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Ausgabe 5 / 2017
Editorial der stellvertretenden Vorsitzenden des OGV Maria Lorenz
Liebe Mitglieder des Opladener Geschichtsvereins, liebe Freunde und Förderer,
ein altes Volkslied, das da lautet: „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus, da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus ...“ passt diesmal sehr gut zu den vielfältigen (Reise)Aktivitäten unseres Vereins. So möchten wir Sie gerne an mehreren Terminen „aus dem Haus in die weite Welt hinaus“ locken.
Zunächst zu zwei Halbtags-Exkursionen die im Zusammenhang mit dem Thema „Reformation“ stehen: am 10. Mai ist ein Besuch der evangelischen Kirche in Linnich geplant und am 13. Mai wollen wir die evangelische Kirche in Reusrath besichtigen. Beide Kirchen bzw. Gemeinden haben eine interessante Entstehungsgeschichte und ihre Ausstattung ist sehenswert.
Nähere Angaben zum Treffpunkt, etc., entnehmen Sie bitte, den Exkursionsbeschreibungen weiter unten.
Des Weiteren findet vom 17. - 21. Mai die Studienreise nach Berlin, Wittenberg und Eisenach statt „Auf den Spuren der Reformation“. Diese Reise ist nur noch auf Anfrage zu buchen.
Im Gegensatz dazu gibt es für die Reise in die Niederlande, vom 16. - 18. Juni, noch genügend freie Plätze. Wir bitten um baldige Anmeldung. Einzelheiten – siehe im weiteren Text.
Den Monat Mai wollen wir aber mit einem Vortrag beginnen, der uns schon auf die neue Ausstellung, welche im September eröffnet wird, vorbereiten soll. Diese trägt den Titel „Angekommen – Angenommen: Leverkusener Integrationsgeschichte(n)“. In der Reihe der „Leverkusener Kamingespräche“ wird unser 1. Vorsitzender Michael D. Gutbier, M.A., am 3. Mai, um18.30 Uhr in der Villa Römer, einen Vortrag zum Thema „Angekommen in Leverkusen – 200 Jahre Migration in unsere Stadt“ halten. Dazu sind Sie herzlich eingeladen.
Eine kleine Nachlese aus dem Monat April möchte ich Ihnen nicht vorenthalten:
vom 21. - 23.04. fand im Kardinal-Schulte-Haus in Bensberg eine Studienkonferenz zum Thema „Der Erste Weltkrieg – Euphorie, Depression und Neuanfang. Entwicklungen und Wahrnehmungen in europäischen Städten“ statt. Diese wurde vom Opladener Geschichtsverein gemeinsam mit dem Jülicher Geschichtsverein und der Thomas-Morus Akademie organisiert. Unter den 35 Teilnehmern dieser sehr interessanten und thematisch anspruchsvollen Veranstaltung waren 9 Gäste aus unseren Partnervereinen aus Schwedt (D), Ratibor (Polen) und Villenueve d'Ascq (Frankreich).
In der Hoffnung, dass bei unseren Veranstaltungen im Monat Mai auch für Sie ein interessantes Thema oder Reiseziel dabei ist, verbleibe ich mit freundlichen Grüßen
Ihre
Maria Lorenz
A K T U E L L E S
Das Projekt "Der erste Weltkrieg - Euphorie und Neuanfang - Entwicklungen und Wahrnehmungen in europäischen Städten 1914 und 1918" geht weiter
Der Erste Weltkrieg, welcher im Gedächtnis der Franzosen und Briten als der „Große Krieg“ des 20. Jahrhunderts besondere Bedeutung findet, verblasst aus deutscher Perspektive vor dem Hintergrund der fürchterlichen und tiefgreifenden Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges. Nichts desto Trotz stellt der Erste Weltkrieg aus deutscher Perspektive die „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts dar und leitete gewaltige Umwälzungen in Europa ein, welche sich bis auf die lokale Ebene der Städte in Mitteleuropa niederschlugen.
Der Spannungsbogen von Kriegseuphorie im Jahr 1914 in den Städten Europas bis hin zum Neuanfang unter veränderten Rahmenbedingungen und politischen und gesellschaftlichen Vorzeichen im Jahr 1918 exemplarisch an den ausgewählten europäischen Städten soll Gegenstand des Ausstellungs-, Publikations- und Forschungsprojekts des Opladener Geschichtsvereins von 1979 e.V. Leverkusen in Zusammenarbeit mit Geschichtsvereinen und Museen in Bracknell (Großbritannien), Jülich (Deutschland), Ljubljana (Slowenien), Ratibor (Polen), Schwedt (Deutschland) und Villeneuve d‘Ascq (Frankreich) sowie dem Haus der Stadtgeschichte Leverkusen sein.
