werden. Von der Qualität und positiven Wirkung des neuen Corporate Designs sind wir fest überzeugt. (Guido von Büren, Daniel Grasmeier, Dennis Hackhausen)

Abbildungsnachweis: Alle Abbildungen LA MECHKY PLUS. Agentur für Design und Kommunikation. 


Fotowettbewerb 2020: DenkMal! 90 Jahre Leverkusen

Teilen Sie mit uns Ihre Eindrücke und Ausblicke - Gehen Sie mit Ihrer Kamera auf Spurensuche in Leverkusen!

2020 kann die Stadt Leverkusen auf 90 Jahre Ihres Bestehens zurückblicken. 2020 lautet das Thema des Tages des offenen Denkmals und des 17. Geschichtsfestes "Chance Denkmal: Erinnern. Erhalten. Neu denken.".

Dies hat, ganz im Sinne des Projektes >LEV< Leverkusen – Stadtgeschichte mit Zukunft, die Idee hervorgebracht, die Leverkusener Bevölkerung aufzurufen, mit dem Fotoapparat oder der Kamera in Leverkusen auf Spurensuche zu gehen. (Anmerkung: Dies ist auch in der Corona-Krise eine gute Möglichkeit sich mit der Geschichte unserer Stadt auseinander zu setzen und die eigene Stadt und ihre Geschichte zu erkunden und zu erleben.)

Neben Fotoaufnahmen können auch Filmsequenzen oder Collagen zur Thematik erstellt werden. Über die „Bilder“ hinaus sind die „Spurensucher“ aufgerufen, Ihren Beitrag mit einem kurzen Text zu beschreiben.

Gesucht werden viele farbige, witzige, vielsagende, bunte, schrille, schräge, oder einfach nur schöne Aufnahmen unserer facetten- und auch geschichtsreichen Stadt. Bitte beschreiben Sie Ihren Beitrag mit einem kurzen Text.

Einsendeschluss ist der 31. Juli 2020. Die detaillierten Teilnahmebedingungen entnehmen Sie bitte dem integrierten Flyer.

Eine Jury bewertet die Fotos bis zum 15. August 2020. Die Siegerehrung findet am 12. September 2020 in feierlichen Rahmen statt. Hierzu erfolgen persönliche Einladungen. Die Sieger der einzelnen Kategorien erhalten Sachpreise (Tagesfahrt/Stadtrundfahrt Leverkusen, Publikationen zur Stadtgeschichte u.v.a.m.).

13 ausgewählte Fotos werden in einem Fotokalender 2021 veröffentlicht, den alle Teilnehmer als Dank und Anerkennung erhalten. Darüber hinaus ist eine Fotoausstellung „DenkMal! 90 Jahre Leverkusen“ mit den eingereichten Beiträgen im Stadtgebiet geplant. Die Siegerbeiträge werden im Rahmen des 17. Geschichtsfestes am 13. September 2020 präsentiert.

Den Flyer für den Fotowettbewerb können Sie hier herunterladen!


T E R M I N H I N W E I S E

Schrittweise Wiederaufnahme der Veranstaltungsaktivitäten

Ab dem 1. Juli 2020 plant der OGV unter Einhaltung aller Abstands- und Hygienevorschriften die schrittweise Wiederaufnahme der Veranstaltungsaktivitäten. Hierbei ist es zunächst unerlässlich, dass sich alle Interessierten vorab verbindlich hier oder telefonisch unter 02171-47843 für die jeweilige Veranstaltung anmelden. Vielen Dank für das Verständnis.

Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!


Sie erhalten diese E-Mail als Abonnent unseres Newsletters. Wenn Sie den OGV-Newsletter mit der nächsten Ausgabe nicht mehr erhalten möchten, klicken Sie bitte hier: Newsletter abbestellen

Herausgeber:
Opladener Geschichtsverein von 1979 e.V. Leverkusen
Villa Römer – Haus der Stadtgeschichte, Haus-Vorster Str. 6, 51379 Leverkusen (Opladen)
www.ogv-leverkusen.de

Bitte beachten Sie, dass unser Newsletter automatisiert von einer Adresse versendet wird, die keine Antwortmails verarbeiten kann. Sollten Sie Fragen oder Anregungen per E-Mail äußern wollen, wenden Sie sich bitte an geschaeftsstelle@ogv-leverkusen.de.