Veranstaltungsreihe „Der Deutsche Orden im Rheinland“
Im Jahr 2019 jährte sich zum 800. Mal die Schenkung der Kirche in Siersdorf (Gemeinde Aldenhoven, Kreis Düren) mit einem danebenliegenden Hof durch Graf Wilhelm III. von Jülich an den Deutschen Orden. Der Förderverein Kommende Siersdorf e.V., der sich seit vielen Jahren für den Erhalt des ruinösen Herrenhauses des Deutschen Ordens in Siersdorf einsetzt, nahm dies zum Anlass für ein umfangreiches Jubiläumsprogramm. In Zusammenarbeit mit dem Jülicher Geschichtsverein 1923 e.V. (JGV) und dem OGV wurden mehrere Vorträge, Führungen und Exkursionen veranstaltet. Eine das Programm abschließende Tagung mit Konzert im Mai 2020 musste wegen der Corona-Pandemie auf 2021 verschoben werden. Die Veranstaltungen in Leverkusen fanden in Kooperation mit der Volkshochschule Leverkusen und dem Katholischen Bildungswerk Leverkusen im Zeitraum Mai bis Juni 2019 statt.
Der Deutsche Orden, auch Deutschherrenorden oder Deutschritterorden genannt, ist eine römisch-katholische Ordensgemeinschaft. Wie der Johanniter- und der Malteserorden steht er in der (Rechts-)Nachfolge der Ritterorden aus der Zeit der Kreuzzüge. Der vollständige Name lautet „Orden der Brüder vom Deutschen Hospital Sankt Mariens in Jerusalem“, lateinisch „Ordo fratrum domus hospitalis Sanctae Mariae Teutonicorum Ierosolimitanorum“. Aus der lateinischen Kurzbezeichnung „Ordo Teutonicus“ leitet sich das Ordenskürzel OT ab. Die Ursprünge des Ordens liegen in einem Feldhospital bremischer und lübischer Kaufleute während des Dritten Kreuzzuges um 1190 im Heiligen Land bei der Belagerung der Stadt Akkon. Papst Innozenz III. bestätigte am 19. Februar 1199 die Umwandlung der Spitalgemeinschaft in einen Ritterorden und die Verleihung der Johanniter- und Templerregel für die Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem. Nach der Erhebung der Spitalgemeinschaft zum geistlichen Ritterorden engagierten sich die Mitglieder der ursprünglich karitativen Gemeinschaft während des 13. Jahrhunderts im Heiligen Römischen Reich, im Heiligen Land, dem mediterranen Raum sowie in Siebenbürgen und beteiligten sich an der deutschen Ostkolonisation. Das führte zu einer Reihe von Niederlassungen mit mehr oder weniger langem Bestehen. Eine zentrale Rolle spielte ab dem Ende des 13. Jahrhunderts der im Baltikum begründete Deutschordensstaat. Er umfasste am Ende des 14. Jahrhunderts ein Gebiet von rund 200.000 Quadratkilometern. Durch die schwere militärische Niederlage bei Tannenberg im Sommer 1410 gegen die Polnisch-Litauische Union sowie einen langwierigen Konflikt mit den preußischen Ständen in der Mitte des 15. Jahrhunderts beschleunigte sich der um 1400 einsetzende Niedergang sowohl des Ordens als auch seines Staatswesens. Infolge der Säkularisation des verbliebenen Ordensstaates im Zuge der Reformation im Jahre 1525 und seiner Umwandlung in ein weltliches Herzogtum übte der Orden in Preußen und nach 1561 in Livland keinen nennenswerten Einfluss mehr aus. Er bestand jedoch im Heiligen Römischen Reich mit erheblichem Grundbesitz fort, vor allem in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz. Auch im Rheinland hatte der Deutsche Orden insbesondere im 16. bis 18. Jahrhundert eine herausragende Bedeutung – auch im direkten Umfeld der heutigen Städte Leverkusen und Jülich. Nach linksrheinischen Gebietsverlusten im späten 18. Jahrhundert infolge der Koalitionskriege und nach der Säkularisation in den Rheinbundstaaten zu Beginn des 19. Jahrhunderts blieben nur noch die Besitzungen im Kaiserreich Österreich. Mit dem Zerfall der Habsburger Donaumonarchie und dem österreichischen Adelsaufhebungsgesetz nach dem Ersten Weltkrieg ging neben dem Verlust erheblicher Besitztümer auch die ritterliche Komponente in der Ordensstruktur verloren. Die Veranstaltungsreihe griff verschiedene Fragestellungen in Zusammenhang mit dem Deutschen Orden und seiner regionalen Bedeutung auf.
Im Jahr 2021 setzen OGV und JGV das gemeinsame Projekt zur Geschichte des Deutschen Ordens im Rheinland mit einer wissenschaftlichen Tagung und einem Konzert fort. Die Ergebnisse werden 2021/2022 in einem Sammelband, der in den Reihen „MONTANUS“ und „Jülicher Forschungen“ erscheinen wird, vorgelegt. Geplant ist auch die Konzeption einer Wanderausstellung zum Thema.