Der Erste Weltkrieg – Euphorie und Neuanfang

Entwicklungen und Wahrnehmungen in europäischen Städten 1914–1918


Der Erste Weltkrieg, der im Gedächtnis Frankreichs und Großbritanniens als der „Große Krieg“ des 20. Jahrhunderts besondere Bedeutung besaß, trat in der deutschen Erinnerungskultur lange hinter die Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs zurück.
Gleichwohl stellte der Erste Weltkrieg aus deutscher Perspektive die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ dar. Er leitete tiefgreifende politische, gesellschaftliche und kulturelle Umwälzungen ein, deren Auswirkungen sich bis auf die lokale Ebene der Städte in Europa niederschlugen.

Das Ausstellungsprojekt des Opladener Geschichtsvereins von 1979 e.V. Leverkusen (OGV) nahm diese Entwicklungen aus einer kommunalen Perspektive in den Blick. Im Zentrum stand der Spannungsbogen von der Kriegseuphorie des Jahres 1914 bis zum Neuanfang unter veränderten politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen im Jahr 1918, exemplarisch dargestellt anhand ausgewählter europäischer Städte.


Europäische Perspektiven – beteiligte Städte

Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit Geschichtsvereinen und Museen in:

  • Bracknell (Großbritannien)
  • Jülich (Deutschland)
  • Leverkusen (Deutschland)
  • Ljubljana (damals Österreich-Ungarn)
  • Racibórz (Ratibor, mit polnischem Bevölkerungsanteil)
  • Schwedt/Oder (Deutschland)
  • Villeneuve d’Ascq (Frankreich)

sowie mit dem Haus der Stadtgeschichte Leverkusen.
 

Kriegserfahrungen und Wahrnehmungen 1914

An den beteiligten Städten ließen sich die unterschiedlichen Wahrnehmungen des Kriegsbeginns exemplarisch darstellen:

  • in vier Städten des damaligen Deutschen Reiches
  • (Jülich, Leverkusen, Schwedt und Ratibor),
  • in Frankreich (Villeneuve d’Ascq),
  • in Großbritannien (Bracknell),
  • sowie in Österreich-Ungarn (Ljubljana mit überwiegend slowenischer Bevölkerung).

Das Projekt zeigte, wie nationale Narrative, lokale Strukturen und gesellschaftliche Erwartungen die Wahrnehmung des Kriegsbeginns in den Städten prägten.
 

Umbrüche und Neuanfänge 1918

Ebenso wurden die unterschiedlichen Folgen des Kriegsendes sichtbar:

  • Jülich und Leverkusen standen unter britischer Besatzung,
  • Schwedt war als Garnisonsstadt im Inneren des Reiches besonders betroffen,
  • Ratibor unterlag bis zur Volksabstimmung von 1921 einer Form internationaler Kontrolle,
  • Villeneuve d’Ascq war durch die deutsche Besatzungserfahrung geprägt,
  • Ljubljana wurde Teil des neu gegründeten Königreichs der Slowenen, Serben und Kroaten.

Damit verdeutlichte das Projekt, wie sich politische Neuordnungen, Grenzverschiebungen und gesellschaftliche Transformationsprozesse konkret im urbanen Alltag niederschlugen.
 

Beteiligte Institutionen und Akteure

Am Projekt wirkten mit:

  • Mitglieder der Geschichtsvereine und Museen der beteiligten Städte,
  • das Haus der Stadtgeschichte Leverkusen,
  • Stadtarchive,
  • gegebenenfalls Universitäten und Schulen,
  • sowie freie wissenschaftliche und kulturelle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
     

Vermittlungsformate

Zur Vermittlung der Projektinhalte wurden unterschiedliche Formate eingesetzt, die sich an ein breites Publikum richteten und sowohl lokale als auch europäische Perspektiven einbezogen.

Im Rahmen des Projekts wurden realisiert:

Ausstellungen und Ausstellungsmodule
Präsentation der Ergebnisse in Leverkusen sowie Beiträge von und für die europäischen Partnerstädte.

Vorträge und Themenabende
Öffentliche Veranstaltungen zur Einordnung der politischen, sozialen und städtischen Entwicklungen zwischen 1914 und 1918.

Workshops und Arbeitstreffen
Gemeinsame Formate mit Geschichtsvereinen, Museen und Partnerinstitutionen zur inhaltlichen Vertiefung und zum europäischen Austausch.

Begleitende Publikationen und Materialien
Texte, Dokumentationen und Beiträge in Publikationen des OGV sowie projektbezogene Informationsmaterialien.

Bürgerbegegnungen und Austauschformate
Dialogformate mit Beteiligten aus den Partnerstädten, die den kommunalen Blickwinkel und die europäische Verständigung stärkten.

Die Vermittlungsformate trugen dazu bei, die Ergebnisse des Projekts über den Ausstellungszeitraum hinaus sichtbar zu machen und die Auseinandersetzung mit dem Ersten Weltkrieg als städtisches und europäisches Erfahrungsgeschehen zu vertiefen.
 

Ziel und Bedeutung des Projekts

Ziel des Projekts war es, den Ersten Weltkrieg jenseits der militärischen Ereignisgeschichte zu betrachten und neue Perspektiven auf seine Bedeutung für Europa und seine Menschen zu eröffnen.
Durch den kommunalen Blickwinkel rückten Alltagserfahrungen, Wahrnehmungen und lokale Transformationsprozesse in den Mittelpunkt.
 

„Der Erste Weltkrieg – Euphorie und Neuanfang“ leistete damit einen Beitrag zu einer differenzierten europäischen Erinnerungskultur und machte die langfristigen Folgen des Krieges für die Städte Europas sichtbar.