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Ausgabe 9 / 2020

Editorial der stellvertretenden Vorsitzenden Maria Lorenz

Liebe Mitglieder des Opladener Geschichtsvereins,
sehr geehrte Freunde der Leverkusener Geschichte,

seit einem halben Jahr „pfuscht“ ein unsichtbarer, nicht hörbarer und geruchsfreier Störenfried in unsere gewohnten Lebens- und Arbeitswelten. Oft bedroht er Existenzen, manchmal führt er sogar zum Tode.

Ich hoffe, dass Sie liebe Leser gut durch diese Zeit gekommen sind, vielleicht sogar einen erholsamen Urlaub genießen konnten und nun wieder Lust haben, sich Ihrem Hobby, der Geschichte, zu widmen.

Dazu möchten wir Ihnen im kommenden Monat einige Gelegenheiten bieten. Direkt zu Anfang, am 03. September referiert unser geschätzte Kollege Guido von Büren vom JGV über die Krönung Karls V., die vor genau 500 Jahren stattgefunden hat. Einzelheiten dazu weiter unten - bitte beachten Sie allerdings den neuen Vortragsort und eine ungewohnte Zeit!

Des Weiteren laden wir Sie herzlich zu unserem traditionsreichen Geschichtsfest am Tag des offenen Denkmals, am Sonntag, dem 13. September, ein. Es findet nun zum 17. Mal statt, allerdings   in ein wenig geänderter Form. Obwohl wir Ihnen - CORONA-bedingt - keine Speisen zur „leiblichen Stärkung“ anbieten dürfen, können Sie umso mehr an „geistiger Nahrung“ erwarten. Wir bieten Ihnen Spaziergänge durch Opladen zu historisch wichtigen Gebäuden an, eine Führung zur Geschichte der Villa Römer und ihrem Park sowie eine Ausstellung von interessanten Objekten aus Leverkusens Partnerstädten, passend zum Motto des Tages des offenen Denkmals: „Chance Denkmal: Erinnern. Erhalten. Neu denken.“ In der Villa selbst können Sie die Ausstellung „Ziegel und Fachwerk. Altes Handwerk neu entdeckt“ unserer Kolleginnen und Kollegen von der Stadtgeschichtlichen Vereinigung besuchen. Der Tag wird mit einem „beswingten“ Konzert der Gruppe >Super-Jazz< ausklingen. Alle Einzelheiten und Uhrzeiten entnehmen Sie bitte dem Flyer weiter unten im Text.

Zum Ende des Monats bieten wir Ihnen eine Studienreise nach Süddeutschland, in den Raum Augsburg, an. Diese, bereits im „regulären“ Programm vorgesehene Reise, wurde den CORONA-Bedingungen angepasst, Einzelheiten finden Sie im separaten Text.

In der Hoffnung auf Ihr Interesse an unseren Aktivitäten und auf eine persönliche Begegnung bei diesen Gelegenheiten

verbleibe ich mit freundlichen Grüßen

Ihre

Maria Lorenz
stellvertretende Vorsitzende  


HISTORISCHER BEITRAG

Als in Opladen die Alleebäume verheizt wurden. Nach Kriegsende stellten sich den demokratischen Politikern vor 75 Jahren enorme Herausforderungen.

Am 8. Mai 1945 kapitulierte die Wehrmacht vor den Westalliierten. Das Datum markiert für den europäischen Kriegsschauplatz das Ende des Zweiten Weltkriegs. Mitunter ist deshalb mit Blick auf den 8. Mai von der „Stunde Null“ die Rede. In Wahrheit war es nicht ganz so einfach. Das hat Michael D. Gutbier, Vorsitzender des Opladener Geschichtsvereins (OGV), am Mittwochabend in einem coronabedingt erst jetzt im evangelischen Gemeindehaus an der Bielertstraße abgehaltenen Vortrag eindrücklich am Beispiel Opladens gezeigt.

