Ein europäisches Netzwerk zur Erforschung von Stadtentwicklung in der Zwischenkriegszeit

Zur Realisierung der beiden miteinander verbundenen Projekte SEiZiE „Stadtentwicklung in der Zwischenkriegszeit in Europa (1918-1939)“ und StaR/UrbS „StadtRäume - eine europäische Kulturgeschichte 1918 bis 1939“ hat sich ein spannendes Netzwerk von Geschichts- und Partnerschaftsvereinen, Museen, Weiterbildungseinrichtungen, Fachorganisationen und Universitäten in den Städten Bracknell (GB), Jülich (DE), Leverkusen (DE), Ljubljana (SI), Oulu (FI), Raciborz (PL), Schwedt/Oder (DE) und Villeneuve d’Ascq und deren Umfeld zusammengefunden.

Ausgehend von der bereits erfolgreich gelebten und mit ausreichend Erfahrung ausgestatteten Kooperation zwischen dem Opladener Geschichtsverein von 1979 e.V. Leverkusen und dem Jülicher Geschichtsverein 1923 e.V., die jeweils ihr lokales Netzwerk von Museen, Weiterbildungs- und Kultureinrichtungen sowie Schulen in das Projekt einbringen sowie der wissenschaftlichen Unterstützung durch den Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Geschichte (Rheinische Landesgeschichte) und Didaktik der Geschichte an der Universität zu Köln von Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Hasberg und der neu begründeten fachlichen Mitwirkung des Vereins BauKULTUR Nordrhein-Westfalen e.V. wurden bestehende Beziehungen zu Vereinen und Einrichtungen in Leverkusens Partnerstädte vertieft und erweitert.

Im britischen Bracknell erfolgt erneut eine Kooperation mit The Bracknell Forest Society, welche erstmals durch die Royal Militray Academy in Sandhurst und fachlich durch University of Buckingham (Fachbereich Geschichte und Kunstgeschichte).

Im französischen Villeneuve d’Ascq wirkt wiederum der langjährige Partnerverein des OGV, die Société Historique de Villeneuve d'Ascq, mit ihrem Netzwerk zur Stadtverwaltung, den örtlichen Museen, dem Partnerschaftsverein AAVAL und zur Universität Lille mit.

In der brandenburgischen Partnerstadt Schwedt/Oder wurde ausgehend vom brandenburgischen Partnerverein des OGV, dem Schwedter Heimatverein e.V., und den Städtischen Museen Schwedt/Oder ein Netzwerk zum Förderverein der städtischen Museen Schwedt/Oder „Otto Borriss“ e.V., zum Kulturhistorischen Verein "Schwedter Dragoner" e.V. sowie zu Schulen, Kultur und Weiterbildungseinrichtungen etabliert.

Im polnischen Raciborz wird der OGV-Partner Towarzystwo Milosnikow Ziemi Raciborskiej durch den neuen Verein Stowarzyszenie ODRA 1945 als Partner verstärkt sowie durch das Museum und die Stadtverwaltung unterstützt.

Im slowenischen Ljubljana hat sich ein Wissenschaftlerteam von Historikern und Kunsthistorikern der Philosophischen Fakultät der Universität Ljubljana UNIVERZA V LJUBLJANI für die Projektarbeit zusammengefunden, welches auch die örtlichen Museen, Vereine und Einrichtungen einbeziehen wird.

Als neuen Partner in der europäischen Projektarbeit des OGV können wir die finnische, zugleich älteste, Partnerstadt Leverkusens Oulu begrüßen. Mit einem Team von Historikern der Universität Oulu OULUN YLIOPISTO und interessierten Mitgliedern des deutsch-finnischen Partnerschaftsvereins  Oulun Suomi-Saksa Yhdistys ry wird eine nordische Sicht in das Projekt einfließen.

Wir freuen uns sehr auf die spannende Zusammenarbeit in den kommenden Jahren.

