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Ausgabe 3 / 2021
Editorial der Beisitzerin Sophie Spiegler M.A.
Liebe Freundinnen und Freunde des Opladener Geschichtsvereins,
wir sind es gewohnt, die Geschichte jüdischen Lebens in Deutschland von ihrem (vorläufigen) Ende her, vom Holocaust aus zu erzählen. Das ist durchaus verständlich: Der systematische Massenmord an den deutschen und europäischen Juden war und ist ein ungeheurer Zivilisationsbruch. Es wäre freilich schade, wenn darüber der Reichtum jüdisch-deutscher Geschichte und Kultur vollkommen aus dem Blick geriete: Ein Edikt Kaiser Konstantins aus dem Jahr 321 bestätigte Juden das Recht, Ämter in der Verwaltung der spätantiken Colonia Claudia Ara Agrippinensium zu bekleiden und belegt damit, dass zu diesem Zeitpunkt eine jüdische Gemeinde in Köln existiert hat. Wir können daher in diesem Jahr 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland entdecken – und der OGV ist dabei!
Zugegebenermaßen reicht die Geschichte jüdischen Lebens auf dem Gebiet des heutigen Leverkusens nicht ganz so weit zurück: Erstmals lässt sich für die Mitte des 18. Jahrhunderts eine jüdische Familie unter den Einwohnern Wiesdorfs nachweisen; im Laufe des 19. Jahrhundert entwickelte sich dann in Opladen eine prosperierende jüdische Gemeinde, die auch für die Jüdinnen und Juden angrenzender Orte geistliche Heimat wurde. Der Bau einer Synagoge in den Opladener Altstadtstraße krönte 1879 die Entwicklung. Jüdische Mitbürger und Mitbürgerinnen waren Getreidehändler, Metzger und Chemiker, sie wirkten als Stadtverordnete und Philanthropinnen, fielen als Soldaten im 1. Weltkrieg oder waren schlicht Klassenkameraden. Heute erinnert im Stadtbild nur wenig an diese Menschen: Neben den „Stolpersteinen“ sind in diesem Zusammenhang vor allem der jüdische Friedhof in der Robert-Blum-Straße und der Gedenkstein am ehemaligen Standort der Synagoge zu nennen.
Gemeinsam mit zahlreichen Partnern wollen wir dieses Jahr die Geschichte jüdischen Lebens in Leverkusen und dem Rheinland wieder sichtbarer machen. Los geht‘s am 3. März mit einem Vortrag des Schweizer Historikers Dr. Uri Kaufmann, darüber hinaus können Sie sich u.a. auf ein Konzert mit crazy freilach, eine Exkursion zum jüdischen Friedhof Opladen oder eine Tagesfahrt zum Thema „Jüdisches Leben auf dem Land“ freuen. Alle Informationen finden Sie in unserem Programmflyer oder auf unserer Homepage. Darüber hinaus lohnt auch ein Blick auf die Internetseite des Vereins 321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V., der die deutschlandweit stattfindenden Aktivitäten und Veranstaltungen des Jubiläumsjahrs koordiniert.
Ich wünsche Ihnen spannende neue Entdeckungen und Erkenntnisse!
Herzliche Grüße
Sophie Spiegler
Leverkusen - Stadtgeschichte mit Zukunft
Historischer Mittelpunkt der Stadt Leverkusen auf dem Opladener Frankenberg
von Jörn Wenge
Wie Sie wahrscheinlich schon wissen, haben wir in den vergangenen Monaten intensiv dafür geworben, die historische Vermittlungs- und Bildungsarbeit in unserer Stadt zu intensivieren und dafür eine angemessene institutionelle Grundlage zu schaffen. Unsere Vision ist, dass die Stadt Leverkusen bis zu ihrem 100. Geburtstag im Jahr 2030 ein Zentrum für Stadtgeschichte etabliert, in dem die Geschichte unserer Stadt und ihrer vielfältigen Wurzeln erforscht und vor allem attraktiv und zeitgemäß vermittelt wird. Oberbürgermeister Uwe Richrath hat nun den städtischen Gremien ein "Verwaltungsstandortkonzept" vorgelegt, das hoffentlich einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Realisierung dieser Vision markiert. Der Plan des Oberbürgermeisters sieht unter anderem vor, auf dem Frankenberg einen "historischen Mittelpunkt" für Leverkusen zu schaffen, um etwa ein neues "Haus der Stadtgeschichte" einzurichten. Dafür sollen Verwaltung, Stadtarchiv und Geschichtsvereine gemeinsam ein Konzept erarbeiten. Wenn die Vorlage angenommen wird, werden wir uns in diesem Prozess natürlich sehr gerne mit unseren Ideen einbringen. Das für Leverkusen einzigartige Gebäudeensemble auf dem Frankenberg hat auf jeden Fall großes Potenzial und ist der ideale Standort für ein neues historisches Zentrum.