Den Tod durch Bomben oder Artilleriebeschuss fürchten mussten die Menschen in der Kreisstadt schließlich schon seit dem Einmarsch der Alliierten am 14./15. April 1945 nicht mehr. Nur wenige Monate vor dem Kriegsende hatten noch zwei Luftangriffe in der Kreisstadt Hunderte Menschen getötet. Den letzten Angriff flogen die Westmächte am 6. März 1945. Die Gefahr aus der Luft war unter alliierter Besatzung gebannt.

Am 23. April setzte der amerikanische Standortkommandant bereits einen Bürgermeister für die Stadt ein. Sein Name: Karl Voos. Der 1893 geborene Verwaltungsfachmann stand wie auch der spätere Bundeskanzler und langjährige Oberbürgermeister von Köln, Konrad Adenauer, auf einer „weißen Liste“. Darin hatten die Amerikaner Deutsche vermerkt, die aus ihrer Sicht vertrauenswürdig waren. Voos war ein konservativer Politiker, der von 1928 bis 1934 in Bergisch-Neukirchen als Bürgermeister amtiert hatte. Er stand vor gewaltigen Herausforderungen, wie Gutbier betonte.

Viele Häuser in der Innenstadt, etwa in der Kölner oder der Rennbaumstraße, waren zerstört oder beschädigt. Weil gleichzeitig vor der Roten Armee geflüchtete Ostdeutschen Quartier suchten, herrschte Wohnungsmangel. Im Krieg hatten die Deutschen lange Zeit verhältnismäßig großzügige Rationen bezogen, während die Bevölkerung vor allem in den besetzen osteuropäischen Gebieten  allenfalls mit kargen Rationen versorgt worden war. 1945 aber herrschte auch in den zerstörten Städten Westdeutschlands akuter Versorgungsnotstand. Die Städter behalfen sich mit „Hamsterfahrten“ aufs Land. In Opladen blühte  der Schwarzmarkt. Neben Nahrungsmitteln fehlte auch Heizkohle.  

Der 9. Mai war indes auch für Opladen ein wichtiger Tag. Während die Wehrmachtsführung in Berlin-Karlshorst vor den sowjetischen Truppen offiziell kapitulierte, berief Bürgermeister Voos einen „Stadt-Ratsausschuss“ zusammen. Acht Personen lud er zur ersten Sitzung ein, darunter verdiente Politiker von SPD und Zentrum sowie lokale Größen wie den Unternehmer Wilhelm Rheinberg, mit Andreas Hollinger aber auch ein Mitglied der Kommunistischen Partei. Dieser breit aufgestellte Ausschuss sollte „zusammenarbeiten im Interesse des notleidenden Gemeinwesens“, wie Voos schrieb.

Dass in der Folge ein Dreier-Ausschuss erfolgreich die Säuberung der Opladener Verwaltung von NS-Belasteten vorantrieb, führt Gutbier auch auf Hollinger zurück. Neben ganz konkreten Maßnahmen, wie etwa der Fällung jedes zweiten Alleebaums zur Brennstoffgewinnung, betrieben die Politiker auch symbolisch Vergangenheitsbewältigung. Straßen wie die Joseph-Goebbels-Straße (Rennbaumstraße) oder die Adolf-Hitler-Straße (Birkenbergstraße) wurden umbenannt, genauso die teilweise nach NS-Akteuren benannten Schulen. Anders als etwa in Köln tilgten die Opladener auch die Namen preußischer Feldherrn wie Blücher oder Scharnhorst aus dem Straßenbild, obwohl sich der Nationalsozialismus nach heutiger Auffassung schwerlich auf deren Wirken zurückführen lässt. Doch vom Militär hatten die Männer um Voos damals allem Anschein nach genug. Der Politiker, befand Gutbier, war eine „spannende Persönlichkeit, die die Geschichte der Stadt in besonderer Weise geprägt und eine Phase des Aufbruchs eingeleitet hat“. Voos amtierte noch bis 1958 unter nunmehr britischer Besatzung in der neuen Rolle des Stadtdirektors. Er starb 1981. (Jörn Wenge)

Opladener Rathäuser erzählen Stadtgeschichte. Im Zeitraum von 1800 bis 1974 konnten in Opladen mehrere Rathaus-Standorte nachgewiesen werden.

