Unbequeme Denkmäler
Erinnern, Erklären, Einordnen – Denkmäler zwischen Vergangenheit und Zukunft
Nicht jedes Denkmal ist bequem. Manche stehen sprichwörtlich im Weg, andere erinnern an Konflikte, Fehlentwicklungen oder unbequeme Wahrheiten.
Der Opladener Geschichtsverein hat diesem wichtigen Aspekt der Erinnerungskultur eine eigene Ausstellung gewidmet, ergänzt durch Rundfahrten, Rundgänge und eine ausführliche Broschüre
Ziel war es, Orte aufzusuchen, die Fragen stellen – Orte, die irritieren, provozieren, nachdenklich machen oder schlicht „nicht ins Bild passen“.
Gerade solche Denkmäler helfen, Geschichte im öffentlichen Raum bewusst wahrzunehmen und kritisch einzuordnen.
Unbequeme Denkmäler in Leverkusen
In Leverkusen und seinen Stadtteilen gibt es zahlreiche Beispiele für „unbequeme Denkmäler“ – Orte und Bauwerke, die Diskussionen auslösen oder neue Perspektiven eröffnen.
Im Rahmen der Ausstellung wurden u. a. folgende Orte thematisiert:
- Friedhöfe mit historischen Krieger- und Ehrenmalen
- Kirchen, deren Bedeutung sich gewandelt hat oder deren Erhalt infrage stand
- Kriegerdenkmäler, die neue Formen der Einordnung benötigen
- Erhaltene Kolonien aus der frühen Bayer- und Industriezeit
- Das schutzlose Bayer-Kreuz, dessen ursprüngliche Nutzung verschwand
- Das verschwundene Schwimmbad an der Bismarckstraße
- Das ehemalige Bayer-Hochhaus, einst ein Wahrzeichen, heute verschwunden
- Das Kesselhaus der Neuen Bahnstadt Opladen, ein Beispiel für Erhalt oder Verlust von Industriekultur
- Das „Rathaus“ in Schlebusch, das heute ein Spielcasino beherbergt
- Eine nahezu verschwundene Kirche in Opladen, deren Erhalt lange ungewiss war
Diese Orte werfen grundlegende Fragen auf:
- Was bleibt?
- Was verschwindet – und warum?
- Was stört?
- Was prägt?
- Was muss erinnert werden?
Europäische Perspektive – Partnerstädte beteiligen sich
Auch die europäischen Partnerstädte Leverkusens beteiligten sich an der Ausstellung.
Jede Stadt wählte ein eigenes „unbequemes“ Denkmal aus und stellte Bild und Text zur Verfügung.
Dadurch entstand ein europäischer Vergleich:
- Welche Denkmäler sind in anderen Städten umstritten?
- Welche Geschichten verbergen sich hinter ihnen?
- Wie gehen unterschiedliche Gesellschaften mit unbequemen Erinnerungsorten um?
Die Beiträge zeigen:
- Jede Stadt hat ihre unbequemen Denkmäler,
- jedes Denkmal erzählt eine andere Geschichte,
- alle laden zur Debatte über Erinnerung, Identität und Zukunft ein.
Bedeutung für die Stadtgesellschaft
Unbequeme Denkmäler sind nicht nur historische Objekte.
Sie bieten:
- Anlässe für Stadtgespräche
- Lernorte für Schulen und Gruppen
- Impulse für Denkmalschutz und Stadtplanung
- Chancen für demokratische Auseinandersetzung
Wenn es gelingt, aus diesen Orten neue Perspektiven zu gewinnen, leistet Denkmalschutz einen wichtigen Beitrag zur Zukunft unserer Städte
Broschüre zur Ausstellung
Begleitend zu Ausstellung und Stadtrundfahrten wurde eine umfangreiche Broschüre erstellt, die:
- alle Leverkusener Beispiele dokumentiert,
- die europäischen Beiträge zusammenführt,
- historische Hintergründe vermittelt,
- zur weiteren Auseinandersetzung einlädt.
Diese Broschüre bildet bis heute die Basis für die Vermittlung unbequemer Denkmäler in Leverkusen.