Die offizielle Stellungnahme des OGV zum Verwaltungsstandortkonzept finden Sie hier
Phantasialand auf dem Frankenberg - ein Kommentar
von Ernst Küchler
Seit einiger Zeit beschäftigt sich der OGV unter dem Label „LEV-Stadtgeschichte mit Zukunft“ mit der Neuorientierung und Stärkung der stadtgeschichtlichen Arbeit in unserer Stadt. Da ist das vom Oberbürgermeister dem Rat vorgelegte Konzept für die Verwaltungsstandorte in Leverkusen geradezu eine Steilvorlage für unser Projekt. Danach soll der Frankenberg „zum historischen Mittelpunkt der Stadt Leverkusen (z.B. Haus der Stadtgeschichte, Bildungseinrichtung etc.) auf dem Opladener Frankenberg werden“.
Der Rat soll die Verwaltung beauftragen „in Zusammenarbeit mit stadtgeschichtlichen Vereinigungen und dem Stadtarchiv ein zukunftsfähiges Konzept zu entwickeln. Sobald der Rat ein solches Konzept beschlossen hat, kann es im Rahmen der finanziellen und personellen Kapazitäten in den nächsten Jahren Zug um Zug verwirklicht werden“.
Der OGV hat sich bereits im Rahmen seines Projekts „LEV- Stadtgeschichte mit Zukunft“ und zahlreicher Gespräche mit Politik und Verwaltung für dieses Ziel eingesetzt und ist gerne bereit sich aktiv in den Diskussionsprozessen zur „Ausgestaltung des angedachten historischen Mittelpunkts“ einzubringen und diesen mitzugestalten.
Nun sind Phantasie und Mut gefragt, um vorhandene Strukturen zu reformieren, das Ehrenamt mit den hauptamtlichen/professionellen Erfordernissen zu verbinden, den hervorragenden Standort mit seinen einmaligen Gebäuden entsprechend zu nutzen und aufzuwerten. Dabei dürfen die zahlreichen anderen Einrichtungen und Organisationen, die sich mit viel Engagement um die Geschichte(n) unserer Stadt kümmern, sowie die Bürgerinnen und Bürger, die sich mit Ihrer Stadt identifizieren nicht vergessen werden.
Der OGV will die Stadt und ihre Geschichte nicht den Experten überlassen, sondern sie mit den Bürgern „teilen“. Wenn nicht jetzt, wann dann, haben wir die Chance, die Geschichte und die Zukunft unserer Stadt neu zu schreiben, im „Phantasialand“, auf dem Frankenberg.
A K T U E L L E S
„Stadtgeschichte mit Zukunft“ – Bürgerdialog führte zu regem Gedankenaustausch
von Philipp Schaefer
Am 3. Februar 2021 fand zum ersten Mal ein rein virtueller Bürgerdialog zum Thema „LEV – Stadtgeschichte mit Zukunft“ als Zoom-Meeting statt. Der OGV möchte unter diesem Motto mit Bürgerinnen und Bürgern über die Geschichte der Stadt ins Gespräch kommen und gemeinsam Formate entwickeln, die die anstehenden Stadtjubiläen – darunter etwa der 50. Jahrestag der kommunalen Neugliederung 1975 – angemessen begleiten können. Damit sich auch während der anhaltenden Kontaktbeschränkungen möglichst viele LeverkusenerInnen beteiligen und ihre Ideen einbringen können, setzte der OGV die Reihe der Bürgerdialoge in Form einer Videokonferenz fort, die die Möglichkeit eines ergebnisoffenen Austausches für alle Interessierte bot.