Rathäuser gehören in vielen Städten zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten. Das Bremer Rathaus gehört seit 2004 zum UNESCO-Weltkulturerbe und das Rathaus der belgischen Stadt Löwen gehört darüber hinaus sogar zu den schönsten Bauwerken der Spätgotik. Im Mittelalter entwickelten sich die ersten Rathäuser (auch Spielhaus genannt) infolge der Verleihung von Stadtrechten. Diese Mehrzweckgebäude galten als Aushängeschild der jeweiligen Stadt, in denen in der Regel der jeweilige Magistrat oder Stadtrat tagte. Der Vorgängerbau des Kölner Rathauses von 1135 gilt als ältestes Rathaus Deutschlands. Opladen kann zwar nicht einen solch imposanten Bau vorweisen, dennoch lohnt es sich mit der Geschichte der Opladener Rathäuser zu beschäftigen. Dies hat Michael D. Gutbier, Vorsitzender des Opladener Geschichtsverein (OGV), in seinem Vortrag im evangelischen Gemeindehaus an der Bielertstraße gezeigt und über Bauten, Standorte und Planungen der jeweiligen Rathäuser referiert.

Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in dem ländlich geprägten Opladen kein Rathaus. In der rund 667 Einwohner zählenden Gemeinde wurden die jeweils anfallenden Erledigungen schlichtweg im Hause des jeweiligen Bürgermeisters erledigt. So auch bei dem von 1811 bis 1815 amtierenden Bürgermeister Vinzenz Joseph Deycks, der in der Düsseldorfer Straße wohnte. Dieses Gebäude gilt als das erste „Rathaus“ in Opladen. In der von 1808 bis 1815 bestehenden Mairie / Munizipalität Opladen wurde zwar über ein für Verwaltungszwecke zur Verfügung stehendes Domizil in Opladen gesprochen, dennoch wurden weiterhin Wohnhäuser genutzt und diese einfach umfunktioniert. Nach der Niederlage Napoleons und dem Ende der Franzosenzeit im Rheinland sollte sich dieses auch in der von 1815 bis 1858 bestehenden preußischen Bürgermeisterei Opladen nicht großartig ändern. Das ebenfalls in der Düsseldorfer Straße stehende Nau‘sches Haus  wurde erstmalig im Vormärz als „Rathaus“ erwähnt. Hier waren neben der Dienstwohnung des Bürgermeisters auch Zimmer für die Verwaltung untergebracht.

1858 erhielt Opladen Stadtrechte und mit der im Zeitalter der Industrialisierung wachsenden Einwohnerzahl stieg auch der Bedarf nach zusätzlichem Raum. Denn nicht nur für Aktenschränke fand sich bald kaum mehr Platz, auch die Zahl der Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung konnte nicht von zwölf auf 18 erhöht werden, da sich kein geeigneter Versammlungsort ausfindig machen ließ. Die umfunktionierten Wohnhäuser waren so klein, dass in Opladen über knapp 100 Jahre Gemeinde- oder Stadtratssitzungen nicht im jeweiligen Rathaus stattfinden konnten. Daher tagte man häufig in angemieteten Sitzungsräumen, so zum Beispiel im späteren Gasthaus „Zur Krone“. Außerdem war der Bürgermeister der Stadt Opladen von 1858 bis 1889 auch gleichzeitig Bürgermeister von Opladen-Land, eher dort dann die Bürgermeisterei Küppersteg gegründet wurde und am dortigen Bahnhof ein Rathaus errichtet wurde.

