StadtRäume

StadtRäume der Zwischenkriegszeit im Rheinland und in Europa (1918–1939)

Die Jahre zwischen den Enden des Ersten Weltkrieges und den Anfängen des Zweiten Weltkrieges, die im deutschsprachigen Europa gemeinhin als „Zwischenkriegszeit“ bezeichnet werden, werden ganz unterschiedlich gedeutet: Je nach Blickwinkel unter anderem als „Urkatastrophe“ oder als „Höllensturz“, insgesamt aber als Phase besonders ausgeprägter politischer und wirtschaftlicher Instabilität und Krisenhaftigkeit. Im Fokus des Kooperationsprojektes zur Stadtentwicklung in der Zwischenkriegszeit in Europa (1918-1939), das der Jülicher Geschichtsverein 1923 e.V. gemeinsam mit dem Opladener Geschichtsverein von 1979 e.V. Leverkusen leitet, stehen acht europäische Städte. Die Forschung wird von den Geschichtsvereinen, Archiven, Museen, Universitäten etc. in den beteiligten Städten Bracknell (UK), Jülich (DE), Leverkusen (DE), Ljubljana (SI), Oulu (FI), Raciborz (PL), Schwedt / Oder (DE) und Villeneuve d’Ascq (FR) betrieben.

Das Projekt verfolgt mehrere Ziele: Im Mittelpunkt steht die Konzeption eines digitalen Filmbaukastens. Es handelt sich hierbei um ein innovatives Vermittlungskonzept für die historisch-politische Bildungsarbeit, das unterschiedliche Adressaten ansprechen und multifunktional verwendbar sein soll. Die transnationale Zusammenarbeit erlaubt einen europäischen Vergleich der Stadtentwicklung, bei dem zum einen Gemeinsamkeiten wie Unterschiede in der äußerlichen Entwicklung, zum anderen die Entwicklung des städtischen (Geschichts-)Bewusstseins erkundet werden, um deren komplementäre Beziehung aufzudecken. Für Jülich und Leverkusen wird eine Doppelausstellung vorbereitet, die 2023 / 2024 von einem umfangreichen Kulturprogramm mit Vorträgen, Exkursionen, Konzerten, Filmvorführungen und Ausstellungen in der ganzen Rheinschiene begleitet werden wird. Dabei wird vor allem auf das Jahr 1923 fokussiert, das mit Hyperinflation, separatistischen Unruhen und Ruhrkampf von einer dichten Folge von Krisen geprägt war, in dem aber auch der Jülicher Geschichtsverein gegründet wurde.

Das Kulturprogramm, das von einem umfangreichen „Entdeckerbuch“ begleitet wird, startet mit einer Fachtagung, die am 31. März und 1. April in der Thomas-Morus-Akademie / Kardinal-Schulte-Haus Bensberg stattfindet. Auf dieser stellen ausgewiesene Fachleute ihre Erkenntnisse zu Themen der Bildung, der Wirtschaft und der politischen Festkultur vor. Ein offener Akademieabend am 31. März, der einen facettenreichen und unterhaltsamen Einblick in das Gesamtprojekt gibt, rundet das Programm der Fachtagung ab.

Informationen zum Gesamtprojekt und zu den Veranstaltungen finden sich unter https://star-urbs.eu


Das Kulturprogramm 2023 im Entdeckerbuch

OGV und JGV legen mit ihren „Entdeckerbuch“ einen Leitfaden zum umfangreichen Kulturprogramm im Rahmen des „StadtRäume“-Projektes, das von April 2023 bis Februar 2024 im gesamten Rheinland stattfinden wird, vor. Entdecken Sie das vielfältige Angebot aus Ausstellungen, Publikationen, Konzerten, einer hybriden Vortragsreihe, Filmabenden sowie Exkursionen und Workshops!

Das Angebot:


AUSSTELLUNGEN

Doppelausstellung in Jülich und Leverkusen

JÜLICH UND LEVERKUSEN – STADTRÄUME ZWISCHEN DEN KRIEGEN

Einen unbestreitbaren Höhepunkt des „StadtRäume“-Programms bildet die Doppelausstellung in Jülich und Leverkusen. Sie konzentriert sich auf die frühen 1920er-Jahre im Westen der Weimarer Republik. Dabei werden zwei StadtRäume in den Blick genommen, die durch den unterschiedlichen Grad der Industrialisierung einerseits sehr verschieden waren, sich andererseits aber mit Besatzung und Hyperinflation vor ähnliche Herausforderungen gestellt sahen.

Jülich war über Jahrhunderte als Festungsstadt vom Militär geprägt, sodass der Anschluss an moderne Entwicklungen wie Eisenbahn und Industrie verzögert erfolgte. Da sich schon vor dem Ersten Weltkrieg das Ende Jülichs als Militärstandort

abzeichnete, wurde mit der Errichtung des Eisenbahnausbesserungswerkes im Süden der Stadt eine Kompensation geschaffen. Dieses Werk gab der Stadtentwicklung Jülichs insoweit einen Schub, dass innerhalb kürzester Zeit Wohnraum für die Beschäftigten und ihre Familien geschaffen werden musste. Umso belastender war die belgische und französische Besatzung nach dem Ersten Weltkrieg; führte diese doch zu einer dramatischen Verknappung des Wohnraums. Die Besatzung endete erst 1929. Dennoch waren die 1920er-Jahre in Jülich von zahlreichen Modernisierungen geprägt, die nicht nur Folgen des steigenden motorisierten Verkehrs auf den Straßen waren. Auch und gerade die Schaffung von Voraussetzungen zur aktiven Freizeitgestaltung mit Sportstätten und Naherholungsgebieten stand im Fokus der Stadtverwaltung.

Die Stadt Leverkusen wurde tatsächlich erst 1930 gegründet, nachdem das Werk der Firma Bayer in Wiesdorf zu einer der größten chemischen Industrieanlagen im Deutschen Reich geworden war. In direkter Nachbarschaft lag die Stadt Opladen, die als Sitz des Landkreises Solingen einen wichtigen Verwaltungsstandort bildete. Auch hier gab es wie in Jülich ein Bahnausbesserungswerk, aber auch andere Industriestandorte, die bereits im 19. Jahrhundert die bis dahin eher agrarisch geprägte Gegend stark verändert hatten. Die Anbindung an die Eisenbahn und die Nähe zum Rhein als wichtigem Transportweg beförderten die wirtschaftliche Entwicklung des Raums der heutigen Großstadt Leverkusen mit allen Herausforderungen einer stetig wachsenden Bevölkerung.

Die Doppelausstellung fokussiert auf das Jahr 1923, nimmt aber den gesamten Zeitraum der „Zwischenkriegszeit“ in den Blick. Die Präsentation wird eng verknüpft sein mit dem digitalen Filmbaukasten und den dortigen Themenfeldern Politik, Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft, die unter den Aspekten von Internationalisierung und Modernisierung betrachtet werden. Zudem werden die in der Ausstellung behandelten Themen über Info-Punkte in den jeweiligen Stadtraum zurückgespiegelt. Dadurch ergibt sich eine interessante Wechselwirkung zwischen Stadt, Ausstellung und virtuellem Raum, die außerdem durch ein umfangreiches Begleitprogramm miteinander in Beziehung gesetzt werden.

in Leverkusen: 9.9.2023–25.2.2024, Villa Römer – Haus der Stadtgeschichte Leverkusen
Ausstellungseröffnung: Samstag, 9. September 2023, 11.00 Uhr

in Jülich: 9.9.2023–6.4.2025,  Pulvermagazin des Museums Zitadelle Jülich
Ausstellungseröffnung: Freitag, 8. September 2023, 19.00 Uhr (Schlosskapelle)


EXKURSIONEN

LEVERKUSEN UND JÜLICH STADTRÄUME IN LEVERKUSEN UND JÜLICH

Sie wollen beide Standorte der Doppelausstellung „StadtRäume“ an einem Tag erleben und zudem in den Genuss eines ganz besonderen Konzerts kommen? Dann bietet sich die Teilnahme an den beiden Tagesfahrten an, die wir am 4.11.2023 und am 24.2.2024 durchführen. Im November 2023 starten wir mit einer Führung durch die Ausstellung in der Villa Römer – Haus der Stadtgeschichte in Leverkusen. Aus erster Hand erhalten Sie hier Einblicke in die bewegte Geschichte des Raumes Leverkusen zwischen den beiden Kriegen. Nach dem gemeinsamen Mittagsimbiss fährt der Bus nach Jülich. Hier steht dann der Jülicher Teil der Doppelausstellung auf dem Programm. Nach einer kurzen Kaffeepause erwartet Ihre Ohren ein besonderes Highlight: In der Schlosskapelle der Zitadelle Jülich führen Irmelin Sloman und Thomas Palm ihr Programm „Tanz auf dem Vulkan“ auf, das sich der Musik der „Zwischenkriegszeit“ widmet. Im Februar 2024 drehen wir das Programm um: Wir starten mit der Ausstellungsführung in Jülich und enden mit der Konzertaufführung in der Musikschule Leverkusen.

TAGESFAHRTEN

SAMSTAG, 4.11.2023
Abfahrt Jülich, Bahnhof (08:45 Uhr)
Antritt der Rückreise ca. 19:00 Uhr

SAMSTAG, 24.2.2024
Abfahrt Leverkusen, Villa Römer (08:45 Uhr)
Antritt der Rückreise ca. 19:00 Uhr

LEISTUNGEN
Bustransfer von Jülich nach Leverkusen bzw. Leverkusen nach Jülich und jeweils zurück, Besuch der Doppelausstellung, Mittagessen, Konzertbesuch

PREIS
75,00 € für Nicht-Mitglieder
70,00 € für Mitglieder von JGV und OGV

TEILNEHMENDE
min. 20 Personen

REISE-NR.
VG 5179 (4.11.2023)
VG 5180 (24.2.2024)

ANMELDUNG
https://ogv-leverkusen.de/programm/anmeldung-zu-fahrten


ausstellungsbegleitende Vorträge

in Leverkusen und Jülich

Parallel zur Doppelausstellung finden in Jülich und Leverkusen jeweils drei Vorträge statt.

Zwei greifen thematische Aspekte der Ausstellung auf und vertiefen sie anhand konkreter Beispiele:

Am 4.10.2023 in Leverkusen und am 25.10.2023 in Jülich stehen die Themenfelder Politik und Wirtschaft im Fokus und am 31.1.2024 in Jülich und am 7.2.2024 in Leverkusen Gesellschaft und Kultur.

Zudem wird am 29.11.2023 in Jülich der Jülicher Zeitungsverleger und Politiker Adolf Fischer vorgestellt und am 6.12.2023 in Leverkusen der Solinger Landrat Adolf Lucas und seine über viele Jahre zu verfolgende Korrespondenz mit dem Industriellen Carl Duisberg.