Unser europäisches Projektnetzwerk

Unser Projektnetzwerk in der Rheinschiene

  • Jülicher Geschichtsverein 1923 e. V. mit weiteren lokalen Partnern in der Region Jülich/Aachen
  • Museum Zitadelle Jülich
  • Stadtarchiv Jülich
  • Stadtmuseum Düren
  • Volkshochschule Jülicher Land
  • Opladener Geschichtsverein von 1979 e.V. Leverkusen mit weiteren lokalen Partnern in Leverkusen
  • Bayer Kultur
  • Freudenthaler Sensenhammer
  • Koloniemuseum Leverkusen
  • Kolpingfamilie Opladen-Zentral
  • Musikschule Leverkusen
  • Stadtarchiv Leverkusen
  • Stadtbibliothek Leverkusen
  • Volkshochschule Leverkusen
  • Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Geschichte (Schwerpunkt: Rheinische Landesgeschichte) und Didaktik der Geschichte an der Universität zu Köln (Univ.-Prof. Dr. W. Hasberg)
  • Baukultur Nordrhein-Westfalen e.V.
  • Förderverein Rheinische Industriekultur e.V.
  • Institut „Moderne im Rheinland“ an der Heinriche-Heine-Universität Düsseldorf
  • Kolpingfamilie Köln-Dellbrück
  • Landeszentrale für Politische Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen
  • LVR-Institut für Rheinische Landeskunde und Regionalgeschichte
  • Niederrhein-Akademie / InKuR Universität Duisburg-Essen
  • Oberschlesisches Landesmuseum Ratingen
  • Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V.
  • Thomas-Morus-Akademie Bensberg
  • Verein der Freunde und Förderer des Bergischen Freilichtmuseums Lindlar e.V.

Unsere Kooperationspartner stellen sich vor

Baukultur Nordrhein-Westfalen

Baukultur Nordrhein-Westfalen ist als Institution im Land die Adresse für Baukultur und initiiert, organisiert, vernetzt und kommuniziert aktuelle baukulturelle Themen. Dazu kooperiert Baukultur Nordrhein-Westfalen mit vielen Partnern und unterstützt beispielhafte Projekte Dritter. Mit dem eigenen Museum der Baukultur präsentiert und inszeniert Baukultur Nordrhein-Westfalen wichtige gesellschaftliche Fragen und Entwicklungen – in Nordrhein-Westfalen und über die Landesgrenzen hinaus. Diese Form eines mobilen Museums der Baukultur ist weltweit einzigartig. Baukultur Nordrhein-Westfalen führt die Arbeit von StadtBauKultur NRW und Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW (M:AI) zusammen. Gefördert wird Baukultur Nordrhein-Westfalen vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen.

https://www.baukultur.nrw

Europas Städte und die an sie gerichteten Erwartungen verwandeln sich rasant. Deshalb ist es besonders heutzutage sinnvoll, sich eine Atempause zu gönnen und das Augenmerk auf historische Stadtentwicklungen zu richten, diese zu erforschen und als Impuls zur Sensibilisierung und Gestaltung von heutigen Städten wahrzunehmen.

Aus baukultureller Sicht leistet der Opladener Geschichtsverein von 1979 e.V. und seine vielen internationalen Partner mit dem Projekt SEiZiE zwei wichtige Beiträge um Bewusstsein für Stadtraum von heute und morgen entstehen zu lassen:

Zum einen steht im Fokus des Projekts die Stadtgesellschaft selbst: Sie ist Projektpartner und Diskutant zugleich. Zum anderen wird Stadtentwicklung im europäischen Maßstab untersucht und verglichen. Dadurch lassen sich viele unterschiedliche Entwicklungszüge des Typus „Europäische Stadt“ für Bürgerinnen und Bürger entdecken.

Baukultur Nordrhein-Westfalen unterstützt diese vielschichtige Auseinandersetzung mit Stadt, Stadtgesellschaft und Stadtentwicklung ausdrücklich und wünscht das Beste zum Gelingen des Projekts.

Das „Team Buckingham“

Sarah Fitzpatrick und Dr. Matthias Strohn von der University of Buckingham schließen sich dem Erasmus+-Projektteam an und unterstützen wissenschaftlich unsere Mitstreiter aus Bracknell, der Leverkusener Partnerstadt im Vereinigten Königreich.