1891 zogen Bürgermeister und Verwaltung von Opladen schließlich in das als Rathaus angekaufte Gebäude in der Bahnhofstraße 63. Mit den zunehmenden Aufgaben der wachsenden Stadt wurden aber auch diese Räumlichkeiten schnell zu klein. Durch das 1903 gegründete Eisenbahn-Ausbesserungswerk stieg die Einwohnerzahl in Opladen auf etwa 15.000 an. So gab es um 1910 Pläne ein repräsentatives Rathaus mit Rathausturm zu errichten. In vielen deutschen Städten entstanden um 1900 repräsentative Rathäuser, so zum Beispiel in Bergisch Gladbach, Remscheid und Wiesdorf. Auch vor dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges (1914-1918) wurden diese Pläne des Architekten Peter Klotzbach in Opladen nicht umgesetzt. Erst über 60 Jahre später nahm man die Planungen für ein Rathaus am Standort Goetheplatz wieder auf.  

Das Jahr 1933 brachte nicht nur einen politischen Wandel, sondern auch eine grundsätzliche Änderung in der Rathausfrage. Die Nationalsozialisten machten die Villa Römer zum Rathaus. Dieses 1905 fertiggestellte Gebäude war zwar kaum größer als das „Alte Rathaus“ in der Bahnhofstraße, dafür aber wesentlich repräsentativer. So erwies sich die Villa Römer schnell als zu klein und deshalb wurde das 1938 geschlossene erzbischöfliche Aloysianum an der Kölner Straße am 1. Juni 1939 von der Stadtverwaltung angemietet und zum Rathaus umgewandelt. Schulklassen wurden zu Büros und endlich hatte die Stadtverwaltung genügend Platz. In der Aula der ehemaligen katholischen Jungenschule tagte der Stadtrat.

Ende der 1960-iger Jahre konzentrierte sich die Stadt Opladen auf drei bedeutende Projekte. Neben der realisierten Fußgängerzone in der Kölner Straße und dem nicht realisierten Einkaufszentrum, sollte ein neues Verwaltungsgebäude am Goetheplatz entstehen. Die Bauarbeiten dazu begannen 1973 und die letzte Sitzung des Opladener Stadtrates fand Ende 1974 im neuen Ratssaal statt. Mit der kommunalen Neugliederung vom 1. Januar 1975 wurden viele Rathäuser heutiger Ortsteile anderen Verwendungen zugeführt. Opladen wurde in die am 1. April 1930 gegründete Stadt Leverkusen eingemeindet. Das Stadthaus in Wiesdorf wurde 1977 eröffnet und erfüllte wichtige Anforderungen eines zentralen Rathauses. Allerdings konnten dort nicht alle städtischen Mitarbeiter untergebracht werden, wodurch die Verwaltung der Stadt Leverkusen auf mehrere Standorte verteilt wurde. Dabei sind in Opladen u.a. das ehemalige Landratsamt, in dem sich seit 1977 das Leverkusener Stadtarchiv befindet und die Verwaltungsgebäude in der Miselohestraße und am Goetheplatz von besonderer Bedeutung für die Stadt Leverkusen und ihre heute rund 2.700 Mitarbeiter. Da das Stadthaus in Wiesdorf erhebliche Baumängel aufwies, mussten sämtliche städtische Ausschusssitzungen der Jahre 2003 bis 2009 im Verwaltungsgebäude Goetheplatz stattfinden, so dass der von 2004 bis 2009 amtierende Leverkusener Oberbürgermeister Ernst Küchler die gesamte Zeit in Opladen residierte. Seit 2010 tagt der Leverkusener Rat wieder in Wiesdorf und die Stadt Leverkusen hat mit der gläsernen Rotunde auf der Rathaus-Galerie bzw. dem „UFO“ eines der außergewöhnlichsten Rathäuser Deutschlands.