Im einzelnen werden angeboten:

POLITIK UND WIRTSCHAFT ZWISCHEN DEN KRIEGEN IN LEVERKUSEN

MITTWOCH, 04.10.2023
18:30 Uhr
Referenten: Mitglieder der Leverkusener „StadtRäume“-AG
Ort: Villa Römer – Haus der Stadtgeschichte Leverkusen,
Haus-Vorster Straße 6, 51379 Leverkusen

POLITIK UND WIRTSCHAFT ZWISCHEN DEN KRIEGEN IN JÜLICH

MITTWOCH, 25.10.2023
19:30 Uhr
Referenten: Mitglieder der Jülicher „StadtRäume“-AG
Ort: Schlosskapelle der Zitadelle Jülich,
Schlossstraße, 52428 Jülich

DER JÜLICHER POLITIKER UND ZEITUNGSVERLEGER ADOLF FISCHER (1874–1937)

MITTWOCH, 29.11.2023
19:30 Uhr
Referenten: Guido von Büren und Wolfgang Hommel
Ort: Schlosskapelle der Zitadelle Jülich,
Schlossstraße, 52428 Jülich

DER OPLADENER LANDRAT ADOLF LUCAS (1862–1945) UND DER „ERBAUER“ DES LEVERKUSENER BAYERWERKS CARL DUISBERG (1861–1935)

MITTWOCH, 6.12.2023
18:30 Uhr
Referenten: Michael D. Gutbier und Philipp Schaefer
Ort: Villa Römer – Haus der Stadtgeschichte Leverkusen,
Haus-Vorster Straße 6, 51379 Leverkusen

GESELLSCHAFT UND KULTUR ZWISCHEN DEN KRIEGEN IN JÜLICH

MITTWOCH, 31.01.2024
19:30 Uhr
Referenten: Mitglieder der Jülicher „StadtRäume“-AG
Ort: Schlosskapelle der Zitadelle Jülich,
Schlossstraße, 52428 Jülich

GESELLSCHAFT UND KULTUR ZWISCHEN DEN KRIEGEN IN LEVERKUSEN

MITTWOCH, 07.02.2024
18:30 Uhr
Referenten: Mitglieder der Leverkusener „StadtRäume“-AG
Ort: Villa Römer – Haus der Stadtgeschichte Leverkusen,
Haus-Vorster Straße 6, 51379 Leverkusen


Alle Vorträge sind hybride Veranstaltungen .


weitere Vorträge

der Volkshochschule Jülicher Land

MUSIK ALS WAFFE – DAS POLITISCHE LIED WÄHREND DER WEIMARER REPUBLIK UND DER NS-ZEIT

Wie hört sich eine Schalmeien-Kapelle des Roten Frontkämpferbundes an? Wie klangen NS-Kopien sozialistischer Arbeiterlieder? Was war ein typisches „Durchhaltelied“ während des Krieges? Ein heute kaum noch bekanntes Thema wird hier anhand von zahlreichen Tonbeispielen im Rahmen eines Vortrages dargestellt: die Entwicklung des „Kampfliedes“ und politisch motivierter Musik in der Weimarer Republik und während des Dritten Reiches. Mit der Schallplatte als einem der ersten modernen Massenmedien haben sich hier teils einzigartige historische Dokumente erhalten. Mit Hilfe von originalen Tonträgern aus der Zeit vor 1945 wird dieses Kapitel der Geschichte veranschaulicht und durch den unmittelbaren Eindruck der Musik hörbar und erlebbar gemacht. Die dort „eingefrorene“ Musik jener Epoche zeigt sehr eindrücklich ihre emotionale Wirkung auf die Hörer und den Gebrauch der Kunst als Kampfmittel in der täglichen politischen Agitation.

DIENSTAG, 19.9.2023
19:00–21:30 Uhr
Referent: Michael M. Lang
Ort: VHS Jülicher Land,
Am Aachener Tor 16, 52428 Jülich
Kurs-Nr. M02-004
Entgeltfrei, Anmeldung erforderlich unter Tel. 02461 63201 oder
www.vhs-juelicher-land.de


MALWERKSTATT - KUNST DER 20ER-JAHRE

In den drei Malwerkstätten geht es um populäre Kunststile der 1920er-Jahre. Nach einer kurzen theoretischen Einführung in die jeweilige Epoche beschäftigen wir uns jeweils mit einer Künstlerin und einem Künstler als Vertreter ihrer Stilrichtung. Im Praxisteil können Sie dann selbst zur Meisterin oder zum Meister werden. In freier Atelierzeit probieren Sie die Techniken und Ideen auf Wunsch mit Anleitung aus.

Technik: Acrylfarbe.
Referent: Hans Josef Spieker
Ort: VHS Jülicher Land, Am Aachener Tor 16, 52428 Jülich
18:00–22:00 Uhr
Kosten: 9,00 € (Ermäßigung möglich)

Anmeldung erforderlich unter Tel. 02461 63201 oder www.vhs-juelicher-land.de  

NEUE SACHLICHKEIT
DIENSTAG, 23.05.2023
Kurs-Nr. M02-005

SURREALISMUS
DIENSTAG, 13.06.2023
Kurs-Nr. M02-006

EXPRESSIONISMUS
DIENSTAG, 17.10.2023
Kurs-Nr. M02-007


WANDERAUSSTELLUNG

GELD ZERBASCH! – DIE HYPERINFLATION VON 1923 IM RHEINLAND IM SPIEGEL DES NOTGELDS

EINE AUSSTELLUNG DES BERGISCHEN GESCHICHTSVEREINS RHEIN-BERG E.V. AUS DER SAMMLUNG MAX MORSCHES

Der Erste Weltkrieg hatte das Geldsystem des Deutschen Reichs destabilisiert: Münzgeld aus Edelmetall wurde möglichst eingezogen, was wiederum zum Horten von Silber- und Goldmünzen durch die Bevölkerung führte. Ersatzweise wurden Münzen aus billigem Blech, Zink oder Aluminium ausgegeben, aber auch erste Scheine mit Kleingeldwerten, aus denen sich die bunten sogenannten Serienscheine als beliebte Sammelmaterie entwickelten. Durch nicht gedeckte Kriegsanleihen und hohe Ausgaben verschuldete sich der Staat und setzte eine Geldentwertung in Gang, weil immer mehr Geld in Umlauf gebracht werden musste. Die nach Kriegsende dem Deutschen Reich auferlegten Reparationen, die Ausgleichszahlungen für Kriegsschäden, heizten die Geldentwertung zusätzlich an. Im Rheinland kam dazu noch die Besetzung der linken und erheblicher Teile des rechten Rheinufers, für deren Kosten ebenfalls das Reich aufzukommen hatte. Als Anfang 1923 zur Sicherung der Reparationszahlungen Franzosen und Belgier auch noch ins Ruhrgebiet einmarschierten, rief die Reichsregierung einen Generalstreik aus und übernahm alle dabei

entstehenden Kosten. Das führte im Laufe des Jahres 1923 zur Hyperinflation, d. h. zur sich in rasender Geschwindigkeit entwickelnder Geldentwertung. Da die Reichsbank und ihre Notendruckereien nicht mehr mit der Herstellung neuer, immer höher lautender Geldscheine nachkamen, sahen sich Kommunen, Firmen und andere Institutionen genötigt, eigene Zahlungsmittel auszugeben, für die längst kein Gegenwert mehr existierte. Dieses Inflationsgeld reicht von improvisierten Gutscheinen über Einheitsformulare bis hin zu sorgfältig gestalteten Ersatzbanknoten. Der rasanten Geldentwertung versuchte man aber auch mit dem Anschluss an ausländische Währungen und sogar an Sachwerte beizukommen. Mit Hilfe der ehemaligen Kriegsgegner gelang es schließlich im November 1923, die Renten-, später Reichsmark als neue, stabile Währung einzuführen. Damit wurden alle auf die alte Währung lautenden Geldvermögen und vergleichbare Werte, aber auch Schulden mit einem Schlag vernichtet; nur Sachwerte blieben bestehen. Trotzdem war dieser Schritt unvermeidlich: Die Etablierung eines neuen, stabilen Währungssystems ermöglichte für einige Jahre die Erholung der Wirtschaft und die legendären „Goldenen Zwanziger“, die in der 1929 einsetzenden Weltwirtschaftskrise ihr Ende fand.

Die Bestände der Sammlung Max Morsches aus Bergisch Gladbach sowie die ergänzenden Stücke illustrieren die Entwicklung der Hyperinflation von 1923 und geben einen Einblick in die erstaunliche Vielfalt der Ersatzzahlungsmittel, die oft mit viel Einfallsreichtum und Improvisationsgeist entstanden. Fast verzweifelte Zeitkommentare wechseln in der Gestaltung ab mit dem Wunsch nach besseren Zeiten und in vielerlei Motiven sichtbar werdendem Heimatstolz.

Eine Zeit der tiefen Krise und massiver Umwälzungen spiegelt sich auf kleinen (meist) bunten Papierstreifen.

Die Ausstellung ist online unter www.bgv-rhein-berg.de zu entdecken; dort auch die aktuellen Standorte der Wanderausstellung, die Anfang April eröffnet wird.

*zerbasch = (ripuarisch/rheinischer Dialekt): „im Überfluss“


EXKURSIONEN

StadtRäume vor Ort

Tagesfahrt

26. August 2023: Tagesfahrt "Düsseldorf in den 1920er/30er-Jahren"

Die Landeshauptstadt Düsseldorf gehört bis heute zu den wichtigsten Städten Deutschlands. In den 20er- und 30er-Jahren war sie bereits als große rheinische Industriestadt, aber auch als Garten- und Kunststadt bekannt. Nach dem Ersten Weltkrieg geriet die Stadt während der Weimarer Republik in eine Zeit des Umbruchs. Der Krieg brachte Schwierigkeiten und Probleme in die rheinische Metropole und in alle anderen Städte. Diese waren noch Jahre später zu verspüren und man versuchte sich diesen Problemen zu stellen und sie aus dem Weg zu schaffen.

Im Sommer 1926 strömten Menschen aus dem In- und Ausland nach Düsseldorf zur Gesolei. Die „Große Ausstellung Düsseldorf 1926 für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen“ (GeSoLei), die vom 8. Mai bis 15. Oktober 1926 in Düsseldorf stattfand, war mit 7,5 Millionen Besuchern die größte Messe der Weimarer Republik. „Ihre politische und soziale Zielsetzung war die Erziehung zum neuen leistungsfähigen Menschen.“ Mit dem Generalbebauungsplan von 1927 stellte die Stadt Lösungen für die zahlreichen Probleme vor.

Die Tagesfahrt beinhaltet den Besuch des Ehrenhofes, der Tonhalle und des Nordparks sowie eine Kaffeetafel.

Kostenbeitrag € 75,-- (Mitgliederermäßigung: € 5,--)

Samstag, 26. August 2023
07:45 Uhr Opladen, Villa Römer
09:00 Uhr Jülich, Bahnhof

Reise-Nr.: VG 5178


Erkundungen

der Thomas-Morus-Akademie

April bis Oktober 2023: "StadtRäume – 1923 und die „Zwischenkriegszeit“ im Rheinland. Krisen und Wenden in Gesellschaft, Kultur, Politik und Wirtschaft"

Die Jahre zwischen den Enden des Ersten Weltkrieges und den Anfängen des Zweiten Weltkrieges, die im deutschsprachigen Europa gemeinhin als „Zwischenkriegszeit“ bezeichnet werden, werden ganz unterschiedlich gedeutet, je nach Blickwinkel unter anderem als „Urkatastrophe“ oder als „Höllensturz“, insgesamt aber als Phase besonders ausgeprägter politischer und wirtschaftlicher Instabilität und Krisenhaftigkeit. Baulich und stadtplanerisch hat sich in dieser Phase viel bewegt, der Umbruch dieser Jahre lässt sich bis heute in vielen Städten nachvollziehen.

Im Fokus des Kooperationsprojektes steht die Stadtentwicklung in der Zwischenkriegszeit in Europa (1918–1939). Die Konzeption sowie die Koordination erfolgt durch den Opladener Geschichtsverein von 1979 e.V. Leverkusen in Verbindung mit dem Jülicher Geschichtsverein 1923 e.V. und der Universität zu Köln.

2023 wird im Rheinland ein Veranstaltungszyklus mit Vorträgen, Exkursionen, Konzerten, Filmvorführungen und Ausstellungen stattfinden. Dabei wird vor allem auf das Jahr 1923 fokussiert, das mit Hyperinflation, separatistischen Unruhen und Ruhrkampf von einer dichten Folge von Krisen geprägt war.

Das Exkursionsprogramm für dieses Projekt wird von der Thomas-Morus-Akademie Bensberg organisiert. Neben den Städten Düsseldorf und Solingen erfährt die Stadt Köln als Metropole im Westen besondere Beachtung.

Nähere Informationen und die detaillierten Programme finden Sie unter: www.tma-bensberg.de/erkundungen

Wir freuen uns auf Ihr Interesse!

Hier finden Sie den Flyer mit dem Programmangebot.

Hier können Sie sich anmelden!