Der Erste Weltkrieg wurde aus den verschiedensten Blickwinkeln, oft jedoch auch bezogen auf den eigentlichen Frontverlauf und die dortigen Entwicklungen, betrachtet. Die unterschiedlichen Teilprojekte und Fragestellungen, die im Rahmen unseres Projektes bearbeitet werden sollen, nutzen aber eine besondere, die lokale Perspektive: Ziel ist es, die Entwicklungen in den verschiedenen ausgewählten europäischen Städten bei Kriegsausbruch, zum Teil während des Krieges und bei Kriegsende vorzustellen und damit einen genaueren und vielleicht anschaulicheren Eindruck der Ereignisse auf kommunaler Ebene –der sogenannten Heimatfront – zu gewinnen und gleichzeitig einen europäischen Vergleich zu ermöglichen.
Die Veränderungen durch den Krieg lassen sich an den mitwirkenden Städten exemplarisch darstellen. So zeigt das Projekt einerseits unterschiedliche Wahrnehmungen des Kriegsbeginns in damals vier Städten im Deutschen Reich (Jülich, Leverkusen, Schwedt und Ratibor; hier mit einem polnischen Bevölkerungsanteil), in Frankreich (Villeneuve d’Ascq), Großbritannien (Bracknell) und Österreich-Ungarn (Ljubljana; hier mit einem slowenischen Bevölkerungsanteil) auf. Zum anderen zeigen sich die Veränderungen am Kriegsende durch ein verändertes politisches System im Deutschen Reich und Veränderungen in der Situation der ausgewählten Städte: Jülich und Leverkusen sind britisch besetzt, Schwedt ist im Herzen des Reiches als Garnisonsstadt betroffen und Ratibor steht unter „gewisser“ Völkerbundsüberwachung bis zur Volksabstimmung zwischen Deutschen Reich und Polen 1921. Villeneuve d‘Ascq ist geprägt von deutscher Besatzung im Ersten Weltkrieg. Die Stadt Ljubljana wird Teil des neugeschaffenen Königreichs der Slowenen, Serben und Kroaten.
Es ist das Ziel des Projekts, dass dieses Projekt mit seinem kommunalen Blickwinkel und abseits vom konkreten Kriegsgeschehen neue Perspektiven auf die Bedeutung des Ersten Weltkriegs für Europa und seine Menschen bietet.
An dem Projekt beteiligen sich neben Mitgliedern der Geschichtsvereine und Museen in Bracknell, Jülich, Leverkusen, Ljubljana, Ratibor, Schwedt und Villeneuve d’Ascq, das Haus der Stadtgeschichte Leverkusen und den Stadtarchiven auch Universitäten und Schulen in den projektbeteiligten Städten sowie freie Mitarbeiter. Die Steuerung des Projektes erfolgt durch eine Projektgruppe des OGV, an dem auch Fachpersonal Leverkusener Schulen und regionaler Universitäten mitwirkt.
Das Projekt gliedert sich in vier Phasen bzw. Projektabschnitte:
1. Ausstellung 2014: „1914: Mobiliserung in europäischen Heimaten“ (13. September 2014 bis 15. März 2015) 2. Workshop 2017: „Der Erste Weltkrieg in europäischen Heimaten“ (21. bis 23. April 2017) 3. Ausstellung 2018: „1918: Kriegsende und Neuanfang“ (September 2018 bis März 2019) 4. Publikation MONTANUS 18 (IV. Quartal 2018)
Die beiden Ausstellungen betrachten grundsätzlich die Leitfrage: „Was macht der Krieg aus den Menschen?“ vor dem Hintergrund der Perspektive der „Heimatfront“. Neben den beiden Ausstellungen in der Leverkusener Villa Römer, sind parallel Publikationen, Darstellungen auf der Projekt-Webseite sowie Begleitprogramme mit Vorträgen, Filmpräsentation und Lesungen geplant.
Die Arbeitsgruppe "Euphorie und Neuanfang" tagt immer am ersten Freitag eines Monats um 18:30h im Besprechungsraum 2. OG der Villa Römer. Mitstreiter sind herzlich willkommen. Rückfragen richten Sie bitte an Michael D. Gutbier (mg(at)ogv-leverkusen.de).