Am 13. September 2020 wird es im Rahmen des Geschichtsfestes zwei historische Stadtführungen um 10 und 15 Uhr zum Thema „Opladener Rathäuser“ geben, zu denen sich Interessierte gerne beim Opladener Geschichtsverein anmelden können. (Christian Drach)


A K T U E L L E S

Der neue und umfangreiche OGV-Kurier 95/2020 liegt vor!

Die aktuelle Ausgabe OGV-Kurier 95/2020, die wiederum unter Schriftleitung von Philipp Schaefer M.A. entstanden ist, liegt vor.

Im Jahr 2020 kann die Stadt Leverkusen auf den 90. Jahrestag ihrer Gründung am 1. April 1930 zurückblicken. Auch wenn das Stadtjubiläum im Zuge der Corona-Pandemie etwas untergegangen ist, war es für den OGV Anlass, über den Prozess der Gründung Leverkusens auf Spurensuche zu gehen. Daher befassen sich drei historische Beiträge des vorliegenden OGV-Kuriers mit der Stadtwerdung Leverkusens, und zwar aus Wiesdorfer, Opladener und Schlebuscher Perspektive.

Zudem vereint der OGV-Kurier 95/2020 Rückblicke und Ausblicke in bewährter Weise: Zum einen wird auf die Aktivitäten und Veranstaltungen des OGV im Jahr 2019 zurückgeschaut, mit einem Schwerpunkt auf die Festveranstaltung zum 40-jährigen Vereinsjubiläum im September 2020. Zum anderen enthält die vorliegende Ausgabe einen detaillierten Ausblick auf die anstehenden Projekte der kommenden Jahre, allen voran auf das gemeinsam mit internationalen Partnerorganisationen ins Leben gerufene Projekt „Stadtentwicklung in der Zwischenkriegszeit in Europa“ .

Der OGV-Kurier 95/2020 umfasst 512 Seiten und ist in der OGV-Geschäftsstelle für € 10,00 erhältlich.

Viel Vergnügen und Erkenntnisgewinn bei der Lektüre. (Philipp Schaefer)


Der Kalender 2021 ist ab 1. September 2020 erhältlich

Am 1. September 2020 ist es soweit, unser Wand-Kalender 2021 ist zum Preis von 7,50 € in der Geschäftsstelle des OGV, in der Geschäftsstelle Opladen der VR Bank Bergisch Gladbach-Leverkusen, im Reisebüro Herweg und auf dem Weihnachtsmarkt in Leverkusen erhältlich (Einzelheiten zur Standbesetzung werden zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben). 

Ein besonderes Merkmal dieses Kalenders mit dem Titel "DenkMal! 90 Jahre Leverkusen" ist, dass es sich um Motive Leverkusener Denkmäler und Objekte handelt, die im Rahmen eines vom OGV ausgelobten Fotowettbewerbs zum 90jährigen Statjubiläums von Leverkusener Bürgerinnen und Bürger zur Thematik 90 Jahre LEverkusen eingereicht wurden und durchen unabhängige Jury ausgewählt wurden.

Der OGV-Kalender ist das ideale Präsent für Ihre Freunde. Sichern Sie sich noch heute unseren Kalender, am 13. September 2020 beim 17. OGV-Geschichtsfest und in der Villa Römer bis zum 30.09.2019 zum Vorzugspreis von 5,00 €. (Michael D. Gutbier)


Geschichtsvereine planen internationales Projekt zur Zwischenkriegszeit - Workshop zeigt historisches Panorama auf

In architektonischer Hinsicht war das von Wilhelm Fähler geplante und von 1927 bis 1928 errichtete Gebäude des Carl-Duisberg-Gymnasium ein sehr moderner Bau. Eindruck hinterließen aber auch der imposante Direktorenbalkon und die teilweise schwierige Belüftung der Räume.

Die Zwischenkriegszeit war auch eine Zeit der Wohnungsnot. Mit "Kriegerehrenheimen" wie diesem hier in Küppersteg / Am Neuenhof verschaffte die Stadt Leverkusen zumindest versehrten Veteranen und den Familien von im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten ein adäquates Obdach.

