Der Erste Weltkrieg kann aus den verschiedensten Blickwinkeln betrachtet werden. Dieses Projekt nutzt eine ganz besondere: die lokale Perspektive im europäischen Vergleich. Es ist abschließender Bestandteil des Gesamtprojektes „Der Erste Weltkrieg – Euphorie und Neuanfang – Entwicklungen und Wahrnehmungen in europäischen Städten 1914 und 1918“, welches mit seinem kommunalen Blickwinkeln und abseits vom unmittelbaren Kriegsgeschehen neue Perspektiven auf die Bedeutung des Ersten Weltkriegs für Europa und seine Menschen bietet. An dem Projekt beteiligen sich neben Mitgliedern der Geschichtsvereine und Museen in Bracknell, Jülich, Leverkusen, Ljubljana, Ratibor, Schwedt und Villeneuve d’Ascq, dem Haus der Stadtgeschichte Leverkusen und den Stadtarchiven auch Universitäten und Schulen in den projektbeteiligten Städten sowie freie Mitarbeiter. Die Steuerung des Projektes erfolgt durch eine Projektgruppe des OGV, an dem auch Fachpersonal Leverkusener Schulen und regionaler Universitäten mitwirkt. (Anmerkung: Bei den ausgewählten Städten handelt es sich – bis auf Jülich – um Partnerstädte Leverkusens.)
Die unterschiedlichen Fragestellungen, die im Rahmen des vorliegenden Projektes bearbeitet wurden und im abschließenden Projekt erforscht und präsentiert werden sollen, nutzen eine besondere, die lokale Perspektive: Nachdem 2014 die Entwicklungen in den verschiedenen ausgewählten europäischen Städten bei Kriegsausbruch betrachtet wurden, ist es nun Ziel, diese zum Teil während des Krieges und bei Kriegsende sowie bezogen auf den Neuanfang vorzustellen und damit einen genaueren und vielleicht anschaulicheren Eindruck der Ereignisse auf kommunaler Ebene – der sogenannten Heimatfront – zu gewinnen und gleichzeitig einen europäischen Vergleich zu ermöglichen.
Die Veränderungen durch den Krieg lassen sich an den mitwirkenden Städten exemplarisch darstellen. So zeigt das Projekt einerseits unterschiedliche Wahrnehmungen des Kriegsbeginns in damals vier Städten im Deutschen Kaiserreich (Jülich, Leverkusen, Schwedt und Ratibor; letztere mit einem polnischen Bevölkerungsanteil), in Frankreich (Villeneuve d’Ascq), Großbritannien (Bracknell) und Österreich-Ungarn (Ljubljana; hier mit einem slowenischen Bevölkerungsanteil) auf; zum anderen zeigen sich die Veränderungen am Kriegsende durch ein verändertes politisches System im Deutschen Reich und Veränderungen in der Situation der ausgewählten Städte: Jülich und Leverkusen sind britisch bzw. französisch-belgisch besetzt, Schwedt ist im Herzen des Reiches als Garnisonsstadt betroffen und Ratibor steht unter „gewisser“ Völkerbundüberwachung bis zur Volksabstimmung zwischen Deutschem Reich und Polen 1921. Villeneuve d‘Ascq ist geprägt von den Folgen der deutschen Besatzung während des Ersten Weltkriegs. Die Stadt Ljubljana wird Teil des neugeschaffenen Königreichs der Slowenen, Serben und Kroaten.
Das hier vorzustellende, selbständige Projekt zum Kriegsende und Neuanfang bildet den Abschluss und Höhepunkt dieses langfristig angelegten Kooperationsprojektes. Das Projekt „1918: Zum Ende eines Krieges. Der Ausgang des Ersten Weltkrieges in sieben europäischen Heimaten“ will 2018 und 2019 drei Angebote erarbeiten:
- eine Ausstellung in der Villa Römer – Haus der Stadtgeschichte in Leverkusen- Opladen vom 08. September 2018 bis 3. Februar 2019,
- eine ca. 400 Seiten umfassende Publikation, welche in den Schriftenreihen MONTANUS des Opladener Geschichtsvereins und Jülicher Forschungen des Jülicher Geschichtsvereins erscheint,
- ein Begleitprogramms mit Vorträgen, Rundfahrten, Gesprächsrunden und anderen Veranstaltungsformaten während der Laufzeit der Ausstellung. Am Eröffnungswochenende soll ein Symposium von Bürgern und Historikern der beteiligten Städte stattfinden.