Veranstalter:
Thomas-Morus-Akademie / Kardinal Schulte Haus Bensberg, Overather Str. 51-53, 51429 Bergisch Gladbach, Tel. 02204 / 408472, akademie@tma-bensberg.de, www.tma-bensberg.de

AUSDRUCK UND STRENGE. SKULPTUR IN EXPRESSIONISMUS UND NEOKLASSIZISMUS

An den Bauten und im Stadtbild der Rheinmetropole Köln finden sich viele Skulpturen und Plastiken, die die Kunstvorstellungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts spiegeln. Dabei besonders vertreten ist der Gegensatz, aber auch die Durchdringung der Positionen von Expressionismus und Neoklassizismus, teils durch prominente Namen wie Käthe Kollwitz, Ernst Barlach, Gerhard Marcks oder auch Arno Breker.
WILHELM ZWO UND GAEA ZWO
Das Reiterstandbild Wilhelms II. eröffnet den Reigen der neoklassizistischen Bildwerke, obwohl sein wichtigstes Vorbild eine andere Art von Antikenrezeption vertritt, die der Renaissance. Eine weitere, sanftere Art von Antike zeigt Marcks „Gaea II“. Die Nachwirkungen des Expressionismus lassen sich dann an Ewald Matarés Domtüren erkennen.
SKULPTUREN IM MUSEUM LUDWIG
Die lyrisch anmutenden Gestalten von Lehmbruck zeigen im Museum Ludwig die melancholische Seite des Expressionismus, aber auch ihre Entwicklung aus der neoklassizistischen Menschendarstellung. Bei den wesentlich robusteren Arbeiten Hermann Scherers verbinden sich europäische Traditionen mit Bezügen zur westafrikanischen Skulptur, vergleichbar den Gemälden der Brücke-Maler.
BARLACH IN DER ANTONITERKIRCHE
Der Meister des deutschen Expressionismus in der Bildhauerei ist in der evangelischen Antoniterkirche durch drei Werke vertreten. Dabei stellt „Der Schwebende“ (oder besser „Die Schwebende“?) eines seiner Hauptwerke dar. Ergänzt wird die Plastik mit ihrer wechselvollen Geschichte durch einen „Lehrenden Christus“ sowie einen Gekreuzigten.
ARNO BREKER IM GERLING QUARTIER
Zwar zeigt sich der heilige Martin an einem der ehemaligen Bauten des Gerling Konzerns dem Bettler gegenüber immer noch mitleidig, aber ansonsten ähnelt er eher einem „Helden“ aus einem NS-Film. Auch die anderen Skulpturen von Heiligen und sogar die Bronzeputten Arno Brekers besitzen eine eher kühle, heroische Ausstrahlung, die das Fortleben des Neoklassizismus in der Bildnerei der NS-Zeit und bei Gerling darüber hinaus oft kennzeichnet.

GANZTÄGIGER SPAZIERGANG
MITTWOCH, 14.06.2023
Treffpunkt an der Kreuzblume vor dem Kölner Dom (10:00 Uhr)
Ende der Veranstaltung an der Haltestelle „Christophstraße“ in Köln (ca. 18:00 Uhr)

LEISTUNGEN
Zwei-Gänge-Mittagessen inkl. Mineralwasser im Café ExtraBlatt
Fahrkarte für den Öffentlichen Personennahverkehr (gilt nicht für die An- und Abreise zum Veranstaltungsort)
Bereitstellung eines Funk-Kopfhörers
Führungen und Eintritt

PREIS
77,00 €

TEILNEHMENDE
min. 15 Personen
max. 25 Personen

LEITUNG
Dr. Andreas Baumerich, Köln
Kunsthistoriker

ANMELDUNG
www.buchung.tma-bensberg.de/#/enrollment/82683/ 

DIE BRITEN IN KÖLN. ZWISCHEN DOM, FLORA UND MARIENBURG

Dass die Briten im 19. Jahrhundert Köln und den romantischen Rhein für sich entdeckten und zahlreich besuchten, ist bekannt. Warum sie jedoch auch in der ersten Hälfte der 1920er-Jahre im Rheinland anzutreffen waren, wird häufig vergessen: die Besetzung des linken Rheinufers und rechtsrheinischer Brückenköpfe nach dem Ersten Weltkrieg. Für die am Niederrhein stationierten britischen Besatzungstruppen war diese Pflicht eher lästig. Mehrere dieser „Besatzungsviertel“ Kölns werden besucht und die architektonischen und künstlerischen Besonderheiten erkundet.
EXCELSIOR HOTEL ERNST KÖLN UND REICHENSPERGER PLATZ
Im spätwilhelminischen Behördenviertel der nördlichen Neustadt zwischen Reichenspergerplatz und Rhein wurden zahlreiche Wohnbauten für die Besatzer erstellt. Besonders interessant sind die herrschaftlichen Mehrfamilienhäuser beiderseits der Einmündung der Hülchrather Straße in den Krefelder Wall.
RIEHLER GÜRTEL UND AM BOTANISCHEN GARTEN
Die Stadt Köln schuf auf noch vorhandenen Freiflächen Wohnbebauung für die Besatzer; die beteiligten Architekten mussten sich dabei an britischen Wohnvorlieben orientieren. Nördlich des Botanischen Gartens und des Zoos, deren Restaurants als Militärkasinos dienten, liegt ein weiterer Schwerpunkt der Besatzungsbauten in Köln. Ebenso wurde das bereits in der Vorkriegszeit begonnene Villenviertel Am Botanischen Garten weiterentwickelt.
BAYENTHALGÜRTEL
In Kölns größtem Villengebiet Marienburg/Bayenthal wurden zahlreicheHäuser von der Besatzung beschlagnahmt. Auf noch freiem Gelände am Bayenthalgürtel errichtete die Stadt Köln deshalb nicht nur Wohnungen, sondern auch eine Zentralgarage und ein Kasino für die Besatzer.
EHRENMAL FORT I UND MATERNUSKIRCHE
Der innere Festungsgürtel, der bereits kurz vor dem Ersten Weltkrieg aufgegeben worden war, bildete den ersten Grüngürtel, preußische Fortanlagen wurden in Parks umgestaltet. Der Grundstein für die am Rande des Parks gelegene neuromanische Maternuskirche wurde drei Monate vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges gelegt. Das Gotteshaus ist einer der letzten historistischen Kirchenbauten der Stadt.

GANZTÄGIGER SPAZIERGANG
DONNERSTAG, 10.08.2023
Treffpunkt an der Tourismus Information in Köln (09:30 Uhr)
Ende der Veranstaltung am Chlodwigplatz in Köln (ca. 17:00 Uhr)

LEISTUNGEN
Zwei-Gänge-Mittagessen inkl. Mineralwasser im Riehler Hof
Fahrkarte für den Öffentlichen Personennahverkehr (gilt nicht für die An- und Abreise zum Veranstaltungsort)
Bereitstellung eines Funk-Kopfhörers
Führungen und Eintritt

PREIS
65,00 €

TEILNEHMENDE
min. 15 Personen
max. 25 Personen

LEITUNG
Dr. Alexander Kierdorf, Köln
Architekturhistoriker

ANMELDUNG
www.buchung.tma-bensberg.de/#/enrollment/82687/ 

AM GRÜNEN BAND. KÖLNS ÄUSSERER GÜRTEL

Erfahrungen aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 zeigten, dass die Festungswerke Kölns militärisch überholt waren. Ab 1873 legte das Militär in vier bis sieben Kilometern Entfernung zur Stadt einen neuen äußeren Festungsgürtel beiderseits des Rheins an. Mit zwölf Forts, 23 Zwischenwerken und über 120 Zwischenfeldbauten war Köln am Vorabend des Ersten Weltkrieges eine der größten Festungen im Deutschen Reich. Nach dem Ersten Weltkrieg plante Oberbürgermeister Konrad Adenauer zusammen mit dem Städtebauer Fritz Schumacher die Anlage des Äußeren Grüngürtels. Im Rechtsrheinischen hingegen ging man von den umgestalteten Festungswerken, den sogenannten Grünen Forts, als Attraktionen aus und leitete diese über in die ausgedehnten rechtsrheinischen Wälder.
SPORTPARK UND VOLKSWIESE
Erinnert der Sportpark Müngersdorf an die Olympiahoffnung Oberbürgermeister Adenauers, ist die Jahnwiese das Beispiel einer großen Volkswiese der Zwanzigerjahre für den Breitensport.
VON DER STADTWALDERWEITERUNG ZUM ARBORETUM
Die Anlage des Adenauerweihers bot die Möglichkeit, dem waldreichen Gelände der sogenannten Stadtwalderweiterung ein bewegtes Relief zu verleihen. Im Kontrast dazu steht die von Baumgruppen gegliederte offene, weite Fläche des Arboretums, das erst Mitte der 1950er-Jahre entstand.
DECKSTEINER KANAL
Der Decksteiner Kanal mit seinen markanten Alleen verbindet zwei polygonale Seen an seinen Endpunkten. Bei seiner Entstehung war er für den Wasser- und Eissport vorgesehen.
FORT DECKSTEIN MIT FELSENGARTEN
Das ab 1873 angelegte Fort Deckstein ist das älteste der äußeren Kölner Forts. Wie bei allen linksrheinischen Festungswerken musste auch hier das Erdgeschoss mit Erde zugeschüttet werden. Vor einigen Jahren wurde der Felsengarten, ein Stauden- und Schattengarten im ehemaligen Flankengraben wieder hergerichtet.
EHEMALIGER SCHMUCKGARTEN AUF DEM ZWISCHENWERK XIB
Die terrassierte Gartenanlage auf dem Mülheimer Zwischenwerk XIb war einst ein Schmuckstück unter den Kölner Parkanlagen.

GANZTÄGIGER SPAZIERGANG
DONNERSTAG, 24.08.2023
Treffpunkt an der Aachener Straße, Stadtbahnhaltestelle Linie 1 „Rheinenergie-Stadion“ in Köln (10:00 Uhr)
Ende der Veranstaltung an der Stadtbahnhaltestelle Linie 4 „Im Weidenbruch“ in Köln (ca. 18:00 Uhr)

LEISTUNGEN
Zwei-Gänge-Mittagessen inkl. Mineralwasser im Restaurant Haus am See
Fahrkarte für den Öffentlichen Personennahverkehr (gilt nicht für die An- und Abreise zum Veranstaltungsort)
Bereitstellung eines Funk-Kopfhörer
Führungen

PREIS
67,00 €

TEILNEHMENDE
min. 15 Personen
max. 25 Personen

LEITUNG
Alexander Hess, Köln
Diplom-Geograf

ANMELDUNG
www.buchung.tma-bensberg.de/#/enrollment/82691/ 

PROGRESSIV–SOZIAL–UTOPISCH? WOHNUNGSBAU ZWISCHEN REFORM UND REVOLUTION

Der gemeinnützige Wohnungsbau in Deutschland gehört architekturhistorisch wie städtebaulich zu den herausragenden Leistungen des 20. Jahrhunderts. Neben Frankfurt a.M. und Berlin hat vor allem Köln in der Zeit zwischen den Weltkriegen eine Reihe vorbildlicher Siedlungsbauten realisiert. Eine Schlüsselrolle spielte hierbei die Gemeinnützige Aktiengesellschaft für Wohnungsbau, kurz GAG, die 1913 gemeinsam von der Stadt Köln und einer Reihe bekannter Unternehmer gegründet worden war.
GERMANIASIEDLUNG KÖLNHÖHENBERG
In den Jahren 1919–1929 errichtete die GAG auf dem Gelände der ehemaligen Steinkohlenzeche „Germania“ dieses in Europa einmalige Architekturensemble, das bis auf den heutigen Tag als Lehrbeispiel für den sozialen Wohnungsbau erlebbar ist. Insgesamt waren 18 Architekten an der vielgestaltigen Planung der Siedlung beteiligt, die insgesamt 1.400 Wohnungen bereitstellt.
EINE ZEITREISE: DIE GERMANIASIEDLUNG
Um einen Eindruck von den damaligen Lebensverhältnissen und dem Wohnalltag zu erhalten, hat die GAG eine Wohnung nach historischem Vorbild hergerichtet. Diese Museumswohnung lädt ein zu einer Zeitreise, um den Wandel der Wohnverhältnisse und der Lebensweise der letzten 100 Jahre zu vergegenwärtigen.
DER BLAUE HOF UND DIE WEISSE STADT
Wilhelm Riphahn (1889–1963) ist der vielleicht bedeutendste Architekt Kölns. Seine gemeinsam mit Caspar Maria Grod (1878–1931) geplanten Siedlungsbauten in Buchforst bestechen durch ihre am Funktionalismus orientierte klare Bauweise. Ihre Modernität und baugestalterische Qualität sind bis zum heutigen Tag – auch wegen umfangreicher und behutsamer Sanierungsarbeiten – erlebbar geblieben.
EIN BLICK ZURÜCK
In der Fotografischen Sammlung des Museum Ludwig findet sich eine Reihe wichtiger Fotografien, die die Architektur- und Kulturgeschichte der 1920er-Jahre wieder aufleben lässt. Beispiele von August Sander (1876–1964), Hugo Schmölz (1879–1938) und Werner Mantz (1901–1983) zeigen hochqualitative und innovative Bildgestaltungen, die einen eindringlichen Blick zurück erlauben.