Zunächst erläuterte Prof. Dr. Wolfgang Hasberg, Vorsitzender der Wissenschaftlichen Kommission des OGV, was unter dem Motto „Stadtgeschichte mit Zukunft“ gemeint sein soll: Das historische Bewusstsein der Leverkusenerinnen und Leverkusener, das geprägt ist von unterschiedlichen Mentalitäten und Perspektiven, was sich zum Beispiel im Zugehörigkeitsgefühl zu einzelnen Stadtteilen niederschlägt, soll in den kommenden Jahren aufgearbeitet und anschaulich präsentiert werden. Wichtig ist dafür die Beteiligung breiter Bevölkerungsgruppen, Vereinen und Institutionen Leverkusens, um eine „Geschichte von unten“ zu realisieren, die Aspekte und Themen beinhaltet, die bislang nicht Eingang in die einschlägige Literatur zur Stadtgeschichte gefunden haben.
Im Anschluss stellte die Historikerin und Projektleiterin Stefanie Weyer M. A. das Ausstellungsprojekt „StadtKULTUR in Leverkusen“ vor, das als eine erste „Frucht“ aus der von Prof. Hasberg dargestellten Intention des Labels „Stadtgeschichte mit Zukunft“ gelten kann. Denn hieran beteiligen sich verschiedene Vereine und Organisationen aus dem Kulturleben der Stadt Leverkusen und erzählen ihre Geschichte(n). Das Ausstellungsprojekt ging selbst aus Anregungen hervor, die beim ersten Bürgerdialog im Sommer 2019 geäußert wurden, und startet im Herbst 2021 mit einer Ausstellung in der Villa Römer und begleitenden Veranstaltungen, die auf das Stadtgebiet verteilt sein werden.
Eine weitere Facette von „Stadtgeschichte mit Zukunft“ stellen Rundwege und Beschilderungen dar. Dies ist zwar kein neues Betätigungsfeld des OGV, jedoch bietet sich hier die Chance, mit verschiedenen Kooperationspartnern zusammen auf neue, bislang weniger beachtete Themen und Orte aufmerksam zu machen und ein Angebot zur Entdeckung der Geschichte des eigenen Wohnumfeldes zu leisten. Zum Beispiel wird es demnächst eine „Fußballroute Leverkusen“ geben, die sich mit der Geschichte von Bayer 04 befasst. Die Idee und das Konzept dieses Rundweges stammt vom Verein NK12 e.V., dem unabhängigen Dachverband der Bayer-04-Fanclubs. Dessen Vorsitzender Oliver „Wuppi“ Willutzki stellte den Rundweg vor und schilderte auch die Vorzüge der Zusammenarbeit mit dem OGV. Gemeinsam soll eine weitere Route zur Sportstadt Leverkusen realisiert werden.
In der anschließenden von Prof. Hasberg moderierten Diskussion wurde anhand der regen Beteiligung deutlich, dass die diskursive Beschäftigung mit der Stadtgeschichte auf vielfaches Interesse stößt. Verschiedene Anregungen wurden geäußert, etwa die Einbeziehung des Hitdorfer Heimatmuseums „Thürmchen am Werth“ in weitere Überlegungen, wie z. B. einen Rundgang zur Geschichte dieses Stadtteils. Eine weitere Idee besteht darin, in Kooperation mit dem Sängerkreis Rhein-Wupper-Leverkusen e. V. die mitunter lang zurückreichende Geschichte der Leverkusener Chöre einem breiten Publikum zu präsentieren, was sich etwa im Rahmen von Fortsetzungsveranstaltungen im Projekt „StadtKultur in Leverkusen“ anbietet. Eine Anregung zielte darauf ab, über ein Angebot für neu hinzugezogene Bürgerinnen und Bürger Leverkusens nachzudenken, das einen Einblick in die Historie Leverkusens und somit eine Orientierung für Neuankömmlinge bieten soll. Daraus ergab sich ein reger Gedankenaustausch über die Frage, was für ein Bild neu Hinzugezogene von Leverkusen haben und ob dieses Bild mit der Wahrnehmung Alteingesessener übereinstimmt bzw. inwieweit es sich davon unterscheidet.