Das nächste Treffen findet am Freitag, 5. Mai 2017 um 18:30h statt.
"Euphorie und Neuanfang" - Erfolg- und ertragreicher "europäischer" Workshop zum Ersten Weltkrieg
Die Wahrnehmung des Ersten Weltkriegs war stark von der persönlichen Betroffenheit während der Geschehnisse abhängig. So war seine Beurteilung einem Wandel unterworfen: von der Euphorie bei Kriegsausbruch reichte sie bis zu tiefer Depression am Ende des Krieges, die zugleich auf den vorsichtigen Neuanfang ausstrahlte.
Der Blick auf sieben ausgewählte Städte in Europa eröffnet einen Eindruck der Ereignisse an der jeweiligen Heimatfront. Welche Parallelen und Unterschiede lassen sich im Rückblick beobachten? Wie wurden die Ereignisse zeitgenössisch bewertet, wie in der Gegenwart?
Gemeinsam mit Partnern in den Städten Bracknell/UK, Jülich/D, Ljubljana/SLO, Raciborz/POL, Schwedt/D und Villeneuve d'Ascq/F hat der OGV das auf fünf Jahre angelegte Projekt "Der erste Weltkrieg - Euphorie und Neuanfang - Entwicklungen und Wahrnehmungen in europäischen Städten 1914 und 1918" initiiert und gesteuert. Mit einer Ausstellung 2014 (zum Kriegsbeginn), einem Workshop 2017 (zum Krieg an der Heimatfront), einer Ausstellung 2018 (zum Kriegsende und Neuanfang) und einer umfassenden Abschlusspublikation 2018 im Rahmen der Schriftenreihe MONTANUS hat dieses Projekt verschiedene Projekt-"Höhepunkte".
Der Workshop "Der Erste Weltkrieg in europäischen Heimaten" vom 21. bis 23. April 2017 im Kardinal-Schulte-Haus in Bergisch Gladbach - Bensberg in Kooperation mit der Thomas-Morus-Akademie fand unter Beteiligung von Vertretern aus fünf der sieben beteiligten Städten und zahreichen Experten und unter wissenschaftlicher Beratung mit knapp 40 Teilnhmern erfolgreich statt.
Im Rahmen von Fachvorträgen und der Präsentationen von Forschungsergebnissen beschäftigten sich die Teilnehmer mit der Darstellung der Stadtentwicklung im Ersten Weltkrieg und der jeweiligen Heimatfront und den Einflüssen und Auswirkungen des Krieges bzw. Kriegsverlaufes auf die jeweilige Region bzw. mit kriegsbedingten Besonderheiten in der jeweiligen Region. Hierbei erfolgte insbesondere die Darstellung von besonderen Erkenntnissen, die im Rahmen der Recherchen zu den Ausstellungen sowie im Rahmen von eigenständigen Recherchen gewonnen wurden.
Die Beiträge über ähnliche gelagerte Kooperationsprojekte schärften den Blick für den eigenen weiteren Projektverlauf und die Konzeption der weiteren Arbeit insbesondere in Hinblick auf Gliederung und Inhalte der Ausstellung 2018. Alle inhaltliche Beiträge sollen Widerklang in der Abschlusspublkation finden, deren weitere Konzeption wie auch die die Ausstellungsrealisierung auf Basis der Workshop-Ergebnisse durch den Arbeitskreis "Euphorie und Neuanfang" umgesetzt werden sollen.
Der Vortrag von Prof. Tobias Arand und die anschliessende Expertendiskussion im Rahmen des integrierten Akademieabends "Krieg als Erinnerungsort - Der Erste Weltkrieg in der Rückschau" schärfte nocheinmal den Blick, dass Museen, Ausstellungen aber auch Publikationen durchaus als Erinnerungsorte dienen.Markante Kriegsschauplätze wie Verdun, Tannenberg oder an der Marne spielen in der Rückschau auf die Ereignisse zwischen 1914 und 1918 hierbei eine besondere Rolle. Für die Familien der getöteten Soldaten sind diese Orte mit der eigenen Geschichte emotional stark verknüpft, für andere sind sie heute eher Lern- und Geschichtsorte.
Oberbürgermeister Uwe Richrath empfing Gäste aus drei Leverkusener Partnerstädten in der Villa Römer
Aus Anlass des Workshops "Euphorie und Neuanfang in europäischen Heimaten" und zur weiteren Bearbeitung des Projektes konnte der Opladener Geschichtsverein von 1979 e.V. Leverkusen Gäste aus den Leverkusener Partnerstädten Raciborz, Schwedt und Villeneuve d’Ascq sowie vom Kooperationspartner in Jülich begrüßen.