GANZTÄGIGER SPAZIERGANG
DONNERSTAG, 31.08.2023
Treffpunkt an der Stadtbahnhaltestelle Linie 1 „Fuldaer Straße“ in Köln (09:30 Uhr)
Ende der Veranstaltung am Museum Ludwig in Köln (ca. 17:00 Uhr)

LEISTUNGEN
Zwei-Gänge-Mittagessen inkl. Mineralwasser im indischen Restaurant Bhasin
Fahrkarte für den Öffentlichen Personennahverkehr (gilt nicht für die An- und Abreise zum Veranstaltungsort)
Bereitstellung eines Funk-Kopfhörers
Führungen und Eintritte

PREIS
73,00 €

TEILNEHMENDE
min. 15 Personen
max. 25 Personen

LEITUNG
Olaf Mextorf, Bonn
Kunsthistoriker

ANMELDUNG
www.buchung.tma-bensberg.de/#/enrollment/82695/ 

SOLINGEN IN DER WEIMARER ZEIT. SIEDLUNGEN, GENOSSENSCHAFTEN, STÄDTEBAU

In den 1920er-Jahren entwickelte die bergische Großstadt Solingen einen besonders ausgedehnten sozialen Wohnungsbau, der mehrere eindrucksvolle Siedlungen hinterließ. Besonderheiten des Städtebaus in bewegtem Terrain lassen sich hier ebenso studieren wie die Entwicklung vom Bergischen Stil zur Moderne oder von Gemeinschaftseinrichtungen wie dem Waschhaus. Eingebettet werden die Siedlungen in zeitgenössische Beispiele des Industriebaus, von Schulen sowie von genossenschaftlichen Verwaltungs- und Handelsbauten. Der baukulturelle Reichtum der Stadt und ihr gemeinwirtschaftliches Erbe im Wohnungsbau spielen auch im regionalen Vergleich eine herausragende Rolle.
KONSUMGENOSSENSCHAFT
Neben der Wohnungsversorgung waren gemeinnützige Genossenschaften auch in vielen anderen Bereichen aktiv, so mit eigenen Ladenketten in der Lebensmittel- und Haushaltsversorgung, für die auch Produktionsbetriebe entstanden.
WERKSIEDLUNG HENCKELSSTRASSE
Die Einfamilienhäuser für Mitarbeitende der Zwillingswerke bilden eine malerische Straßenzeile im Bergischen Baustil, der auch nach dem Ersten Weltkrieg noch häufig genutzt wurde.
SIEDLUNG WEEGERHOF
Die weitläufige Siedlung Weegerhof nimmt einen Abhang im Stadtteil Höhscheid ein. Die Bebauung ist in kurzen Straßen parallel zum Hang beiderseits einer Hauptachse mit Plätzen und Gemeinschaftsbauten angeordnet. Das Gemeinschaftswaschhaus der Weegerhofsiedlung mit seinem historischen Maschinenbestand wurde noch bis 2005 genutzt. Heute kann es besichtigt werden und steht als einziges Gebäude der Siedlung unter Denkmalschutz.
UM BÜLOWPLATZ UND KANALSTRASSE
Rings um den ovalen, baumbestandenen Bülowplatz errichtete der Solinger Architekt Franz Perlewitz stattliche Wohnhäuser für die oberen Ränge der britischen Besatzung. Die städtebauliche Konzeption geht auf die Vorkriegszeit zurück. In der Böckerhofsiedlung ist der Beginn der Zeilenbauweise erkennbar. Neben Zeilenhaussiedlungen finden sich in Solingen auch frühe Wohnhöfe als Straßenerweiterung und Innenerschließung. Einige Siedlungen sind durch Torbauten und symmetrische Portalbegrenzungen hervorgehoben.

TAGESFAHRT
DONNERSTAG, 14.9.2023
Busreise ab Köln (09:00 Uhr) und Bensberg (09:45 Uhr) nach Solingen
Rückreise nach Bensberg (Ankunft ca. 19:00 Uhr) und Köln (Ankunft ca. 19:45 Uhr)

LEISTUNGEN
Busreise ab Köln und Bensberg sowie zurück
Zwei-Gänge-Mittagessen inkl. Mineralwasser im Restaurant Stückgut
Bereitstellung eines Funk-Kopfhörers
Führungen und Eintritt

PREIS
120,00 €

TEILNEHMENDE
min. 15 Personen
max. 25 Personen

LEITUNG
Dr. Alexander Kierdorf, Köln
Architekturhistoriker

ANMELDUNG
www.buchung.tma-bensberg.de/#/enrollment/82700/ 

GOLDENES GLOCKENGELÄUT. D‘R DECKE PITTER UND KÖLN

Die Domstadt in den 1920er-Jahren: Ein überstandener Weltkrieg, eine überwundene Pandemie, Umgang mit Inflation und Besatzungsmacht. Die Kölner mobilisieren all ihre Kräfte und läuten eine Zeit der Umbrüche und Neuanfänge ein. Man verschreibt sich der Hoffnung, der Lebensfreude und der Zuversicht. Varietés, Karneval, Lichtspielhaus, Musik, Mode, Frauenrechte und eine ganz neue Mobilität, bei gleichzeitiger großer Armut. Köln will den Aufbruch, aber wie golden waren die „Goldenen Zwanziger“ wirklich in Köln? Was hat den Menschen Hoffnung gegeben? Trotz aller Schwierigkeiten brachten die Kölner in dieser Zeit einen Großteil des Geldes zur Realisierung der größten freischwingenden Glocke der Welt in ihrem Dom aus eigener Kraft auf. Ihr Klang transportiert bis heute für viele Menschen die Stärke dieser Zuversicht in schwierigen Zeiten.
IN BEWEGTEN BILDERN
In den 1920er-Jahren schossen immer mehr Lichtspielhäuser aus dem Boden und lieferten den Boden für den Siegeszug des Films. Der Wunsch nach Unterhaltung war groß, und so strebten in Deutschland täglich etwa zwei Millionen Menschen zu den großen Leinwänden. Heute lassen diese Filme nicht nur inhaltlich die bewegte Zeit der Zwanziger lebendig werden, auch Ton, Bild, Flirren und Knistern der alten Filme entführen zurück in die Vergangenheit. Das Filmforum des Museum Ludwig hat sich in den letzten Jahren als Ort für Filmgeschichte und zeitgenössische Filmkultur etablieren können.
RAUF AUFS DACH
Der Dom – das Wahrzeichen Kölns seit dem Mittelalter. Lange stand er unfertig da, hatte keinen zusammenhängenden Innenraum und nur einen halben Turm. Dieser war 300 Jahre lang statt mit einer Glocke mit einem Baukran bekrönt, der in Ermangelung der Ersteren jahrhundertelang das Wahrzeichen des hochgotischen Gotteshauses war. Schließlich wurde der Kölner Dom im Jahr 1880 fertiggestellt und bekam auch endlich seinen Klang dazu. Älteren Glocken wie der Pretiosa, der Speciosa und der Dreikönigenglocke wurde 1923 ein neuer Koloss zur Seite gehängt: die 24 Tonnen schwere Petersglocke, auch genannt „D‘r decke Pitter“. In einer Führung zu den Glocken erfährt man nicht nur einiges zu Geschichte und Entstehung von Kirchenglocken, man kommt ihnen auch räumlich und akustisch beeindruckend nahe (mit Hörschutz).

HALBTÄGIGER SPAZIERGANG
SAMSTAG, 30.09.2023
Treffpunkt Tourismus Information Köln (14:00 Uhr)
Ende der Veranstaltung am Hauptbahnhof Köln (ca. 19:30 Uhr)

LEISTUNGEN
Kaffee und Kuchen im Café Jansen by Fassbender
Exklusive Filmvorführung im Filmforum, Museum Ludwig
Glockenführung im Kölner Dom
Eintritt

PREIS
123,00 €

TEILNEHMENDE
min. 15 Personen
max. 25 Personen

LEITUNG
Melanie Karolzyk, Nümbrecht
Kunst- und Kulturwissenschaftlerin, Soziologin

ANMELDUNG
www.buchung.tma-bensberg.de/#/enrollment/82706/ 

DIE SCHÄL SICK. RECHTSRHEINISCH IN DEN 1920ER-JAHREN

Unter Oberbürgermeister Adenauer wurde nicht nur der Grüngürtel neu geschaffen, sondern auch das Rechtsrheinische erhielt viele neue Impulse. So entstanden unter anderem die Messe sowie die neuen Stadtviertel Höhenberg und Buchforst. Die avantgardistische Architektur der neuen Siedlungen machte weit über die Stadt hinaus Furore. Die bis heute gerne unterschätzte „bergische“ Seite Kölns bot schon im 19. Jahrhundert Raum für Industrie und Verkehr. Auch rechts des Rheins finden sich interessante Bauten, urbane Räume und manche Überraschung.
ALTE MESSE UND STAATENHAUS
Mit der Pressa, der Internationalen Presseausstellung von 1928, erhielt ein Konglomerat von Hallen nördlich der Hohenzollernbrücke ein einheitliches Gesicht, zu dem auch der Messeturm gehört. Der Entwurf der expressionistischen Backsteinfassade stammt von dem Stadtbaumeister Adolf Abel. Auf ihn und seine Mitarbeiter geht auch das sichelförmige Staatenhaus mit seinem überhöhten Mittelbogen und den langen Kolonnaden zurück.
SIEDLUNG HÖHENBERG
Der eingeschnürte und völlig übervölkerte Arbeiterstadtteil Kalk erhielt mit Höhenberg im Osten deutliche Entlastung. Kölns führende Architekten nahmen sich des Projekts an und schufen eine abwechslungsreich gestaltete Wohnsiedlung. Mit Hilfe des Kölnischen Stadtmuseums wurde eine typische Neubauwohnung dieser Zeit rekonstruiert.
SIEDLUNG BUCHFORST
Zwischen Kalk und dem gerade eingemeindeten Mülheim entstand mit Buchforst ebenfalls ein neues, weitgehend vom Neuen Bauen geprägtes Stadtviertel. Im Wettbewerb setzten sich die Siedlungsarchitekten Riphahn und Grod auch mit ihrem Entwurf für die Katholische Pfarrkirche St. Petrus Canisius durch, die damit stilistisch nahtlos in das Wohnviertel eingefügt werden konnte.
FRIEDHOF BUCHHEIM / KAPELLE
Die Kapelle des alten Mülheimer Friedhofs geht in ihrer Substanz auf die frühere Buchheimer Pfarrkirche zurück. Nach dem Ersten Weltkrieg fand an ihr auch das ungewöhnliche Ehrenmal für die Gefallenen der Gemeinde Platz.

GANZTÄGIGER SPAZIERGANG
FREITAG, 27.10.2023
Treffpunkt am Bahnhof Köln-Deutz am Denkmal auf dem Ottoplatz (10:00 Uhr)
Ende der Veranstaltung am Bahnhof Köln-Mülheim (ca. 17:30 Uhr)

LEISTUNGEN
Zwei-Gänge-Mittagessen inkl. Mineralwasser im Restaurant Blauer König
Fahrkarte für den Öffentlichen Personennahverkehr (gilt nicht für die An- und Abreise zum Veranstaltungsort)
Bereitstellung eines Funk-Kopfhörers
Führungen

PREIS
70,00 €

TEILNEHMENDE
min. 15 Personen
max. 25 Personen

LEITUNG
Dr. Alexander Kierdorf, Köln
Architekturhistoriker

ANMELDUNG
www.buchung.tma-bensberg.de/#/enrollment/82711/ 


Feierabendspaziergänge

im Rahmen des Programms des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz


Nähere Informationen unter www.rheinischer-verein.de

GESOLEI 1926 IN DÜSSELDORF. EINE GROSSAUSSTELLUNG PRÄGT DAS STADTBILD

Die „Große Ausstellung für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübung“, kurz GeSoLei, fand von Mai bis Oktober 1926 in Düsseldorf am Rheinufer statt. Sie war mit circa 7,5 Millionen Besucherinnen und Besuchern die erfolgreichste Großausstellung in der Weimarer Republik überhaupt. Das Ausstellungsgelände umfasste insgesamt 400.000 qm. Hier entstanden neben einer großen Zahl von temporären Gebäuden auch Dauerbauten. Sie bildeten das wohl größte Repräsentationsensemble der Weimarer Zeit und prägen das Düsseldorfer Stadtbild nördlich der Altstadt bis heute. Im Verlauf des kulturhistorischen Spaziergangs soll dieses „Mega-Event“ der Zeit vor gut 100 Jahren erkundet und seine Bedeutung im Kontext einer frühen Metropolenkultur beleuchtet werden.