Vor zwei Jahren erregte die Fernsehserie „Babylon Berlin“ große Aufmerksamkeit. Sie ließ das Berlin der 1920er Jahre wiederauferstehen, mit all seinem Reiz, aber auch den politischen Konflikten und dem sozialen Elend. Eine Erkenntnis für viele Zuschauer: Das, was die Menschen damals bewegte, ist uns gar nicht so fremd. Weil das nicht nur für Berlin gilt, sondern auch für das Rheinland, unternimmt der Opladener Geschichtsverein nun gemeinsam mit dem Jülicher Geschichtsverein den Versuch, diese Zeit auch den Menschen in unserer Region aus heimischer Perspektive näherzubringen. Als Startschuss für die Arbeit an dem Projekt „StadtRäume - Europäische Städte als kulturelle Räume in der ‚Zwischenkriegszeit‘“ haben die beiden Vereine am vergangenen Wochenende einen Workshop in der Thomas-Morus-Akademie (Bensberg) veranstaltet.

„Für die Geschichte von Leverkusen ist dieser Zeitraum sehr wichtig“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Hasberg (Köln). Leverkusen entstand als Stadt erst 1930 als Zusammenschluss von Wiesdorf mit den Gemeinden Schlebusch, Steinbüchel und Rheindorf. Ganz so hoch her wie in „Babylon Berlin“ ging es damals zwar nicht, „spannend war die Entwicklung hin zur jungen Stadt und die angrenzender Kommunen wie der damaligen Kreisstadt Opladen aber allemal“, sagt Hasberg.

In mehreren Vorträgen und in lebhafter Diskussion zeichneten die Workshop-Teilnehmer ein vielfältiges Panorama, insbesondere der 1920er Jahre. So skizzierte Prof. Dr. Stefan Goch (Düsseldorf) die Herausforderungen, die sich den zahlreichen, oft binnen weniger Jahrzehnte auf der „grünen Wiese“ emporgeschossenen Industriestädten in der Rheinprovinz stellten. Der damals herrschende Wohnungsmangel und die oftmals noch unzureichende Infrastruktur ließen durchaus Parallelen zu heutigen Verhältnissen erkennen.

In Kunst und Kultur brach sich die Moderne damals endgültig Bahn (Prof. Dr. Gertrude Cepl-Kaufmann, Düsseldorf). In Leverkusen war es der Architekt Wilhelm Fähler, der mit seinen Bauten wie dem ehemaligen Carl-Duisberg-Gymnasium das Gesicht der neuen Stadt prägte und mit der Kleinhaussiedlung „Heidehöhe“ Arbeitern ein Zuhause gab (Jan Sting). In dieser Zeit liegen auch die Anfänge der Leverkusener Musikschule (Ingeborg Rüttermann, Leverkusen).

Interessant auch, wie sich allgemein die Städte im Rheinland in der großen Hyperinflationskrise von 1923 als Krisenmanager an der „Basis“ profilierten. Das lässt an an die anspruchsvollen Aufgaben der Kommunen in der Corona-Krise denken (Prof. Dr. Christoph Nonn, Düsseldorf).

Bei allem Aufbruch blieb manches jedoch auch beim Alten, zumindest auf den ersten Blick: Im ländlichen Lützenkirchen etwa gaben noch immer die altehrwürdigen Vereine den Ton an. Wer hier Teil der Dorfgemeinschaft werden wollte, musste erst einmal Mitglied werden, zum Beispiel im Schützenverein, der 1423 erstmals erwähnt wurde und noch heute besteht. (Stefanie Weyer, Leverkusen).