Wenn man sich auf die Suche begibt nach diesem historischen Bewusstsein der LeverkusenerInnen, nach ihrer Wahrnehmung von Heimatgeschichte, hat ein Ort – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie – enorm an Bedeutung gewonnen: In sozialen Netzwerken findet in verschiedenen Gruppen bereits „Geschichte von unten“ statt, an der sich jeder beteiligen kann: Historische Postkarten, Privatfotos, Abbildungen aus Zeitungen, Büchern etc. werden fleißig geteilt und kommentiert. Dabei werden Anekdoten ausgetauscht und vor allem Fragen gestellt, etwa nach Leverkusener Persönlichkeiten, Geschäften, Ereignissen, alten Straßenverläufen usw. Der OGV hat es sich zum Ziel gesetzt, beim kommenden Bürgerdialog Ende März 2021 Mitglieder dieser Gruppen wie „Historisches Leverkusen“ anzusprechen und mit ihnen über „Stadtgeschichte mit Zukunft“ zu diskutieren. Gemeinsam können dann vielleicht Wege gefunden werden, wie diese vorhandene Masse an digitalen Quellen und Inhalten kanalisiert, evtl. selektiert und weiterverarbeitet (als Ausstellung, Publikation, Online-Portal?) werden kann.
Es gibt also viele Ideen und Anregungen, die beim nächsten Bürgerdialog am 31. März weitergedacht werden können. Ebenso ist jeder willkommen, Ideen für eine „Stadtgeschichte mit Zukunft“ zu äußern. Nachdem leider beim Bürgerdialog am 3. Februar die angekündigte Facebook-Liveübertragung aufgrund eines technischen Problems nicht stattfinden konnte, wird es am 31. März die Gelegenheit geben, den für alle (und alles) offenen Bürgerdialog live auf Facebook zu verfolgen und zu kommentieren.
Der Dialog geht weiter
von Stefanie Weyer
Der Opladener Geschichtsverein 1979 e.V. Leverkusen (OGV) lädt am Mittwoch, den 31. März 2021, um 19 Uhr, zum zweiten digitalen Bürgerdialogvia Zoom(Meeting-ID: 912 6524 0800, Kenncode: 110952) oderFacebook ein. Die Idee: Im Austausch das historische Gedächtnis erfrischen, bewahren, verknüpfen und daraus die Geschichte von Leverkusen sichtbar machen.
Damit die Kommunikation nicht abbricht, probiert der OGV ein neues Medium der digitalen Zusammenarbeit aus: Padlet. Der Vorteil: Ideen können für die Zukunft gespeichert werden. Es muss keine App installiert oder ein Konto eingerichtet werden. Unabhängig von der Plattform und der eigenen Hardware kann man es nutzen. Man benötigt nur einen Browser. Während des Bürgerdialogs dient es auch als Ersatz für die Zwischengespräche. Wie auch in der analogen Welt gilt: Beleidigungen und diskriminierende Äußerungen gibt der OGV keinen Raum.
Einladungsvideo zum Vortrag "321 - 1700 Jahre Jüdisches Leben im Rheinland"
In einem Einladungsvideo an einem historischen Ort, dem Platz der Synagoge in Leverkusen-Opladen weist der OGV auf den ersten (Online-)Vortrag der spannenden Veranstaltungsreihe "1700 Jahre jüdisches Leben im Rheinland" am 3. März 2021 hin. Auf Grund der Beschlüsse vom 5.01.2021 findet der Vortrag nur virtuell statt.