Für den Zeitraum 20. bis 23. April 2017 reisten 3 Vertreter aus Raciborz (für den Kooperationspartner Towarzystwo Milosnikow Ziemi Raciborskiej), 5 Vertreter aus Schwedt/Oder (vom Kooperationspartner Schwedter Heimatverein e.V. sowie vom Förderverein für die Städtischen Museen Schwedt/Oder „Otto Borriss“ e.V. und vom Kulturhistorischer Verein Schwedter Dragoner e.V.) und 3 Vertreter aus Villeneuve d'Ascq (vom Kooperationspartner Sociéte Historique de Villeneuve d'Ascq) in Rheinland.
Der OGV-Vorsitzende Michael D. Gutbier M.A. begrüßte die Gäste am 20. April 2017 nach deren Ankunft zünftig in einem rheinisch-bergischen Brauhaus. Die Stadt Leverkusen lud die Gäste am Vormittag des 21. April 2017 zu einer Stadtrundfahrt ein, welche mit einer Führung in der Dauerausstellung "ZeitRäume Leverkusen" in der Villa Römer endete. Herr Oberbürgermeister Uwe Richrath hat die Gäste anschließend im Kaminzimmer der Villa Römer offiziell begrüßt und sich bei einer Tasse Kaffee intensiv ausgetauscht. Nach einem gemeinsamen Mittagessen in Opladen verlegten alle Teilnehmer zum Workshop ins Tagungshaus.
T E R M I N H I N W E I S E
Anmeldungen zu den Fahrten des OGV können hier erfolgen!
1517 - 2017: 500 JAHRE REFORMATION
85 Jahre Stadt Leverkusen 1930 - 2015 / 40 Jahre Kommunale Neugliederung 1975 - 2015
Das Jahr 2017 steht ganz im Zeichen des 500-jährigen Reformationsjubiläums. Auch der OGV wird diese Thematik mit unterschiedlichen Veranstaltungsangeboten aufgreifen.
So wollen wir monatlich in unserem Newsletter jeweils Fotos zur Geschichte der Reformation, der Konfessionalisierung und des Protestantismus in unserer Region präsentieren und vorstellen. Sie dienen als "Appetit-Macher" und sollen Neugierde für das Thema wecken.
Neubeginn evangelischen Lebens in Opladen
… Das 19. Jahrhundert stellt für Opladen in vielfältiger Hinsicht ein Jahrhunderts des Aufbruch und der Veränderungen dar: Industrialisierung, Eisenbahn, neue staatliche Zugehörigkeiten, neue Verwaltungsstrukturen, neue technische Innovationen, u.v.m.. Hierbei spielt die „Wiedereinführung“ eines evangelischen Gemeindelebens eine besondere und wichtige Rolle.
Lebten zu Beginn des 19. Jahrhunderts (1818) im Kirchspiel Opladen laut Reusrather Hebeliste nur 19 evangelische Familien nahm die Zahl der evangelischen Einwohner im Laufe des 19. Jahrhunderts deutlich zu. Zu den ersten zuziehenden Evangelischen gehörten der Apotheker Hartcop (1808), der „Kreisphysicus“ Dr. Teichmann, diverse Handwerker und insbesondere die Industriellenfamilien Ulenberg und Schnitzler mit ihren evangelischen Arbeitern und Angestellten. Die Verlegung der Ultramarinfabrik von Dr. Carl Leverkus von Wermelskirchen nach Wiesdorf an den Rhein führte auch zu einer Zunahme an evangelischer Bevölkerung.
Der Hauptgrund dieser Veränderung lag insbesondere in der zu jener Zeit stattfindenden Entwicklung und Verbreitung der der Industrie und des Eisenbahnwesens, was den Zuzug evangelischer Unternehmer, Arbeiter, Angestellter und Beamter beförderte. Ohne den Zuzug jener Evangelischen sowie deren Beitrag wäre die rasante wirtschaftliche und kommunale Entwicklung in Opladen und Lützenkirchen nicht zu verstehen.
In den ersten Jahren nach Zunahme der evangelischen Bevölkerung in Opladen gab es zum Teil heftige Meinungsverschiedenheiten, ob die Opladener Evangelischen nun zur Gemeinde Neukirchen oder Neukirchen gehören würden. Landrat von Hauer stellte dazu 1827 fest, dass die evangelischen Bewohner Opladens zur Gemeinde Reusrath gehören würden. Darauf deutet auch das alte Reusrather Kirchenbuch („Buch der neueingepflanzten Gemeinde zu Reußrade, Richrade und Opladen“) sowie die Lage der Kirche in Reusrath (in der Nähe zur Grenze zu Opladen) hin.