Buckingham ist eine kleine, historische Marktstadt und liegt etwa 40 Meilen von Bracknell entfernt. Die University of Buckingham ist die älteste private Universität Großbritanniens und wurde 1973 gegründet. Sie erhielt 1985 den vollen Universitätsstatus. Die Universität hat etwas mehr als 3 000 StudentInnen an sechs Fakultäten und etwa 100 akademische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die StudentInnen studieren zwei Jahre lang intensiv auf dem Buckingham Campus der Universität, um einen Honours-Abschluss (Bachelor mit entsprechend guter Abschlussnote) zu erlangen, sodass in drei Jahren ein Master-Abschluss erreicht werden kann. Der Campus ist voller historischer Gebäude: hierzu gehören ein restauriertes Kloster, eine umgebaute Milchfabrik, eine Militärkaserne und eine Reihe von Gebäuden aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

Sarah Fitzpatrick ist Leiterin der Abteilung für Geschichte und Kunstgeschichte, wo sie über das kulturelle Erbe sowie über die Verwaltung und Leitung kleinerer Kulturerbe-Organisationen forscht und lehrt. Sie ist Expertin für die Vermittlung von Geschichte und Kunstgeschichte mit beträchtlicher Erfahrung im Kultursektor und Treuhänderin eines Museums in South Buckinghamshire.

Dr. Matthias Strohn, der an dem in Leverkusen durchgeführten Projekt „Euphorie und Neuanfang“ über die Zeit von 1914 bis 1918 beteiligt war, ist Senior Reader am Geisteswissenschaftlichen Forschungsinstitut der Universität, spezialisiert auf die Geschichte der Kriegsführung im 20. Jahrhundert. Matthias hat ein besonderes Interesse an den Weltkriegen, an der Zwischenkriegszeit, an Kommando- und Führungsstrukturen des Militärs sowie an der Theorie und Praxis von militärischen Schlachten. Er ist Leiter des Centre of Historical Analysis and Conflict Research (CHACR), der Denkfabrik der Britischen Armee, und Mitglied der Abteilung für Kriegsstudien an der Königlichen Militärakademie Sandhurst.

Der Fachbereich Geschichte der University of Buckingham verfügt auch über Wissenschaftler, die sich auf die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts spezialisiert haben, und bei Bedarf können sich auch andere Mitglieder des Fachbereichs an dem Projekt beteiligen.

Sowohl Sarah als auch Matthias freuen sich sehr darauf, gemeinsam mit dem Projektteam die Entwicklung Leverkusens und seiner Partnerstädte in der Zwischenkriegszeit zu analysieren. Sie freuen sich darauf, die Projektpartner persönlich zu treffen, Ideen und Wissen auszutauschen und gleichzeitig Verbindungen zum Netzwerk in ganz Europa zu knüpfen. (Sarah Fitzpatrick; Übersetzung: Philipp Schaefer)

Das „Team Ljubljana“

Teil des Forschungsprojekts „Stadtentwicklung in der Zwischenkriegszeit in Europa (1918-1939)“ (kurz „SEiZiE“) ist auch die Leverkusener Partnerstadt Ljubljana, die Hauptstadt Sloweniens. Die reiche Stadtgeschichte hat ihren Ursprung in einer römischen Stadt namens Emona. Ljubljana selbst wurde erstmals in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erwähnt. Die Herkunft des Namens der Stadt, Ljubljana, ist unklar. Im Mittelalter waren sowohl der Fluss als auch die Stadt unter dem deutschen Namen Laibach bekannt. Ljubljana lag in der Mitte einer Handelsroute zwischen der nördlichen Adria und dem Donauraum, es war die historische Hauptstadt von Krain, eines der historischen Länder der Habsburgermonarchie. Ljubljana blieb kulturelle und politische Hauptstadt der Slowenen und wurde nach der Auflösung des Österreichisch-Ungarischen Reiches 1918 zur slowenischen Hauptstadt im neuen Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, das später in Königreich Jugoslawien umbenannt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Ljubljana die Hauptstadt der Sozialistischen Republik Slowenien, Teil der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien. Diesen Status behielt sie bis zur Unabhängigkeit Sloweniens im Jahr 1991 bei, als sie Hauptstadt des neu gegründeten Staates wurde.