Der Vortrag "321 – 1700 Jahre Jüdisches Leben im Rheinland" von Dr. Uri Kaufmann wird über Zoom (Meeting-ID: 923 3045 4213, Kenncode: 350001) und auf des Facebook-Präsenz des OGV live übertragen. Alle weiteren Vorträge der Reihe "Marksteine deutscher Geschichte aus rheinischer Perspektive", die ebenfalls hybrid durchgeführt werden sollen, entnehmen Sie bitte unserem Veranstaltungsprogramm.
Mit dem Vortrag startet auch die Veranstaltungsreihe "1700 Jahre Jüdisches Leben im Rheinland". Das Programm der Reihe finden Sie hier.
Neue Ausstellung in der Villa Römer
von Michael D. Gutbier
Vom 13. März bis 29. August 2021 präsentiert der OGV im Rahmen des Projektes "StadtRäume" in der Villa Römer unter Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Uwe Richrath die Ausstellung Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte "Die Reichskanzler der der Weimarer Republik. Zwölf Lebensläufe in Bildern".
Zwischen der Eröffnung der Nationalversammlung in Weimar am 6. Februar 1919 und dem Beginn der Hitlerdiktatur am 30. Januar 1933 haben zwölf Reichskanzler die Weimarer Republik regiert. Aufgrund ihrer kurzen Kanzlerschaften sind sie heute weitgehend in Vergessenheit geraten. Dabei sagt die Kürze oder Länge einer Amtszeit grundsätzlich nichts über die Qualität eines Amtsinhabers aus. Die vielen Kanzlerwechsel der ersten deutschen Demokratie resultierten aus der äußerst schwierigen außen- und innenpolitischen Lage Deutschlands nach 1918. Die erdrückenden wirtschaftlichen, sozialen und mentalen Folgelasten des verlorenen Ersten Weltkrieges gestalteten den Aufbau einer stabilen Demokratie schwierig.
Die Ausstellung beschränkt sich nicht auf die kurze Tätigkeit an der Spitze der Reichsregierung, sondern präsentiert die Lebensläufe von Philipp Scheidemann, Gustav Bauer, Hermann Müller, Constantin Fehrenbach, Joseph Wirth, Wilhelm Cuno, Gustav Stresemann, Wilhelm Marx, Hans Luther, Heinrich Brüning, Franz von Papen und Kurt von Schleicher. Sie gibt damit den Reichskanzlern, ihrer Persönlichkeit und ihren politischen Vorstellungen, Gesicht und Stimme zurück.
Rund 750 Fotos von über 60 Leihgebern, darunter zahlreiche aus privater Hand, die noch nie gezeigt wurden, dokumentieren zwölf höchst unterschiedliche Biographien, in denen sich die deutsche Geschichte vom Kaiserreich bis in die Bundesrepublik Deutschland widerspiegelt.
Die Öffnungszeiten der Ausstellung ist samstags von 15 bis 18 Uhr und sonn- und feiertags von 11 bis 16 Uhr. Abweichende Besuchszeiten und Führungen sind nach Vereinbarung unter 02171 / 47 843 möglich. Der Eintrittspreis beträgt € 4,00.
Veranstaltungsreihe "Weimar in der Region" startet
in Zusammenarbeit mit dem Jülicher Geschichtsverein 1923 e.V., LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte und dem Portal Rheinische Geschichte
von Guido von Büren
Das Jahr 1923 war für die junge Weimarer Republik voller Herausforderungen. Diese konzentrierten sich teilweise auf das Rheinland bzw. bekamen hier etwa durch das Besatzungsregiment und die Separatistenbewegung noch eine zusätzliche Dimension. Der Jülicher Geschichtsverein 1923 e.V. und der Opladener Geschichtsverein von 1979 e.V. Leverkusen haben mit zahlreichen Partnern in der Region und darüber hinaus ein Projekt angestoßen, das dieses Krisen- und Wendejahr aus einer lokalen Perspektive behandelt, es aber in seiner überregionalen und europäischen Dimension reflektieren möchte. Auf diese Weise werden europäische, nationale, regionale und lokale Narrative kritisch hinterfragt und Bausteine für eine Kulturgeschichte der „Zwischenkriegszeit“ bereitgestellt. In einer vierteiligen virtuellen Vortragsreihe 2021 und einem Workshop 2022 in Leverkusen werden einzelne thematische Aspekte in ihrer Bedeutung für das Vorhaben reflektiert.