Ziel des Projektes ist es, die Bedeutung und Nachwirkungen von Krieg allgemein und des Ersten Weltkrieges im Besonderen auf lokaler Ebene im europäischen Vergleich darzustellen. Hierbei sind das Zusammendenken von Anfang und Ende des Kriegs wie auch die Wahrnehmung von Krieg „vor Ort“ bestimmende Merkmale. Besondere Bearbeitungsschwerpunkte stellen das Kriegsende als schleichender/differenzieller Übergang und die Heimat als soziale Kategorie dar.
Thematisiert, das heißt erforscht, diskutiert und präsentiert in den o.a. drei Angeboten werden sollen:
- Kriegsende und Neuanfang in europäischen Heimaten,
- Kriegserleben in europäischen Heimaten,
- Kriegserinnerung in europäischen Heimaten.
Die Fragen nach dem Endpunkt des Krieges bzw. nach dem Neuanfang und dessen Zeitpunkt wie auch die Erfahrungen von Krieg vor Ort erklären unterschiedliche Formen der Erinnerung und der Bedeutung von Krieg in unterschiedlichen europäischen Heimaten bis heute.
Die Konzeption der Publikation ist wie folgt geplant:
- Einführung „Euphorie und Neuanfang?
- Vom Anfang eines Endes
- Heimaten leben im Krieg - Heimaten erleben den Krieg (sechs bis zehn Beiträge zu den „Spezifika“ der jeweiligen Heimat)
- Bracknell – eine Heimat fern der Front
- Jülich – eine Garnisonsstadt als Heimat
- Leverkusen – eine industrielle Heimat
- Ljubljana – eine Heimat im Vielvölkerstaat
- Ratibor – eine Heimat zwischen den Fronten
- Schwedt – eine borussische Heimat
- Villeneuve d’Ascq und Haubordin – Heimaten unter Besatzung
- Zum Ausgang eines Krieges (Aufgreifen der Artikel aus Teil I: Im Beginn liegt ein Ende, Aufgreifen der Artikel aus Teil II: Gewöhnung an den Krieg und die Schwierigkeit des Aufhörens, viele Enden und viele Anfänge sowie Schwierigkeiten, das Ende eines Krieges zu beschreiben)
Die Konzeption der Ausstellung umfasst nachfolgende Gliederung:
- Was bedeutet es, dass der Krieg zu Ende ist?
- Wie geht der Weg in den verschiedenen Heimaten zu Ende? Wie startet ein neuer Weg?
- Leben im Krieg – Erleben im Krieg in europäischen Heimaten
- Alltag
- Wirtschaft
- Militär
- Kirche
- Öffentlichkeit
- Jugend/Bildung
- Verwaltung/Politik
- Deutungen und Erinnerungen „Erster Weltkrieg“ / „Erinnerungsorte in den Heimaten“ (z.B. Kriegerdenkmäler)
- Erster Weltkrieg als Erinnerungsort
Im Rahmen des Begleitprogramms ist geplant:
- „europäische“ Ausstellungseröffnung
- „Fachsymposium“ im Rahmen des Eröffnungswochenendes in Leverkusen
- Filmabende (u.a. „Die Heimat“ von Edgard Reitz)
- Podiumsdiskussion zu „Narrativen“ innerhalb des Gedenkens an den Ersten Weltkrieg (z.B. Dolchstoßlegende)
- Vorträge
- Kunst und Musik im Ersten Weltkrieg
- Exkursion zu Erinnerungsorten an den Ersten Weltkrieg
All diejenigen, die an der Mitwirkung an diesem spannenden Projekt interessiert sind, können sich gern aktiv einbringen. Die Arbeitsgruppe „Euphorie und Neuanfang“ tagt derzeit einmal im Monat, jeweils am zweiten Freitag um 18:30 Uhr in der Villa Römer. Das nächste Treffen findet am Freitag, 13. Oktober 2017 statt. Rückfragen richten Sie bitte an mg(at)ogv-leverkusen.de.
Weitere Informationen unter www.euphorie-und-neuanfang.de.