Der Referent Georg Mölich ist Historiker und war langjähriger Mitarbeiter im LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte in Bonn. Einer seiner Arbeitsschwerpunkte ist die Zeit der Weimarer Republik im Westen und ihre Großstadtkultur.

DIENSTAG, 13.6.2023
17:30–19:00 Uhr
Treffpunkt am Brunnen am Kunstpalast, Ehrenhof 4–5, 40479 Düsseldorf
ÖPNV: Haltestelle Tonhalle/Ehrenhof
kostenfrei, Anmeldung erforderlich: www.kulturlandschaft.lvr.de > Unsere Themen > Feierabendspaziergänge

AUF DEM WEG ZUR METROPOLE. KÖLN IN DEN 1920ER JAHREN

Köln war wie viele andere Städte Deutschlands auch in den 1920er-Jahren in Aufbruchstimmung. An zahlreichen Orten der Stadt lassen sich die Goldenen Zwanziger noch heute erkennen. Begonnen wird die kleine Zeitreise am Messeturm in Köln-Deutz, der 1928 zur internationalen Medienausstellung Pressa errichtet wurde. Am Messegelände vorbei führt der Weg auf die linke Rheinseite in die Kölner Innenstadt. Aspekte der kommunalen Innovationskultur (u. a. Neues Bauen), die Rahmenbedingungen der Stadtentwicklung vor 100 Jahren und die Bedeutung dieses Entwicklungsschrittes für Köln werden dort im Vordergrund stehen. Dieser Spaziergang endet nahe der „Kleinen Glocke“, einem liebevoll restaurierten Künstlerlokal aus den 1920er-Jahren. Hier ließe sich der Abend gemeinsam ausklingen.

Der Referent Georg Mölich ist Historiker und war langjähriger Mitarbeiter im LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte in Bonn. Einer seiner Arbeitsschwerpunkte ist die Zeit der Weimarer Republik im Westen und ihre Großstadtkultur.

DIENSTAG, 12.9.2023
17:30–19:00 Uhr
Treffpunkt am Alten Messeturm, Kennedy-Ufer 11, 50679 Köln
ÖPNV: Haltestelle Messe Deutz/Deutz Bf
kostenfrei, Anmeldung erforderlich: www.kulturlandschaft.lvr.de > Unsere Themen > Feierabendspaziergänge


PRAKTISCHE HINWEISE ZU ENTDECKERTOUREN DURCH DAS RHEINLAND DER „ZWISCHENKRIEGSZEIT“

Die angebotenen Exkursionen im Rahmen des „StadtRäume“-Projektes sind auch als Anregung zu verstehen, um sich selbst auf Entdeckungsreise zu Orten der „Zwischenkriegszeit“ im Rheinland zu begeben. Das Informationssystem KuLaDig (Kultur. Landschaft. Digital) hält zu zahlreichen interessanten Objekten weitergehende Angaben bereit (https://www.kuladig.de). Mit der zugehörigen App können Sie die Informationen jeweils direkt vor Ort auf dem Smartphone aufrufen.

Der Verein Rheinische Industriekultur e.V. hat es sich zum Ziel gesetzt, das industriekulturelle Erbe der Region erlebbar zu machen. Entsprechende Routen, entlang derer man auf eigene Faust in die Industriegeschichte eintauchen kann, wurden bereits ausgearbeitet oder sind in der Entwicklung für Bonn/Siebengebirge, Köln („Via Industrialis“), Krefeld (Uerdingen), Leverkusen (Hitdorf/Monheim, Wiesdorf/Bayer AG, Schlebusch/Manfort, Opladen) und Neuss (Rhein-Kreis Neuss). Über rheinische-industriekultur.com haben Sie Zugriff auf alle Teilrouten.

Schon länger etabliert ist die „Route Industriekultur“, die das Ruhrgebiet erschließt (https://www.route-industriekultur.ruhr). 27 Ankerpunkte, 17 Panoramen und 13 Siedlungen im Rheinland und in Westfalen verbinden sich zu einer 400 km langen Themenroute, auf der es viele Objekte aus der „Zwischenkriegszeit“ zu entdecken gibt; allen voran das Weltkulturerbe Zeche Zollverein, wo sich auch das Besucherzentrum Ruhr als idealer Ausgangspunkt für die „Route Industriekultur“ befindet.


VORTRÄGE

VORTRAGSREIHE

MENSCHEN DER „ZWISCHENKRIEGSZEIT“ IM RHEINLAND

Angeboten wird eine Vortragsreihe, die an verschiedenen Orten im Rheinland durchgeführt werden wird; so beispielsweise in Bonn, Düren, Geldern, Köln und Mönchengladbach. Hier geht es darum, jeweils eine für die „Zwischenkriegszeit“ interessante Persönlichkeit im Kontext ihres ehemaligen Wirkungsortes vorzustellen.

Die Vorträge finden nicht nur vor Ort statt, sondern werden parallel online über die Plattform Calaios (www.calaios.eu) übertragen.

„LEIDENSCHAFTEN, DIE KEINEN STILLSTAND KENNEN.“ DER KÖLNER ERZBISCHOF KARL JOSEPH KARDINAL SCHULTE (1871-1941) UND DAS KRISENJAHR 1923

BERGISCH GLADBACH-BENSBERG

Karl Joseph Kardinal Schulte durchlief in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine beispielhafte kirchenhierarchische Karriere – mit 38 Jahren wurde er 1910 Bischof von Paderborn, 1920 Erzbischof von Köln und ein Jahr später noch nicht einmal 50-jährig Kardinal – dennoch blieb der zurückhaltend-nüchterne Sauerländer in dem exponierten Hirtenamt in der rheinischen Metropole weitaus weniger im Gedächtnis haften als etwa sein Nachfolger Joseph Kardinal Frings. Doch hatte wohl kaum ein Kölner Oberhirte unter derart schwierigen politischen Rahmenbedingungen zu regieren wie dieser Kölner Erzbischof in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg bis in die ersten Jahre des Zweiten Weltkriegs. (Quelle: Portal Rheinische Geschichte)

DONNERSTAG, 31.8.2023
19:30 Uhr
Keywan Klaus Münster, M.A.
LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, Bonn
Thomas-Morus-Akademie/Kardinal Schulte Haus Bensberg
Overather Straße 51–53, 51429 Bergisch Gladbach

HERMANN PLATZ (1880–1945)

BONN

Der Romanist Platz erhielt 1919 einen Lehrauftrag an der Bonner Universität. 1924 erfolgte die Ernennung zum „Honorarprofessor f. Französische Geistes- u. Gesellschaftsgeschichte, Frankreichkunde“, gleichzeitig war Platz als Lehrer am Bonner Gymnasium tätig. Platz war Mitglied der Zentrumspartei und intensiv an Gruppenbildungen im Kontext einer katholischen Richtung beteiligt, die die Idee des „Abendlandes“ als Klammer für eine „gemeineuropäische Linie“ propagierte. Platz war maßgeblich an der Gründung und Redaktion der einflussreichen Zeitschrift „Abendland“ beteiligt. Im „Dritten Reich“ wurde ihm sein Lehrauftrag entzogen.

DATUM UND UHRZEIT
WERDEN NOCH BEKANNTGEGEBEN

Dr. Willi Jung,
Universität Bonn, Romanisches Seminar
Institut Française,

Adenauerallee 35, 53113 Bonn

DER DÜRENER BÜRGERMEISTER DR. ERNST OVERHUES (1877–1972)

DÜREN

Als Dr. Ernst Overhues am 7. Juli 1921 zum Nachfolger des seit 1894 amtierenden Dürener Oberbürgermeisters August Klotz gewählt wird, tritt er sein Amt in einer für die Stadt Düren schwierigen Zeit an. Belastet wird sein Amtsantritt durch die Tatsache, dass er nur mit den Stimmen der absoluten Zentrumsmehrheit gewählt wird, während die anderen im Dürener Stadtrat vertretenen Parteien – Sozialdemokratie, Deutsche Demokratische Partei und Deutsche Volkspartei – sich für den langjährigen Dürener Beigeordneten Otto Kern ausgesprochen hatten. Hatte Klotz in seiner Amtszeit noch viele für eine Stadt wie Düren durchaus ungewöhnliche Projekte wie eigene Museums- und Theaterbauten, ein modernes Krankenhaus und andere soziale Einrichtungen oft mit Hilfe der reichen protestantischen Oberschicht realisieren können, so musste Overhues vor allem den Mangel verwalten. Bedrückende Lasten durch die britische, ab November 1919 die französische Besatzung, steigende Erwerbslosenzahlen, unkalkulierbare finanzielle Rahmenbedingungen durch die Inflation und nicht zuletzt das bizarre Intermezzo der mehrmonatigen „Separatistenherrschaft“ – in dem Overhues eine nicht gerade rühmliche Rolle spielt – kennzeichnen die ersten Jahre seiner Amtszeit. Die zweite Hälfte der 1920er-Jahre bindet vor allem viele Kräfte durch den teilweise erbittert geführten Streit mit Landrat Schaaff um die Auskreisung der Stadt aus dem Landkreis Düren, ein Vorhaben, mit dem schon sein Amtsvorgänger Klotz gescheitert war. Die Weltwirtschaftskrise und wiederum rasant steigende Erwerbslosenzahlen, verbunden mit grassierender Not in der Bevölkerung, überschatten schließlich seine letzten Amtsjahre, ehe er im März 1933 auf massiven Druck der Nationalsozialisten aus dem Amt scheidet und in seine Heimatstadt Menden zurückkehrt.

DONNERSTAG, 7.12.2023
19:00 Uhr
Bernd Hahne,
Trägerverein Stadtmuseum Düren e.V.
Stadtmuseum Düren,
Arnoldsweilerstraße 38, 52351 Düren

DER JÜLICHER POLITIKER UND ZEITUNGSVERLEGER ADOLF FISCHER (1874–1937)

JÜLICH

Eine zentrale Gestalt für die Geschichte der Stadt Jülich zwischen Kaiserzeit und Nationalsozialismus ist der Politiker und Zeitungsverleger Adolf Fischer. 1903 übernahm Fischer mit seinem Bruder zusammen den Verlag Jos. Fischer und die Zeitung „Kreis=Jülicher Correspondenz- und Wochenblatt“. Den 1823 gegründeten Verlag hatte sein Vater 1869 von Gottlieb Schirmer übernommen in Jülich gegründet. Adolf Fischer konzentrierte sich auf den Verlag und die Schriftleitung des Jülicher Kreisblattes. Ab 1904 engagierte er sich in der Tradition seines Vaters auch immer mehr politisch und ehrenamtlich in der Stadt Jülich, sodass er ab diesem Jahre im Dezember mit gerade einmal 30 Jahren schon Stadtverordneter wurde. Zwischen Anfang 1919 und 1920 versah Adolf Fischer in der schwierigen Phase der frühen Besatzungszeit die Geschäfte als Bürgermeister in Jülich, nachdem er 1919 zum ersten Beigeordneten gewählt worden war. Ein Amt, das er bis zur erzwungenen Abdankung durch die Nationalsozialisten 1933 ziel- und pflichtbewusst ausführte. Der Zentrumspolitiker engagierte sich zudem in der katholischen Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt und war über viele Jahrzehnte Brudermeister der angesehenen St. Antonii et Sebastiani Armbrust-Schützenbruderschaft. Als Verleger gründete er 1921 mit der wöchentlichen Zeitungsbeilage „Rur-Blumen“ ein wichtiges heimatkundliches Publikationsorgan. 1923 gehörte er zu den Initiatoren der Gründung des Jülicher Geschichtsvereins.

MITTWOCH, 29.11.2023
19:30 Uhr
Guido von Büren und Wolfgang Hommel,
beide Jülicher Geschichtsverein 1923 e.V.
Schlosskapelle der Zitadelle Jülich,
Schlossstraße, 52428 Jülich

HERTHA KRAUS (1897–1968)

KÖLN

Als 26-jährige Ausländerin, Sozialdemokratin und Jüdin/Quäkerin wurde die promovierte Sozialwissenschaftlerin Kraus 1923 von Konrad Adenauer (Kölner Oberbürgermeister) als Stadtdirektorin zur Leiterin des Kölner Wohlfahrtsamtes berufen. Die Einrichtung der bis heute existierenden „Riehler Heimstätten“ in ehemaligen Kasernengebäuden gilt als ihr wichtigstes Werk – es war die größte derartige Einrichtung im Deutschen Reich.