Am 31.03.1828 wurde seitens des Regierungspräsidenten entschieden, dass alle Evangelischen rechts des Ophovener Baches (Wiembach) mit dem „Hof Rennbaum“ zu Neukirchen und die im „Dorf Opladen rechts und links der Wupper wohnenden Evangelischen“ inklusive derjenigen aus Küppersteg, Bürrig und Wiesdorf zu Reusrath gehören. 1840 entschieden sich die Evangelischen in Quettingen und Lützenkirchen per Abstimmung zur Zugehörigkeit zu Neukirchen.
Auch unterstützten die Gemeinde in Reusrath unter Führung des damaligen Pfarrers Hundhausen, wie auch die Bewohner vom Frischenberg und vom Rennbaum die Opladener Unabhängigkeitsbestrebungen nicht. Sie gingen energisch gegen diese Bestrebungen vor und bezeichneten nach Unabhängigkeit strebenden Opladener, unter der Meinungsführerschaft des Fabrikanten Wilhelm Ulenberg, als „Störer des Gemeindefriedens“.
Darüber hinaus kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Konfessionen in Opladen. Ihren Höhepunkt fand diese im Konflikt um die Einrichtung einer evangelischen Schule in Opladen, welcher 1847 und 1857/58 die preußischen Behörden bis zum Oberpräsidenten der Rheinprovinz beschäftigte. Hierbei ging es nicht nur um religiöse, sondern auch um soziale und politische Folgen. Deutlich kann man im Widerstand gegen eine evangelische Schule auch den Protest gegen eine neue (evangelische) Führungsschicht erkennen. Auf der einen Seite standen der engagierte katholische Pfarrer Stephan Krey, der Bierbrauer Schwieger und der Müller Schwarz, quasi als Vertreter des alten katholischen landwirtschaftlich geprägten Ortes und auf der anderen Seite der evangelische Fabrikat und Beigeordnete Julius Schnitzler und andere einflussreiche Protestanten als Vertreter des neuen Industriestandortes und einer sich entwickelnden Kleinstadt.
Ein erster Antrag Schnitzlers im Jahr 1841 wurde aufgrund fehlender Mindestzahl an evangelischen Kindern abgelehnt. 1847 wurde die Errichtung einer evangelischen Privatschule genehmigt und diese 1853 gegen den Willen des Opladener Gemeinderates „normalisiert“, d.h. die Kosten wurden fortan von der Bürgermeisterei Opladen übernommen. Neuer Streit entbrannte über die Auslegung des notwendigen Neubaus (ein- oder zweiklassig). Im Zuge dieses Streits wurde deutlich, dass die Evangelischen, welche nur ein Fünftel der Opladener Bevölkerung ausmachten jedoch ein Drittel der Steuereinnahmen erwirtschafteten. Das Schulhaus am Bielert (in der Adalbert-Stifter-Straße 10) wurde zweistöckig gebaut und am 3. November 1859 bezogen.
Ein erster Gottesdienst in Opladen seit der ersten protestantischen Phase im 16. und 17. Jahrhundert fand am 3. Advent 1859 in der neuen evangelischen Schule am Bielert statt. Er wurde durch den vom Konsistorium gegen den Willen des Reusrather Pfarrers zum Prediger bestellten Vikar der Gemeinde Reusrath, Heim durchgeführt. Bis zum Bau der Bielertkirche wurde in dem Schulgebäude der Gottesdienst abgehalten. Einige der Lehrer dienten der Gemeinde auch als Organisten wie die Herren König und später Spieker.
Emma Karoline Lungstras, eine enge Freundin von Wilhelmine Ulenberg, schenkte der Gemeinde kurz nach dem ersten Gottesdienst in Opladen in der evangelischen Schule am Bielert im Jahr 1860 einen Abendmahlskelch. Es handelt sich um ein 22,5 cm hohes Gefäß aus Silber und trägt die Inschrift: „Caroline Lungstras/ Der ev. Gemeinde in Opladen 1860“. …
(mehr hierzu im MONTANUS 14/2014 „Evangelisch in Opladen“)
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Herausgeber:
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Villa Römer – Haus der Stadtgeschichte, Haus-Vorster Str. 6, 51379 Leverkusen (Opladen)
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