In Ljubljana wurde jahrhundertelang die Ausbildung von Studenten betrieben, doch erst 1919 wurde die Universität von Ljubljana gegründet, zu deren Gründungsmitgliedern auch die Philosophische Fakultät gehört. Zwischen den beiden Weltkriegen war die Universität von Ljubljana eine der jüngsten und kleinsten Universitäten im damaligen Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen und erhielt die geringsten Mittel. Am Ende des Zweiten Weltkriegs begann für die Universität Ljubljana ein neuer Zeitabschnitt. Die Gründungsfakultäten der Universität bauten ihre Studienprogramme aus, sodass auch an der Philosophischen Fakultät neue Abteilungen eingerichtet wurden. An der Philosophischen Fakultät ist es derzeit möglich, 25 verschiedene Fächer als eine Kombination aus einem Haupt- (A) und Nebenfach (B) oder nur ein Fach als Hauptstudiengang zu studieren. Für alle angebotenen Fächer werden auch Masterstudiengänge angeboten; aufgrund der Vielfalt und der immer stärker interdisziplinär ausgerichteten Forschungsorientierung der Studiengänge wird jeder Masterstudiengang individuell gestaltet.

Die Philosophische Fakultät wurde 1919 in erster Linie zu dem Zweck gegründet, die grundlegenden Felder der akademischen Forschung in Slowenien miteinander zu vernetzen, und sie erfüllt diese Aufgabe auch heute noch: Für die Mehrheit der Studiengänge, die sich in ihr entwickelt haben, ist die Philosophische Fakultät die höchste wissenschaftliche und pädagogische Einrichtung in Slowenien, und für einige dieser Studiengänge ist sie die „Heimatinstitution“. Ihre 7.700 Studenten helfen ihr, ihre ewige Jugend zu bewahren, obwohl sie eine weise alte Dame ist, die bereits 100 Jahre der Besinnung und des Wirkens erlebt hat. Es handelt sich um eine Fakultät, die internationale Anerkennung genießt und über angesehene Professoren, eine breite Palette von Studienprogrammen, erfolgreiche Studenten, internationale Studenten-Austauschprogramme, zahlreiche Verbindungen zwischen den Fakultäten, einen eigenen Verlag sowie die zweitgrößte Bibliothek Sloweniens verfügt und einen integralen Bestandteil des Zentrums der Hauptstadt bildet. Das Zentrum von Ljubljana verfügt auch über Bibliotheken, Archive, Galerien, Museen und Theater – alles Institutionen, die eine Art natürliches Laboratorium für die Arbeit der Studenten an den meisten Studiengängen unserer Fakultät darstellen.

Die Geschichte der Stadt Ljubljana war bereits Bestandteil des Projekts „Euphorie und Neuanfang: Entwicklung und Wahrnehmungen in europäischen Städten 1914-1918“, in dem die Veränderungen in den am Projekt beteiligten Städten in der Zeit des Ersten Weltkriegs anhand der Alltagsgeschichte in internationaler Zusammenarbeit erforscht wurden. Zur Nachbereitung und Fortsetzung dieser Forschungen wurde Ljubljana erneut in ein weiterführendes Projekt aufgenommen. Darin soll die Stadtentwicklung in der Zwischenkriegszeit 1918-1939 in acht europäischen Städten im internationalen Vergleich bearbeitet werden. Bilder, Geschichten, Fotografien, Dokumente und Statistiken aus Ljubljana werden diesmal von der Forschungsgruppe der Philosophischen Fakultät der Universität Ljubljana untersucht. Fünf Forscherinnen und Forscher des Historischen und des Kunsthistorischen Seminars der Philosophischen Fakultät der Universität Ljubljana werden daran arbeiten. 