DATUM UND UHRZEIT
WERDEN NOCH BEKANNTGEGEBEN

Irene Franken,
Kölner Frauengeschichtsverein
Riehler Heimstätten (Städtisches Senioren- und Behindertenzentrum Köln-Riehl),
Boltensternstraße 16, 50735 Köln

UNTERNEHMERISCHE INNOVATIONEN UND DAUERKRISE - LUDWIG MIES VAN DER ROHE (1886-1969), DIE RHEINISCHE SEIDENINDUSTRIE UND DAS BAUHAUS IN KREFELD

KREFELD

Die 1920er-Jahre waren eine Zeit schwerster ökonomischer Krisen. Vor diesem Hintergrund erhielt Ludwig Mies van der Rohe 1931 von der Vereinigten Seidenwerke AG in Krefeld den Auftrag zu seinen weltweit einzigen Industriebauten. Das Ensemble an der Girmesgath und Industriestraße in Krefeld wurde weitgehend unter seiner Regie in mehreren Bauabschnitten realisiert. Der aus Aachen stammende Architekt war auf dem Weg zum Shootingstar der internationalen Architektur-Szene, als er für zwei der Direktoren des Seidenkonzerns erst ihre avantgardistischen Wohnhäuser und dann die zentrale Betriebsstätte für die Veredlung der Seidenstoffe entwarf. Ludwig Mies van der Rohe - eigentlich Maria Ludwig Michael Mies  - wurde 1886 in Aachen geboren. Im Jahr 1930 wurde er als Leiter an das Bauhaus in Dessau - später Berlin - berufen. Mit seiner Arbeit und seinen Innovationen war er einer der Wegbereiter und Mitbegründer der Klassischen Moderne - und ist noch immer einer der einflussreichsten Architekten der Welt. Die Hintergründe der Seiden-und Samtproduktion in Krefeld und am Niederrhein werden ebenso beleuchtet wie das Wirken der „Seidenbarone“ und ihrer Nachkommen. Es besteht im Anschluss noch Gelegenheit zum Besuch der ehemaligen Wohnhäuser der Verseidag-Direktoren, Haus Lange und Haus Esters (Wilhelmshofallee).

SAMSTAG, 28.10.2023
11:00 Uhr
Stefanie van de Kerkhof,
Historisches Institut, Universität Mannheim
Mies van der Rohe Business Park,
Girmesgath 5, 47803 Krefeld

DER OPLADENER LANDRAT ADOLF LUCAS (1862–1945) UND DER „ERBAUER“ DES LEVERKUSENER BAYER-WERKS CARL DUISBERG (1861–1935) IM BRIEFWECHSEL

LEVERKUSEN-OPLADEN

Der eine war ein wichtiger Verwaltungsbeamter, der andere ein Wirtschaftsführer von nationaler Bedeutung: über viele Jahre tauschten sich der Opladener Landrat Adolf Lucas und der Industrielle Carl Duisberg in Briefform miteinander aus. Durch die Korrespondenz ergibt sich ein facettenreicher Einblick in die wechselvolle Geschichte vom Kaiserreich bis zum Nationalsozialismus.

MITTWOCH, 6.12.2023
18:30 Uhr
Michael D. Gutbier M.A. und Philipp Schaefer M.A,
beide Opladener Geschichtsverein von 1979 e.V. Leverkusen
Villa Römer – Haus der Stadtgeschichte Leverkusen,
Haus-Vorster Straße 6, 51379 Leverkusen

ZWISCHEN OFFIZIER UND MUNDARTDICHTER – DIE LEITER DES RHEYDTER MUSEUMS IN SEINEN ANFÄNGEN 1922 BIS 1940

MÖNCHENGLADBACH-RHEYDT

Heute kaum anders zu denken, war das stadthistorische Museum der Stadt Rheydt, heute Mönchengladbach, aber nicht immer im altehrwürdigen Schloss Rheydt untergebracht. 1922 zog das „Ortsgeschichtliche Museum“ in sein heutiges Domizil ein und feierte somit im letzten Jahr sein 100-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass wird zurzeit umfassend die Geschichte des Museums und seiner Akteure erforscht. Der Museumsleitung der Zwischenkriegszeit kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, da verschiedentlich richtungsweisende Entscheidungen getroffen wurden, die auch heute noch in ihrem Grundsatz das Museum prägen. Als die Städte Rheydt und der Verein „Volkswohl“ aus Gladbach 1917 das Schloss Rheydt aus Privatbesitz kauften, war die Verbindung zwischen historischem Gebäude und einer der Bewahrung von Geschichte verpflichteten Institutionoffenkundig, zumindest aus Sicht des damaligen Museumsleiters Otto Kempff (1873–1934), aus Gießen stammender Berufsoffizier. Trotz umfassender Eingaben, wie seiner Denkschrift „Schloss Rheydt als Museum“ und einem neuen Museumskonzept, überzeugte Kempffs Vorstoß zunächst nicht. Als streitbarer Kämpfer für die Belange des Museums reüssierte er letztlich entgegen aller Widerstände mit seiner Idee. Zum Zeitpunkt seines Ausscheidens aus dem Museumsdienst 1926 hatte er der Stadt Rheydt nicht nur ein, sondern gleich zwei Museen mit viel Akribie und Fleiß aufgebaut. Über die weitere Arbeit des Museums in der Zwischenkriegszeit war bisher kaum etwas bekannt. Dies gilt auch für Johannes Heck (1884–1949), der immerhin seit 1928 zwölf Jahre lang als ehrenamtlicher Museumsleiter tätig gewesen ist. Das „Deutsche Literatur-Lexikon des 20. Jahrhunderts“ erwähnt zu Heck seine Dichtungen auf „Rheydter Platt“ und seinen Beruf als Schulrektor einer Geneickener Schule, nicht aber die zwölfjährige Tätigkeit als Museumsleiter. Über Hecks Involvierung in die nationalsozialistische Kulturpolitik Rheydts der 1930er-Jahre lässt sich erstmals ein klarer Befund feststellen.

MITTWOCH, 18.10.2023
19:00 UhrNils Loscheider M.A.,
Städtisches Museum Schloss Rheydt
Städtisches Museum Schloss Rheydt,

Schlossstraße 508, 41238 Mönchengladbach, Rittersaal

HANS TENHAEFF (1879–1955) – KAUFMANN, VISIONÄR UND INNOVATOR

STRAELEN

Johann Konrad Tenhaeff, 1879 in Tönisberg geboren, entschied sich früh gegen die elterliche Tradition, ging mit 14 Jahren von zuhause weg nach Duisburg und lernte hier von der Pike auf Büroarbeit und kaufmännisches Denken. In Ruhrort gründete er 1904 seine erste Firma: Tenhaeff & Kraemer Holzhandlung oHG. Nach seiner Heirat 1906 mit einem „Straelener Mädchen“ übersiedelte er mit der Firma hierher. Bald gehörte er zu einer Gruppe von Männern, die sich Gedanken machte, wie man den wirtschaftlichen Aufschwung für die verarmte Bevölkerung ihrer Heimatstadt erreichen könnte. Durch die Realteilung bei der Erbfolge waren viele sehr kleine landwirtschaftliche Betriebe entstanden, die den Lebensunterhalt ihrer Besitzer nicht deckten. Tenhaeff war im März 1910 einer der Gründerväter des Obst- und Gartenbauvereins Straelen und wurde sein Sprachrohr als Verfasser von Flugschriften, Fachartikeln und Vorträgen. Er war die treibende Kraft dabei, den Obst- und Gemüsebau nach holländischem Vorbild auf gewerbliche Beine zu stellen. Dazu wurden Versuchsfelder angelegt, die durch Düngung, rationelle Ausnutzung der Fläche und vier Ernten im Jahr einen dreifach höheren Ertrag brachten. Auf zwei Säulen stützten sich die Ideen von Tenhaeff und seiner Mitstreiter: Versuch und Lehre einerseits und gemeinsamer Absatz der Produkte andererseits. Am 6. Juni 1914 fand die erste Versteigerung nach Venloer Vorbild statt. Am 1. April 1918 wurde die Lehranstalt eröffnet. Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit und seinem Engagement im Bereich Gartenbau und Versteigerung, war Tenhaeff politisch unterwegs, zunächst als Gemeinderatsmitglied von Straelen, 1919 als Erster Beigeordneter, ab 1922 als Kreistagsmitglied des Kreises Geldern, 1924 als Mitglied des Rheinischen Provinziallandtages in Düsseldorf. Ein Mandat für den Reichstag in Berlin lehnte er 1928 ab, übernahm aber den Vorsitz des Reichsverbandes Deutscher Gemüsezüchter in Berlin. 1934 legte Tenhaeff alle öffentlichen Ämter nieder. Die Agrarpolitik der Nationalsozialisten mit ihrer straffen Organisation des Reichsnährstandes und die NS-Ideologie konnte er nicht mittragen. Nach Kriegsende 1945 arbeitete er mit am Wiederaufbau im Kreiswirtschaftsausschuss des Kreises Geldern, wurde 1950 zum Ehrenvorsitzenden des Provinzialverbandes der Rheinischen Obst- und Gemüsebauer und zum Vorsitzenden des Bundesausschusses für Obst und Gemüse des Deutschen Bauernverbandes in Bonn ernannt. Er war außerdem Mitglied des Hauptausschusses der Landwirtschaftskammer Rheinland. Nachdem Hans Tenhaeff sich 1952 aus Altersgründen aus allen öffentlichen Ämtern zurückzog, erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Anlässlich seines 75. Geburtstages wurde er 1954 Ehrenbürger der Stadt Straelen, wo er nach seinem Tod am 13. Januar 1955 beigesetzt wurde. Er ist der Vater des „Wunders von Straelen“ und seine Ideen bildeten die Grundlage für das moderne Agrobusiness.

MONTAG, 25.9.2023
18:00 Uhr
Claudia Kurfürst,
Stadtarchiv Straelen / Historischer Verein für Geldern und Umgegend e.V.
Stadtarchiv Straelen,
Kuhstraße 21, 47638 Straelen

JOHANN VIKTOR BREDT (1879–1940)

WUPPERTAL

Johann Viktor Bredt war Professor für Rechts- und Staatswissenschaft an der Universität Marburg. Einen thematischen Schwerpunkt seiner akademischen Arbeit bildete das Staatskirchenrecht, dem er sich in mehreren Publikationen widmete. Als konservativer Politiker gehörte er sowohl dem preußischen Abgeordnetenhaus als auch dem Reichstag an und war 1918 Mitbegründer der DNVP. 1930 war er kurzzeitig Reichsjustizminister. Die Familie Bredt ist ein altes Barmer (heute Stadt Wuppertal) Kaufmanns- und Fabrikantengeschlecht, dessen Angehörige zu den Honoratioren zählten und oft kommunale Ämter bekleideten. Johann Viktor Bredt war einziger Sohn des Großkaufmanns und Fabrikbesitzers Viktor Richard Bredt (1849–1881) und seiner Frau Amalie Molineus, die gleichfalls aus einer Honoratiorenfamilie stammte. 1930 wurde mit der Bildung einer neuen Reichsegierung Heinrich Brüning (1885–1970), der Vorsitzende der Zentrumsfraktion, beauftragt. Sie wurde nur von bürgerlichen Parteien der Mitte, inzwischen eine Minderheit im Reichstag, im Wesentlichen aber vom Vertrauen des Reichspräsidenten getragen. Die Wirtschaftspartei entsandte ihren Fraktionsvorsitzenden Johann Viktor Bredt als Justizminister ins Kabinett. Bredt konnte keine große Wirksamkeit in seiner Stellung entfalten. Als Reichskanzler Brüning den Reichstag am 18. Juli 1930 auflösen ließ und die Neuwahl des Parlaments am 14. September 1930 – die berühmtberüchtigten „Septemberwahlen“ – einen erdrutschartigen Erfolg für die Nationalsozialisten brachte, konnte die Wirtschaftspartei ihre Zahl der Mandate – 23 – unverändert halten, während SPD und die meisten Parteien der bürgerlichen Mitte geradezu dahinschmolzen. Aber auch Johann Viktor Bredt konnte sich dem Sog, der von den plötzlichen Wahlerfolgen der Nationalsozialisten ausging, nicht entziehen. Er glaubte, dass die NSDAP regierungsfähig sei und dass sie ihre zur Schau getragene Radikalität verlieren werde, wenn ihre führenden Leute einmal in verantwortungsvolle Ämter gewählt werden würden. Die zutiefst antidemokratische Programmatik und Haltung der Partei wurde von ihm verharmlost.