Denkmal-Ausstellung „Chance Denkmal: Erinnern. Erhalten. Neu denken“ jetzt in den Wiesdorfer Arkaden
von Maria Lorenz
Das deutschlandweite Motto des Tages des offenen Denkmals 2020 lautete „Chance Denkmal: Erinnern. Erhalten. Neu denken“. Wie jedes Jahr hat auch diesmal der Opladener Geschichtsverein von 1979 e.V. Leverkusen dieses Motto aufgegriffen, um auf diesbezügliche Spurensuche in der eigenen Stadt zu gehen. Unter fachkundiger Anleitung der Herren Simon und Schier von der Unteren Denkmalbehörde wurden einige interessante Objekte ausgesucht, fotografiert und beschrieben. Es waren vor allem historische Gebäude, deren ursprüngliche Bestimmung im Laufe der Jahrhunderte durch verschiedene Umstände (sogar mehrmals) geändert wurde.
Zeitgleich wurden Mitstreiter in den europäischen Partnerstädten Leverkusens – Bracknell, Ljubljana, Oulu, Schwedt, Raciborz und Villeneuve d'Ascq – sowie die Freunde in Jülich, um Zusendung von Materialien zu diesem Thema gebeten.
Daraus entstanden ist eine Mini-Ausstellung bestehend aus 12 Tafeln, davon 6 Tafeln zu Leverkusener Objekten und je ein Objekt in Jülich, Ljubljana, Oulu, Schwedt, Raciborz und Villeneuve d'Ascq, die am Tag des offenen Denkmals, am 13. September 2020 an der Villa Römer, im Rahmen des 17. Geschichtsfests präsentiert worden ist.
Nachdem die Ausstellung vom 16. Dezember 2020 bis zum 28. Februar 2021 im Foyer des Elberfelder Hauses in Leverkusen-Wiesdorf präsentiert wurde, ist sie ab dem 1. März 2021 nun während der Öffnungs- und Dienstzeiten der Stadtverwaltung in den Wiesdorfer Arkaden in der Hauptstr. 105, in Leverkusen-Wiesdorf im Foyer bis auf Weiteres der interessierten Öffentlichkeit zugänglich. Bitte beachten Sie beim Ausstellungsbesuch die derzeit gültigen Kontaktbeschränkungen.
Im OGV-Kurier 96/2021 wird eine weitere Dokumentation der Objekte erfolgen.
OGV und europäische Partner erhalten EU-Förderung
von Michael D. Gutbier
Die Europäische Union fördert im Rahmen des Programms „Europa für Bürgerinnen und Bürger“ (Bereich: Demokratisches Engagement und Bürgerbeteiligung - Netzwerk von Städten) das vom Opladener Geschichtsverein von 1979 e.V. Leverkusen und 13 weiteren Partnern aus 7 Städten in 5 Ländern für den Zeitraum vom 01. März 2021 bis 28. Februar 2023 initiierte Projekt „StadtRäume in Europa - gemeinsames Entdecken regionaler Kultur & Geschichte als Basis für eine europäische Zukunft“ (StaR) mit € 118.440,00.