Vom Historischen Seminar kommt die Assist. Prof. Irena Selišnik, die seit 2015 am Historischen Seminar lehrt und über slowenische Geschichte und Frauengeschichte des 19. Jahrhunderts forscht. Ihre Schwerpunkte liegen dabei in der Gender- und Sozialgeschichte des 19. Jahrhunderts; in diesem Rahmen erforscht sie die Bedeutung der politischen und sozialen Bewegung, die Geschichte der Emotionen, der sozialen Eliten und der Modernisierung.

Ein weiterer Mitwirkender ist Prof. Dušan Mlacovic, der derzeit den Fachbereich Geschichte leitet und Stadtgeschichte erforscht. Er beschäftigt sich derzeit mit der Erforschung von mediterranen Städten im Mittelalter. Ein weiteres Mitglied unseres Teams vom Fachbereich Geschichte ist Assist. Prof. Ana Cergol Paradiž, Sie lehrt Allgemeine Geschichte des 19. Jahrhunderts und Historische Anthropologie. In der Vergangenheit war sie an Studien zur Geschichte von Ljubljana im 19. Jahrhundert beteiligt.

Aus der Abteilung für Kunstgeschichte kommt Assist. Prof. Renata Novak Klemencic. Ihre Forschung widmet sich der Kunst und Architektur an den Adriaküsten mit besonderem Schwerpunkt auf der Stadt- und Architekturgeschichte. Das letzte Mitglied unseres Teams ist die promovierte Architekturhistorikerin Martina Malešic PhD, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lehrassistentin am Kunsthistorischen Institut der Philosophischen Fakultät in Ljubljana tätig ist. Neben anderen Lehrveranstaltungen unterrichtet sie auch das Einführungsseminar in die slowenische Kunst von 1800 bis zur Gegenwart, das sich auf die Ljubljaner Architektur der Zwischenkriegszeit konzentriert. Ihr Forschungsgebiet umfasst Theorie und Geschichte von Architektur, Design und Stadtplanung des 20. Jahrhunderts. Im Hinblick auf die Bedürfnisse des Projekts können auch andere Experten in das Projekt einbezogen werden.

Das Forschungsteam der Philosophischen Fakultät freut sich auf die Zusammenarbeit in dem neuen Projekt, auf die Begegnung mit neuen Partnern, auf den Austausch von Forschungsideen und Wissen und auf die Erweiterung der Forschungen zur Geschichte Ljubljanas, da dieses Projekt wahrscheinlich neue Forschungsfragen aufwerfen wird. Internationale Erfahrungen aus Seminaren und Workshops können unsere Arbeit im Hinblick auf Methoden und Konzepte durch gegenseitigen Input und kritisches Feedback immer wieder beflügeln und verbessern. Der Austausch von Ideen zu Interessengebieten knüpft auch die Beziehungen für künftige Kooperationen. (Irena Selišnik, Philosophische Fakultät, Universität Ljubljana)

Das Historische Seminar der Universität Oulu

Das Historische Seminar der Universität Oulu begrüßte die Anfang 2020 empfangene Einladung des Opladener Geschichtsvereins von 1979 e. V. Leverkusen, sich an dem internationalen Projekt zur Geschichte der europäischen Städte in der Zwischenkriegszeit zu beteiligen. Zu den Forschungsschwerpunkten des Historischen Seminars in Oulu gehören die Geschichte des Nordens, die Geschichte der kulturellen Verflechtungen und Begegnungen sowie die Medizin- und Umweltgeschichte. Die Stadtgeschichte steht daher (noch) nicht im Zentrum des Forschungsprofils der Abteilung. Diese Tatsache stellt jedoch kein Problem dar, denn wir sind offen für neue Herausforderungen und freuen uns auf die Entwicklung neuer innovativer Forschungsprojekte mit internationalen Partnern. Methodisch gesehen können wir eine Expertise in aktuellen Forschungsfeldern wie Gender Studies, Erinnerungskulturen oder transnationalen Ansätzen anbieten, da diese Felder zu unserem wissenschaftlichen Instrumentarium gehören. Wir können dem Projekt auch ein Team zur Verfügung stellen, dessen Mitglieder erfahren und vertraut sind mit internationalen Kooperationen.