MITTWOCH, 6.12.2023
Uhrzeit wird noch bekanntgegeben
Volkmar Wittmütz,
Bergischer Geschichtsverein, Abteilung Wuppertal e.V.

Ort wird noch bekanntgegeben


SEMINARE

Paläographiekurs zum Jahr 1923

Im Rahmen des Jülicher und Opladener Geschichts-Vereins-Kulturprogramms zur Zwischenkriegszeit und dem Jahr 1923 im Rheinland bietet das Stadtarchiv Leverkusen einen Paläographie-Kurs an. Hierbei wird eine Einführung in die Handschriften der damaligen Zeit gegeben und das Lesen anhand ausgewählter historischer Quellen aus dem Jahr 1923 eingeübt. Der Kurs findet an sechs Terminen jeweils montags von 17:30 bis 18:30 Uhr im Lesesaal des Stadtarchivs Leverkusen (Landrat-Trimborn-Platz 1, 51379 Leverkusen) statt. Interessierte sind herzlich willkommen.

Beginn: 08.05.2023
Ende: 19.06.2023
Frei: 30.05.2023 (Pfingstmontag)

Max. Teilnehmerzahl: 15-20

Kosten: Kostenfrei
Dozent: Dr. Julius Leonhard
Anmeldung unter stadtarchiv(at)kulturstadtlev.de


KONZERTE

Konzerte

in Leverkusen und Jülich

Musik erlebte in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg eine rasante Entwicklung, sowohl im Bereich der ernsten wie der Unterhaltungsmusik.

Die Sopranistin Irmelin Sloman stellt für das StadtRäume-Projekt ein eigenes Musikprogramm zusammen, das tiefe Einblicke in das kulturelle Leben der Weimarer Republik erlaubt.

TANZ AUF DEM VULKAN

Musik ist ein Spiegel der Zeit, in der sie komponiert wurde. Sie berührt die Zuhörenden auf einer intuitiven, ungefilterten Ebene. Erleben Sie so das entflammende Selbstbewusstsein im Rheinland und die Solidarität im Ruhrkampf 1923! Und tauchen Sie mit uns ein in die entstehende Moderne, in die überschäumende Lebenslust im Berlin der „goldenen Zwanziger Jahre“! Wir beleuchten die Zusammenhänge zwischen der galoppierenden Inflation und dem Verfall des Wertesystems. Folgen Sie uns in einschlägige Nachtlokale aller Couleurs, in denen nicht nur freizügige Liebe und Homosexualität gelebt wurden, sondern auch Kokain und Opium konsumiert, Drogen, die man damals einfach in der Apotheke kaufen konnte! Auch die Schattenseiten der wilden Zwanziger finden Platz im Programm: Hyperinflation, Arbeitslosigkeit und bittere Armut, die – genau wie der Reichtum – zum Verfall der Sitten beitrugen. Sogar im gutbürgerlichen Milieu stand ein Abrutschen in Prostitution und Kriminalität an der Tagesordnung. Machen Sie sich auf ein spannendes Wechselbad gefasst! Zu Wort kommen Erich Kästner, Berthold Brecht, Klabund und andere Stimmen der Zeit zu Kompositionen von Kurt Weill, Hanns Eisler, Edmund Nick und vielen mehr.

Ein genreübergreifendes Konzert mit Schwerpunkt auf Musik der Zwischenkriegszeit zwischen Volksweise und Songs aus der Dreigroschenoper, zwischen Chanson und Tonfilmschlager von und mit Irmelin Sloman – Gesang / Moderation und Thomas Palm – Klavier

Irmelin Sloman – Sopran – verfügt als Künstlerin über ein breites Spektrum von Pantomime und Modern Dance über Commedia dell‘ Arte, Kindertheater und Performance bis zur Oper. Diese Vielseitigkeit erlaubt ihr ein ganz eigenes Profil in ihren ausdrucksstarken Interpretationen, besonders auch in ihren Genre übergreifenden Programmen. Seit einer Begegnung mit Gisela May begeistert sich Irmelin Sloman für das Chanson. Irmelin Sloman debutierte 1997 in der Kölner Philharmonie mit Werken des 20. Jahrhunderts. Schon während ihres Studiums war sie am Grillo Theater, Essen, engagiert und gastierte in den Folgejahren am Theater der Stadt Koblenz und am Nationaltheater Weimar. Ihre Konzerttätigkeit führte sie durch viele Länder Europas, in die USA und nach Südamerika. Dabei widmet sie sich neben dem Lied auch der Kammermusik. Irmelin Sloman und Thomas Palm gründeten 2004 das IRMELIN SLOMAN MUSIKTHEATER, das IST.

Thomas Palm – Klavier – gilt als einer der gefragtesten Liedbegleiter und Kammermusiker seiner Generation. Sein Debut als Solist hatte er mit Poulencs Klavierkonzert in der Kölner Philharmonie. Bereits während seines Studiums in Köln war er Klavierpartner und Assistent in der Liedklasse Dietrich Fischer-Dieskaus (1980–1984) und wurde vom Deutschen Musikrat für die Bundesauswahl „Konzerte junger Künstler“ ausgesucht. Seither konzertiert Thomas Palm auf den bedeutenden Podien Europas, Süd- und Nordamerikas und des Fernen Ostens. An der Düsseldorfer Robert-Schumann-Hochschule leitet er eine Klavierklasse. Nahezu 50 Einspielungen auf CD und weit über 100 Rundfunkproduktionen dokumentieren das weitgespannte künstlerische Spektrum des Pianisten.

Das Liedduo Sloman – Palm begeistert seit 1999 mit seinen einfallsreichen Programmen. Neben Auftritten in bedeutenden europäischen Konzertsälen gastierte es wiederholt beim Internationalen Kurt Weill Fest in Dessau, beim Beethovenfest Bonn und in der Villa Musica, Mainz, beim Schumannfest sowie im Düsseldorfer Altstadtherbst. Außerdem war das Duo im Rokokotheater Schwetzingen (Mozartfest) und auf verschiedenen Konzertpodien in Paris zu erleben.

SAMSTAG, 4.11.2023
Jülich,
Schlosskapelle der Zitadelle Jülich (17:00 Uhr)

SAMSTAG, 24.2.2024
Leverkusen,
Musikschule (17:00 Uhr)


Alle Konzerte sind hybride Veranstaltungen .


FILMVORFÜHRUNGEN

Kino / Filmreihe

in Leverkusen und Jülich

FILM IN DER WEIMARER REPUBLIK

Der Film als Medium der Unterhaltung, aber auch der Information, wurde in den 1920er-Jahren zu einem Massenphänomen. Selbst in kleineren Städten wie Jülich wurden Lichtspielhäuser eröffnet, die mehrere Vorführungen am Tag erlebten. Ende der 1920er-Jahre kam der Tonfilm auf, der das Kinoerlebnis revolutionierte. Die deutsche Filmindustrie stand in den Jahren der Weimarer Republik in voller Blüte. Aufwändige Produktionen mit der Lust am Experimentellen prägten die Leinwände, wobei so mancher Publikumserfolg nach der Einführung des Tonfilms rasch in Vergessenheit geriet. Im Rahmen von „StadtRäume“ veranstalten wir eine Reihe mit ausgewählten Filmen der 1920er- und frühen 30er-Jahre, die in Jülich im Kino im Kuba und in Leverkusen im Kommunalen Kino der Volkshochschule Leverkusen gezeigt werden.

KULTUR IM BAHNHOF (KUBA) JÜLICH
Bahnhofstr. 13, 52428 Jülich
Telefon: 02461 346643
Einlass jeweils 30 Min. vor Beginn
Reservierung: www.kuba-juelich.de/index.php/kinoreservierung/

KOMMUNALES KINO DER VHS LEVERKUSEN
Filmstudio im Forum
Am Büchelter Hof 9, 51373 Leverkusen
Telefon: 0214 4064184

DAS WEIB DES PHARAO

Der Film erzählt die Geschichte der griechischen Sklavin Theonis, die ungewollt einen Krieg zwischen Ägypten und Äthiopien auslöst, nachdem sie aus der äthiopischen Sklaverei geflohen ist und sich der Pharao in sie verliebt hat. Der monumentale Historienfilm war eine der aufwändigsten und teuersten deutschen Produktionen seiner Zeit. In den Berliner Filmstudios und an Außenschauplätzen in Berlin und Umgebung entstanden lebensgroße Szenerien. So wurden in einer damals existierenden Dünenlandschaft, genannt „Rauhe Berge“, am Ostrand von Berlin-Steglitz Kulissen für eine ägyptische Stadt und einen Tempelkomplex errichtet. In einer weitläufigen Sandgrube östlich von Berlin wurde zudem mit tausenden Komparsen eine Schlacht zwischen Ägyptern und Nubiern nachgestellt. „Das Weib des Pharao“ sollte Lubitschs Eintrittskarte für Hollywood werden.

SONNTAG , 17.09.2023
14:00 Uhr (Jülich)
Keine Vorführung in Leverkusen

EINTRITT
12,00 € (inkl. Kaffee und Kuchen)

REGIE
Ernst Lubitsch
D, 1922

DAUER
130 Min.

DER RHEIN IN VERGANGENHEIT UND GEGENWART

„Als Blücher an der Spitze des preußischen Heeres gezeigt wurde, wie er bei Kaub den Rhein überquerte, brach das Premierenpublikum in frenetischen Beifall aus. In Berlin blieb der Film ein Vierteljahr lang auf dem Programm. In den besetzten Rheingebieten wurde er (von der interalliierten Rheinlandkommission) wegen seines ‚für Frankreich beleidigenden Inhaltes‘ verboten. In Chemnitz erzwangen kommunistische Proteste seine Absetzung. DER RHEIN IN VERGANGENHEIT UND GEGENWART dokumentiert den Lauf des Flusses von der Quelle bis zur Mündung.

Neben Landschafts- und Städtebildern versuchte die Ufa, auch die geschichtlichen, geographischen und kulturellen Bedeutungen des Rheins wiederzugeben. Dokumentarische Aufnahmen verbinden sich so mit Kartentricks und Spielszenen zu einem typischen, volkstümlich-belehrenden Kulturfilm. 1922 aber hatten viele Bilder und Szenen, die uns heute belanglos vorkommen, einen hohen Bedeutungsgehalt, der von allen sofort erfasst wurde.“ (Quelle: Cinegraph 43, Klaus Kreimeier)

Vor diesem Hintergrund ist der Film ein bemerkenswertes Zeitdokument, das die deutsche Stimmungslage in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg widerspiegelt.

Guido von Büren, Vorsitzender des Jülicher Geschichtsvereins 1923 e.V., kommentiert den Film.

MITTWOCH, 27.9.2023
20:00 Uhr (Jülich)

DONNERSTAG, 28.9.2023
18:00 Uhr (Leverkusen)

EINTRITT
6,50 / erm. 6,00 € (Jülich)
5,00 € (Leverkusen)

REGIE
Walther Zürn
D, 1922

DAUER
85 Min.

NOSFERATU – EINE SYMPHONIE DES GRAUENS

Stummfilmklassiker nach Motiven des Schauerromans „Dracula“ von Bram Stoker: Anfang des 19. Jahrhunderts reist der Makler Hutter nach Transsilvanien, wo er mit dem unheimlichen Grafen Orlok einen Kaufvertrag über ein Haus in seiner Heimatstadt abschließen will. Orlok entpuppt sich jedoch als Vampir, zwingt Hutter unter seine Kontrolle und bricht nach Wisborg auf, um nach der schönen Frau zu sehen, deren Bild er bei Hutter sah. (Quelle: Kinozeit)

NOSFERATU gilt heute nicht nur als Klassiker des Horrorfilms, sondern ganz allgemein als eine Ikone der Stummfilmzeit. Bei seinem Erscheinen dagegen wurde er ein finanzielles Fiasko, das die Produktionsfirma in den Ruin trieb. Der Film sollte nach einem Urheberrechtsstreit 1925 vernichtet werden, überlebte aber in unzähligen Schnittversionen.