Zentrales Ziel von StaR ist die Förderung eines europäischen Geschichtsbewusstseins als Basis europäischer Identität. Gemeint ist kein einheitliches, sondern ein dynamisches & diskursives Geschichtsbewusstsein, das sich verändernden Verhältnissen anpassen und im permanenten Gespräch über Geschichtsdeutungen bleiben kann. Ein Netzwerk aus 14 Institutionen in 4 deutschen und 4 EU-Städten (zuzüglich Bracknell/UK) wird die Stadtkultur zwischen 1918-1939 untersuchen, indem Raum und Kultur als zwei sich bedingende Größen erkundet werden (Kulturraumsemiotik). Durch Vergleich der Befunde kann Europa als Konstrukt aus geographischem und kulturellem Raum erkennbar werden und die Einsicht fördern, dass unterschiedliche Voraussetzungen für die europäische Integration bestehen, weshalb kein einheitliches Geschichtsbild anzustreben ist. Allen Partnern ist historische Arbeit seit langem vertraut. Bei ihnen sind Historiker, Laien, Studierende und Jugendliche tätig. StaR steht einem breiten Kreis offen und fördert die Zusammenarbeit von haupt- und ehrenamtlichen Experten der städtischen (Geschichts-)Kultur. Dazu dienen regelmäßige Symposien und Workshops, bei denen über die Arbeit am lokalgeschichtlichen Gegenstand (geschichts-)kulturelle Eigenheiten erkannt und diskutiert werden. Die Befunde werden durch Vorträge, Ausstellungen, Publikationen sowie innovative Formen (Filmclips) oder interaktive Vermittlungsformen in neuartigen Ausstellungsformaten in digitaler als auch analoger Form distribuiert, die ein breites, junges Publikum ansprechen. Die Entwicklung solcher Formate ist explizites Ziel. Dazu sind der internationale Austausch wie das intergenerative Gespräch evident. Unabdingbar ist es, ein didaktisches Konzept zu entwickeln, das der historisch-politischen Bildungsarbeit und dem Demokratielernen durch historische Reflexion vergangener und gegenwärtiger Zustände dienen kann. Die konzipierten Medien und Methoden sind auf andere Felder historisch-politischer Bildung übertragbar.
StadtKULTUR in Leverkusen: Vorstellung der Kooperationspartner
Kurt Stichnoth
Kurzportrait
von Kurt Stichnoth
Geboren am 2. April 1931 in Wiesdorf bin ich ein Urgestein der Leverkusener Kulturlandschaft. Dieses Jahr feiere ich meinen 90.! Geburtstag. Als eines von sieben Kinder meiner Eltern Anna und Paul Stichnoth habe ich so einiges in Leverkusen erlebt.
Über den Umbau der Leverkusener City habe ich in meinem Lied „Wiesdorf vor zwanzig, dreißig Jahr“ gesungen! Nach einer schönen Kindheit wurde ich 1937 in der Horst Wessel Schule, heute Musikschule, eingeschult. Durch die Kriegsereignisse war der normaler Schulbetrieb 1944 bis 1945 sehr eingeschränkt. Im Herbst 1945 begann ich meine Ausbildung als Musterzeichner bei der Schusterinsel in Opladen. Nach 15 Jahren wechselte ich zur Firma Boheim nach Wermelskirchen, die 1969 aufgelöst wurde. Am 3. März 1955 heiratete ich Ursula Rudolf, die damals Kaufmännische Angestellte bei Bayer war. Seit 65 Jahren sind wir verheiratet und konnten im letzten Jahr unsere Eiserne Hochzeit feiern!
Wir unternahmen viele Reisen. Erst mit Zelt, dann mit Wohnwagen. Gerne fuhren wir in unser Ferienhaus in die Eifel. Höhepunkte waren Traumreisen wie zum Beispiel Karneval in Rio. Nach einer Umschulung bei Bauer Druck arbeitete ich von 1970 bis 1988 bei der Bayer AG als Industriegraphiker und ging freiwillig in den Vorruhestand. Von da an malte ich hobbymäßig Aquarelle sowie Seidentücher und machte Ausstellungen in Altenberg und Leverkusen. Nebenberuflich arbeitete ich als Humorist, Liedermacher und Produzent meiner Lieder aus Leverkusen. Nach 40-jähriger Tätigkeit beendete ich diese Bühnenarbeit als Prinz Kurt II. und trat von da an nur noch bei Chor-Veranstaltungen oder Konzerten auf. Unvergesslich war die Mitwirkung bei der LaGa, beim Morsbroicher Sommer sowie bei der Steuben-Parade in New York.
T E R M I N H I N W E I S E
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„Wie hätte die Stadt Leverkusen den 90. Geburtstag gefeiert, wenn es den Geschichtsverein nicht gäbe?“
(Leverkusens Erster Bürgermeister Bernhard Marewski im Rahmen der Festveranstaltung ‚90 Jahre Leverkusen‘ am 29. Oktober 2020)
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