Es gibt eine lange Tradition beim Historischen Seminar der Universität Oulu, die Geschichte von Oulu selbst zu untersuchen, aber während des letzten Jahrzehnts verloren diese Forschungen als ein Thema von allgemeinem Interesse an Bedeutung. Die letzte gemeinsame Anstrengung diesbezüglich war der Sammelband mit dem Titel Oulun vuosisadat 1605-2005 (Jahrhunderte Oulus 1605-2005), der 2005 zur Feier der 400-jährigen Geschichte der Stadt veröffentlicht wurde. Wir freuen uns, sagen zu können, dass uns die Teilnahme am europäischen Projekt „SEiZiE – Stadtentwicklung in der Zwischenkriegszeit in Europa“ aus unserer Sicht einen Neuanfang in der Erforschung der Stadtgeschichte von Oulu ermöglicht. Das Projekt inspiriert uns bereits jetzt dazu, neue Kurse zu planen und Themen für Qualifizierungs- und Masterarbeiten zu ermitteln. Dies wird es ermöglichen, auch jüngere Studentengenerationen für die Geschichte von Oulu und methodisch für die vergleichende und transnationale Geschichtswissenschaft auf europäischer Ebene zu begeistern. Damit stärkt es uns auch in unseren Bemühungen, unsere Studenten zu aufrichtigen europäischen Bürgern zu erziehen.

Frühere Forschungen haben die grundlegende historische Entwicklung von Oulu dokumentiert. Daher kennen wir zum Beispiel folgende Fakten über die Zwischenkriegszeit. Im 19. Jahrhundert beruhte der Wohlstand der Stadt Oulu auf dem internationalen Handel mit Teer und den damit verbundenen Aktivitäten und Industrien, zum Beispiel dem Schiffbau. Die wirtschaftliche und politische Macht lag in den Händen einer Gruppe einflussreicher Familien, den lokalen „Buddenbrooks“. Nach dem Ersten Weltkrieg ging der Wohlstand zu Ende, und die Stadt – oder eigentlich eher Kleinstadt mit ihren rund 22.000 Einwohnern im Jahr 1916 – erlebte eine Zeit der wirtschaftlichen Rezession. Es dauerte über ein ganzes Jahrzehnt, bis sie sich wieder erholte. Ab 1937 setzte ein neues Wachstum ein, das sich auf die holzverarbeitende Industrie stützte. Die rasante Entwicklung zog Neuankömmlinge nach Oulu an, und die Bevölkerung wuchs innerhalb weniger Jahre um 10.000 Einwohner. Im Vergleich dazu betrug der Zuwachs im gesamten Zeitraum von 1916 bis 1929 nur 2.300 Personen.

Trotz der Rezession in den 1920er Jahren wurde die Infrastruktur verbessert und die Stadt wirkte zunehmend städtisch, mit Steinhäusern, Elektrizität, Wasser und Kanalisation. Diese Urbanisierung setzte sich in den 1930er Jahren fort, und darüber hinaus verbesserten sich die Verkehrsverbindungen Oulus zu anderen Teilen des Landes und stärkten Oulus Position als Zentrum Nordfinnlands. Die Eisenbahn verband Oulu ab den 1880er Jahren mit Südfinnland. Der Busfernverkehr begann in den 1920er Jahren, und ab 1936 gab es regelmäßige Flugverbindungen. Neben der wirtschaftlichen Entwicklung gewann Oulu auch als Zentrum für viele kulturelle Aktivitäten an Bedeutung. Unter anderem hat es eine lange Tradition als Schulstadt und als Bistum der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnland.