Ein Film aus dem Bestand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung (www.murnau-stiftung.de) in Wiesbaden.

Musikalische Begleitung am elektronischen Klavier: Pietro Pittari (nur in Leverkusen).

DONNERSTAG, 19.10.2023
19:00 Uhr (Leverkusen)

DONNERSTAG, 2.11.2023
20:00 Uhr (Jülich)

EINTRITT
6,50 / erm. 6,00 € (Jülich)
10,00 / VVK (an der Forumskasse)
8,00 € (Leverkusen)

REGIE
Friedrich Wilhelm Murnau
D, 1922

DAUER
94 Min., frei ab 12 Jahren

METROPOLIS

Im Mittelpunkt dieses Stummfilmklassikers steht die futuristische, titelgebende Stadt „Metropolis“. Ihr Erbauer, Joh Fredersen, hat als das „Hirn“ der Stadt von seinem „Neuen Turm Babel“ aus sämtliche Fäden in der Hand, die absolute Kontrolle. Für Fredersen sind Menschen nur noch Teile der Arbeitsmaschine, nur noch Hände, die sein Werk zur Perfektion bringen und aufrechterhalten sollen. Die Bevölkerung von Metropolis lebt in einer streng getrennten Klassengesellschaft zwischen der Arbeiter- und der Oberschicht.

Es ist eine kleine Sensation: Erstmals seit 1927 können deutsche Zuschauende den Stummfilmklassiker „METROPOLIS“ wieder in einer zweieinhalbstündigen Langfassung im Kino sehen. (Quelle: Kinozeit)

Symphonische Musikfassung von Frank Strobel nach Komposition von Gottfried Huppertz.

Ein Film aus dem Bestand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung (www.murnau-stiftung.de) in Wiesbaden.

SONNTAG, 1.10.2023
14:00 Uhr (Jülich)

DONNERSTAG, 16.11.2023
18:30 Uhr (Leverkusen)

EINTRITT
12,00 € (inkl. Kaffee und Kuchen) (Jülich)
5,00 € (Leverkusen)

REGIE
Fritz Lang
D, 1927

DAUER
152 Min., frei ab 6 Jahren

BERLIN. DIE SINFONIE DER GROSSTADT

„Warum machen Sie nicht einen Film über Berlin – ohne Story?“ Diese Frage Carl Mayers stand der Legende nach am Beginn. Ruttmann zeigt einen Tag im Leben der Stadt, von den leeren Straßen am Morgen über die Hektik des Tages bis zu den Vergnügungen des Abends. Der Film erzählt von Arbeitern, Angestellten und Schulkindern, Kommerzienräten, Mannequins und Bettlern. Von Autos, Straßenbahnen und D-Zügen, Liebe, Hochzeit und Tod, Schlachthof, Wannsee und Zoo. Vom Rhythmus der Großstadt mit all ihren Kontrasten.

Der Film ist absolut Avantgarde der Filmkunst. (Quelle: Filmportal)

Musikalische Begleitung am elektronischen Klavier: Pietro Pittari (nur in Leverkusen).

DONNERSTAG, 5.10.2023
20:00 Uhr (Jülich)

DONNERSTAG 30.11.2023
19:00 Uhr (Leverkusen)

EINTRITT
6,50 / erm. 6,00 € (Jülich)
10,00 / VVK (an der Forumskasse) 8,00 € (Leverkusen)

REGIE
Walther Ruttmann
D, 1927

DAUER
67 Min.

KUHLE WAMPE ODER WEM GEHÖRT DIE WELT?

Berlin 1931. Vater Bönike und sein Sohn sind wie hunderttausend andere auch arbeitslos, Tochter Anni hat eine schlecht bezahlte Anstellung in der Fabrik. Als ihr Bruder sich das Leben nimmt und die Familie kurz darauf ihre Wohnung räumen muss, zieht sie in die Zeltkolonie „Kuhle Wampe“ vor den Toren Berlins. Anni überwirft sich mit ihrem Freund Fritz, von dem sie schwanger ist, und zieht zu ihrer Freundin Gerda. Anni und Fritz finden bei einem Fest wieder zueinander und auf der Heimfahrt kommt es zum berühmten Schlussdialog. „Wer soll denn die Welt verändern?“, fragt ein offensichtlich gut situierter Herr. Antwort Gerda: „Die, denen sie nicht gefällt.“ Ein Beispiel für den proletarischen Film mit Beteiligung am Drehbuch von Bertold Brecht. (Quelle: Filmportal)

DONNERSTAG , 21.9.2023
20:00 Uhr (Jülich)

DONNERSTAG, 18.1.2024
19:00 Uhr (Leverkusen)

EINTRITT
6,50 / erm. 6,00 € (Jülich)
5,00 € (Leverkusen)

REGIE
Slatan Dudow
D, 1932

DAUER
74 Min., frei ab 12 Jahren


WORKSHOPS / TAGUNGEN


Alle Workshops und Tagungen sind hybride Veranstaltungen .

2. und 3. Juni 2023 WISSENSCHAFTLICHE KONFERENZ „Rheinland–Oberschlesien“ in Ratingen

KONKURRIERENDE GRENZRÄUME IM HISTORISCHEN VERGLEICH (I). DIE RHEINPROVINZ UND DIE PROVINZ OBERSCHLESIEN NACH DEM ERSTEN WELTKRIEG

Anlässlich der Erinnerung an das Krisenjahr 1923 veranstaltet das Oberschlesische Landesmuseum in Ratingen gemeinsam mit seinen Partnern am 2. und 3. Juni 2023 eine wissenschaftliche Konferenz. Sie findet statt im Rahmen des Projektes „StadtRäume“ des Jülicher Geschichtsvereins 1923 e.V. (JGV) und des Opladener Geschichtsvereins von 1979 e.V. (OGV). Mitveranstalterin ist die Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen.
Auf der Tagung sollen die dramatischen Nachkriegsjahre des Ersten Weltkriegs in Oberschlesien sowie im Rheinland vergleichend beleuchtet werden. Als Grenzräume ergaben sich für die beiden preußischen Provinzen aus dem verlorenen Ersten Weltkrieg besondere Herausforderungen, die sie von anderen Regionen im Deutschen Reich unterschieden.
Diese Herausforderungen sind gleichzeitig die Parameter des Vergleichs, die in der Konferenz angelegt werden sollen.
1. ZUGEHÖRIGKEIT ZUM GESAMTSTAAT
Sowohl für Oberschlesien als auch für das Rheinland wurde nach dem Ersten Weltkrieg die Zugehörigkeit zum Deutschen Reich jedenfalls zeitweise in Frage gestellt. Besonders deutlich wurde die Einschränkung der staatlichen Souveränität jeweils durch die Anwesenheit, wenngleich unterschiedlich mandatierter, ausländischer Besatzungs- bzw. Sicherungstruppen.
Auf politischer Ebene gingen wichtige legislative und exekutive Kompetenzen auf alliierte Besatzungskommissionen über. Daneben existierten in beiden Regionen autonomistische bzw. separatistische Bewegungen von unterschiedlicher Stärke.
2. GEWALTERFAHRUNG(EN)
In beiden Regionen kam es phasenweise zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichen Akteuren. Auch die ausländischen Besatzungstruppen waren hieran beteiligt oder zentrale Akteure. Für die heimische Bevölkerung war die Gewalterfahrung auch Jahre nach Kriegsende noch nicht vorbei. Im Gegenteil kam sie ihnen teilweise räumlich so nahe wie in den vier Jahren des Ersten Weltkrieges nicht.
3. WIRTSCHAFTLICHE VERWERFUNGEN
In beiden Grenzräumen waren die Nachkriegsjahre von wirtschaftlichen Umbrüchen und Verwerfungen begleitet, die weit über die Kriegsfolgen hinausgingen, die das Deutsche Reich insgesamt zu tragen hatte. In Oberschlesien ging mit der Teilung der größere Teil des Industriereviers verloren. Im Westen geriet die Industrie an Rhein und Ruhr zum alliierten Faustpfand im Konflikt über die deutschen Reparationsleistungen.
4. POLITISCHER MEINUNGSKAMPF
In beiden Regionen wurden die jeweiligen Konflikte von einem politischen Meinungskampf auf allen Ebenen flankiert: von der publizistischen Berichterstattung, über eine Vielzahl an Flugblättern, Druckschriften und Plakaten bis hin zu politischen Kundgebungen und groß inszenierten öffentlichen Fest- und Gedenkveranstaltungen.
Diese Propagandaschlachten hatten eine weit über die Regionen hinausgehende, reichsweite und anhaltende politische Mobilisierung weiter Teile der Bevölkerung zur Folge mit nachhaltigen Auswirkungen auf die politische Kultur.
5. KONKURRENZ
Obschon oder gerade weil sich Oberschlesien und die Rheinprovinz nach dem Ersten Weltkrieg mit vergleichbaren Herausforderungen konfrontiert sahen, standen die Regionen in gewisser Weise auch in Konkurrenz zueinander: Konkurrenz um politische und militärische Unterstützung, um wirtschaftliche Hilfe sowie generell um öffentliche Aufmerksamkeit.
Entlang dieser Vergleichslinien soll ein umfassender Blick auf die Entwicklungen in Oberschlesien und der Rheinprovinz vor 100 Jahren geworfen werden. In vier Sektionen referieren namhafte Historikerinnen und Historiker zu politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Themenfeldern sowie zu Fragen der Erinnerungskultur in den beiden Regionen.

TAGUNGSORT UND KONTAKT
Haus Oberschlesien, Bahnhofstraße 71, 40883 Ratingen-Hösel, Veranstaltungssaal „Oktogon“.
Die Tagung findet öffentlich statt, interessierte Besucherinnen und Besucher sind herzlich eingeladen. Um Anmeldung unter anmeldung@oslm.de wird gebeten.
Für weitere Fragen steht Ihnen am Oberschlesischen Landesmuseum Herr Dr. Frank Mäuer (maeuer@oslm.de) zur Verfügung.

Eine Anmeldung kann hier erfolgen.

AUSBLICK
Die Ratinger Konferenz soll im Herbst 2023 im „Museum der Schlesischen Aufstände“ in Swietochlowice (Schwientochlowitz) ihre Fortsetzung findet. Dort steht dann die vergleichende Betrachtung der preußischen Provinz Oberschlesien und der autonomen schlesischen Woiwodschaft als „konkurrierende Grenzräume“ im Mittelpunkt einer weiteren Tagung.


22.–24. September 2023: ÖFFENTLICHE TAGUNG 50. Tag der Landesgeschichte in Leverkusen und in Jülich

DIE „ZWISCHENKRIEGSZEIT“ IN STADT- UND LANDESGESCHICHTLICHER PERSPEKTIVE – NEUE ANSÄTZE IN FORSCHUNG UND VERMITTLUNG

Das 100-jährige Jubiläum der Gründung des Jülicher Geschichtsvereins 1923 e.V. und der Abschluss des „StadtRäume“-Projektes bilden den Anlass dafür, dass der Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine e.V. den 50. Tag der Landesgeschichte in Leverkusen und Jülich ausrichtet. Im Zentrum der dreitägigen Veranstaltung steht die „Zwischenkriegszeit“ aus stadt- und landesgeschichtlicher Perspektive.
Neben Fachvorträgen, die den deutschsprachigen Raum und Europa in den Blick nehmen, bieten Stadtrundfahrten und Ausstellungsbesuche die Möglichkeit, sich die Ergebnisse des „StadtRäume“-Projektes aus erster Hand vorstellen zu lassen.

FREITAG 22. BIS SONNTAG 24.9.2023
Leverkusen und Jülich

VERANSTALTER
Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine e.V.
Jülicher Geschichtsverein 1923 e.V.
Opladener Geschichtsverein von 1979 e.V. Leverkusen
IN KOOPERATION MIT
LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte
Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde
Volkshochschule Leverkusen

Eine Anmeldung kann hier erfolgen.



Alle Vortrags- und weitere als hybrid oder virtuell gekennzeichnete Veranstaltungen können auch im virtuellen Veranstaltungsraum besucht werden.
 

Für alle Veranstaltungen ist eine vorherige Online-Anmeldung notwendig. Vielen Dank.
 


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