Zunächst noch in den bekannten Bahnen des Kaiserreichs bewegte sich auch die Kulturarbeit von Bayer. Erst, als die Nationalsozialisten in Deutschland und auch im Rheinland die Macht übernahmen, boten die Kulturmanager des Konzerns den Arbeitern der damaligen I. G. Farben mehr als Chorgesang und klassische Musik. Die neue, „modernere“ Ansprache diente jedoch unverkennbar auch der Beeinflussung im Sinne der nun herrschenden nationalsozialistischen Ideologie (Sophie Spiegler, Leverkusen). Die zahlreichen Arbeitervereine und -organisationen, die in Jahren zuvor das Leben vieler Werksarbeiter geprägt hatten, waren da schon aufgelöst oder gleichgeschaltet worden (Reinhold Braun, Leverkusen).

Ein vielfach beachtetes Großereignis der 1920er Jahre waren indes die „Rheinischen Jahrtausendfeiern“. Sie sollten 1925 mithilfe eines durchaus waghalsigen Rückgriffs auf das Frühmittelalter die Zugehörigkeit des Rheinlands zu Deutschland betonen, schließlich war dieses zu diesem Zeitpunkt noch von den Siegermächten des Ersten Weltkriegs besetzt. Historische Ausstellungen und Vorträge, aber auch Festumzüge, Sportwettkämpfe oder Theateraufführungen lockten damals in vielen Städten und Gemeinden die Menschen in Massen an. Wie sehr sich auch die Menschen im Raum Leverkusen dafür begeistern ließen, ist noch nicht genau geklärt (Jörn Wenge, Leverkusen).

Beantwortet wird diese Frage nun vielleicht im weiteren Verlauf des Projekts. Dieses ist auf drei Jahre angelegt und soll auch eine starke europäische Perspektive entwickeln. Für diese setzte sich Dr. Markus Prutsch ein, der als Verantwortlicher Wissenschaftler und Forschungsadministrator im Europäischen Parlament tätig ist. Das war ganz im Sinne der beiden Geschichtsvereine. Neben Bürgermeister Bernhard Marewksi und Vertretern von Institutionen wie dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) nahmen schließlich auch Gäste aus den Leverkusener Partnerstädten Ratibor (Oberschlesien/Polen) und Villeneuve d‘Accq (Frankreich) teil. Mit ihnen und Vertretern weiterer Partnerstädte sollen bei einem weiteren Workshop im Herbst gemeinsam Projekte entwickelt werden. Auch ein Filmprojekt ist angedacht. Das wird im Ergebnis sicherlich nicht so opulent werden wie „Babylon Berlin“, soll aber nicht minder aufschlussreich sein. (Jörn Wenge)


Einladung Jahreshauptversammlung 2020

Alle Mitglieder sind herzlich zur Jahreshauptversammlung 2020 eingeladen.

Vor dem Hintergrund der Maßnahmen in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie wurde die Versammlung in das III. Quartal und an einen anderen Ort verlegt!

Sie findet nun am Donnerstag, 3. September 2020
                     um 18:00 Uhr – Agam-Saal
                     im Forum Leverkusen
                     Am Büchelter Hof 9, 51373 Leverkusen-Wiesdorf

statt.

Folgende Tagesordnung ist vorgesehen:
   1. Begrüßung / Formalia / Verabschiedung Protokoll JHV 2019
   2. Geschäftsbericht 2019 des 1. Vorsitzenden inkl. Kassenbericht
   3. Bericht der Kassenprüfer 2019
   4. Aussprache über den Geschäftsbericht
   5. Entlastung des Vorstandes
   6. Haushaltsplan 2020
   7. Wahl von Vorstandsmitgliedern
   8. Wahl der Kassenprüfer 2020
   9. Planungen 2021–2025; Bericht der Wissenschaftlichen Kommission
  10. Zukunft stadtgeschichtlicher Arbeit in Leverkusen
  11. Sachstand und weiteres Vorgehen „Quo vadis OGV?“
  12. Ehrungen
  13. Verschiedenes

Anschließend folgt um 20 Uhr öffentlicher Vortrag "1520 – Die Krönung Karls V. in Aachen und die Folgen" durch den stv. Vorsitzenden unserer Wissenschaftlichen Kommission Guido von Büren. Hierzu sind alle Mitglieder ebenfalls herzlich eingeladen!