Vor dem Hintergrund dieser bisherigen Forschung sehen wir, dass das europäische Projekt innovative Erkenntnisse über die Stadtgeschichte in anderen Teilen Europas verspricht und uns helfen kann, neue Einsichten über die Geschichte von Oulu aus vergleichender und transnationaler Perspektive zu entwickeln. Internationalismus ist eigentlich das entscheidende Merkmal der Geschichte von Oulu durch die Jahrhunderte hindurch. In Vergangenheit und Gegenwart wuchs und wächst der Wohlstand der Stadt durch globale Verbindungen, die zuerst mit Teerhandel und Schiffbau einhergingen, und später durch die IT-Industrie und zuletzt durch die Niederlassung des finnischen Unternehmens Nokia verstärkt worden sind. 1999 erschien ein Buch, das sich mit dieser internationalen Geschichte befasste, unter dem Titel Oulupolis: Oulun kansainvälisyyden historia. Ebenso freuen wir uns darauf, unseren Kooperationspartnern interessantes Erkenntnisse und Bezugspunkte aus unserer nordischen Perspektive zu vermitteln.

Die Liste der Themen, die aus der Perspektive von Oulu im europäischen Rahmen relevant sind, verbindet die lokale und die europäische Ebene. Wir fragen zum Beispiel, wie verschiedene industrielle, politische und kulturelle Ideen und Einflüsse aus verschiedenen europäischen Regionen nach Oulu kamen und wie sie umgesetzt und implementiert wurden. Um ein Beispiel zu nennen: Wie überall in Europa, so stellte auch in Oulu der Links- und Rechtsradikalismus in den 1930er Jahren zunehmend demokratische Institutionen und Ordnungen in Frage. Darüber hinaus sind die neuen Erfahrungen mit der urbanen Kultur und die ihr zugeschriebene Bedeutung mit ihrer europäischen Dimension faszinierende Aspekte dieses Zeitraums, die bisher im Kontext von Oulu noch nicht erforscht worden sind. Ebenso spannend sind Fragen nach der städtischen Sozialgeschichte und nach der Erinnerungskultur der Zwischenkriegszeit, da in dieser Zeit Neuankömmlinge mit meist agrarischem Hintergrund auf die städtische Umwelt mit ihrer spezifischen, auf die Teerindustrie bezogenen Geschichte und ihre sozialen Hierarchien trafen.

Das Historische Seminar in Oulu verfügt über einen kleinen, festen Mitarbeiterstab, bestehend aus zwei Professoren und neun Dozenten und wissenschaftlichen Mitarbeitern, sowie über mehrere Wissenschaftler in extern finanzierten Projekten. Der Vorteil der geringen Anzahl liegt darin, dass wir dank kurzer Wege flexibel sind, um schnell eine internationale oder lokale Zusammenarbeit mit Partnern in Geschichtsvereinen, Bibliotheken, Museen oder Schulen aufzubauen. Mit diesen lokalen Institutionen bestehen bereits sehr gute Arbeitsbeziehungen. Darüber hinaus stellt uns die Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität weitere Expertise zur Verfügung, zum Beispiel in der Wissenschafts- und Ideengeschichte, der Filmwissenschaft und der Archäologie mit ihren aktuellen Forschungen zur modernen Stadtarchäologie.

Wir haben ein Rumpf-Team zusammengestellt, das für die organisatorische Zusammenarbeit mit den europäischen Projektpartnern zuständig sein wird. Dem Team gehören die folgenden Forscherinnen und Forscher mit ihren jeweiligen Forschungsschwerpunkten an: Tiina Kinnunen Ph. D., Professorin für finnische und nordeuropäische Geschichte, ist Expertin für Frauen- und Geschlechtergeschichte sowie für die Geschichte der Erinnerungskulturen – ihr besonderes Interesse ist dabei jeweils die europäische Perspektive. Sie arbeitet seit 2014 in Oulu. Die Dozenten für finnische Geschichte, Matti Enbuske Ph. D. und Matti Salo Ph. D., sind beide in Oulu ansässig und haben aus verschiedenen Blickwinkeln über lokale und regionale Geschichte geforscht. (Tiina Kinnunen; Übersetzung: Philipp Schaefer)