Die ordnungsgemäß eingeladene Mitgliederversammlung ist generell beschlussfähig unabhängig von der Anzahl der Erschienenen.

Das Protokoll der Jahreshauptversammlung 2019 und den Geschäftsbericht 2019 finden Sie im OGV-Kurier 95/2020 oder hier.

Um eine rege Teilnahme wird gebeten.

Aufgrund der notwendigen Corona Abstands- und Hygieneregeln ist eine vorherige Anmeldung hier oder telefonisch unter 02171-47843 zwingend notwendig! Eine Mund-/Nasenbedeckung ist mitzuführen.


„Geschichtsfest“ am Tag des offenen Denkmals. Opladener Geschichtverein bietet coronagerechtes Vor-Ort-Programm.

Der Opladener Geschichtsverein lädt in Kooperation mit der Stadtgeschichtlichen Vereinigung Leverkusen und der Volkshochschule Leverkusen am 13. September zum 17. Geschichtsfest. Während die Deutsche Stiftung Denkmalschutz den Tag des offenen Denkmals an diesem Sonntag ausschließlich digital ausrichtet, haben die Leverkusener Veranstalter neben Online-Angeboten auch ein coronagerechtes Vor-Ort-Programm rund um die Villa Römer ausgearbeitet.

Offiziell eröffnet wird das Geschichtsfest, das in diesem Jahr mit dem Termin der Kommunalwahl zusammenfällt, um 9 Uhr an der Villa Römer durch Schirmherr und Oberbürgermeister Uwe Richrath. Ein Ensemble der Musikschule Leverkusen begleitet die Eröffnung. Danach können sich die Besucher in einer Parkausstellung zu Denkmälern in Leverkusen und seinen europäischen Partnerstädten informieren, die wegen der Corona-Lage in diesem Jahr nicht zugänglich sind. Zumindest vor die Denkmäler kommen dagegen die Teilnehmer der beiden Rundgänge zu den Opladener Rathäusern (10/15 Uhr). Auch für Kinder gibt es spezielle Angebote.

Die Villa Römer mit ihren Ausstellungen zur Stadtgeschichte ist den ganzen Tag geöffnet.  Zur aktuellen Ausstellung der stadtgeschichtlichen Vereinigung („Ziegel und Fachwerk. Altes Bauhandwerk neu entdeckt“) wird zweimal eine Führung angeboten (11/16 Uhr).

Zum Abschluss des Geschichtsfests spielt die Düsseldorfer Jazz-Band „Super Jazz“ um 19 Uhr ein Konzert vor der Villa Römer.

Weitere Informationen zum Programm und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie unter www.geschichtsfest.de.

Hinweis: Bei den Veranstaltungen des Geschichtsfests müssen die gängigen Corona-Hygieneregeln beachtet werden (Abstand, Maske). (Jörn Wenge)


T E R M I N H I N W E I S E

Schrittweise Wiederaufnahme der Veranstaltungsaktivitäten

Ab dem 1. Juli 2020 plant der OGV unter Einhaltung aller Abstands- und Hygienevorschriften die schrittweise Wiederaufnahme der Veranstaltungsaktivitäten. Hierbei ist es zunächst unerlässlich, dass sich alle Interessierten vorab verbindlich hier oder telefonisch unter 02171-47843 für die jeweilige Veranstaltung anmelden. Vielen Dank für das Verständnis.

Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!


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Herausgeber:
Opladener Geschichtsverein von 1979 e.V. Leverkusen
Villa Römer – Haus der Stadtgeschichte, Haus-Vorster Str. 6, 51379 Leverkusen (Opladen)
www.ogv-leverkusen.de

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