Kooperation mit Leverkusens ältester und nördlichster Partnerstadt: Oulu

Der OGV freut sich in Zukunft auch mit Partnern in Leverkusens nördlichster Partnerstadt Oulu (seit 1969 Städtepartnerschaft) kooperieren zu können. Neben der Universität Oulu ist dies der Partnerschaftsverein Oulun Suomi-Saksa Yhdistys ry. Beide arbeiten an zwei Geschichtsprojekten unter Federführung des Opladener Geschichtsverein OGV Leverkusen e.V. mit: „SEiZiE: "Stadtentwicklung in der 'Zwischenkriegszeit' in Europa (1918-1939)" (2020-2023) und als Folgeprojekt „Neue Städte entstehen – Stadtentwicklung / Stadt(neu)gründungen in Europa im 20. Jahrhundert“ (2022-2025):

Seit seiner Gründung im Jahre 1958 nimmt der Finnland-Deutschland Verein Oulu als aktiver Gestallter am Kulturleben der Stadt und Region Oulu teil. Die Städtepartnerschaften mit Leverkusen und Halle im folgenden Jahrzehnt hatten sicher viele Geburtshelfer. Ein kleines Federchen an unserem Hut wird uns aber vielleicht zugestanden.

Die uns selbst gestellt Aufgaben haben sich seit der Gründung nicht wesentlich verändert. Mit unsern Veranstaltungen versuchen wir zu einem besseren Verständnis zwischen Menschen des finnischen und deutschen Kulturkreises beizutragen. Als aktive Kraft beteiligen wir uns an Gestaltung und Ausbau der Beziehungen zu unseren deutschen Partnerstädten Leverkusen und Halle, sowie der Partnerregion von Nord-Österbotten Baden-Württemberg.

Wir vermitteln Informationen zu deutscher Kultur und gemeinsamer finnisch-deutschen Geschichte an daran Interessierte (Schulen, Vereine, Organisationen des öffentlichen Lebens, etc.). Im Rahmen unserer Möglichkeiten unterstützen wir vor Ort Austauschprojekte für Schülern, Auszubildenden und Praktikanten und fördern das Lehren und Erlernen der deutschen Sprache

Unser kulturelles Programm ist für alle zugänglich und kostenfrei. Die Palette der Veranstaltungen enthält Dichterlesungen, Musikveranstaltungen, Kabarett, sowie historische Vorträge und Ausstellungen zum finnisch-deutsche Verhältnis möglichst in Zusammenarbeit mit örtlichen Vereinen und Institutionen.

Ohne eine Vernetzung und gut funktionierende Zusammenarbeit mit örtlichen und überörtlichen Organisationen, städtischen und universitären Abteilungen, unserem Verband der Finnisch-Deutschen Vereine (Suomi-Saksa Yhdistysten Liitto / SSYL) und dem Goethe-Institut könnte dies nicht durchgeführt werden. So organisieren wir 3-4 Mal jährlich deutschsprachige evangelisch-lutherische Gottesdienste in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gemeinde in Finnland und den Kirchengemeinden von Oulu. Der Schüleraustausch käme ohne die Zusammenarbeit zwischen dem SSYL und der Deutsch-Finnische Gesellschaft (DFG) nicht zustande und bei Kulturveranstaltungen können wir auf die Zusammenarbeit mit der städtischen Bücherei zählen.     

Abgerundet wird das Programm durch vielsprachiges gemeinschaftliches Zusammensein in Form von (Sommer-/Winter-) Festen und den (fast) monatlichen (FIN-DACHLi*) „Stammtischen“, zu dem wir uns hoffentlich nach Corona-Pause noch vor Mittsommer wieder mal treffen werden.

Nicht vergessen werden darf die freundschaftliche, ja bärige, Verbindung zur DFG-Leverkusen, die beim Katalysieren der verschiedensten Kontakte und Erfahrungsaustausche eine wesentliche Rolle gespielt haben. Die Verbindung zum Opladener Geschichtsverein kam letztlich auch über diese Schiene zustande.

Schade, dass wir uns nicht schon an den vorherigen Projekten beteiligen konnten. Die Ereignisse gerade während dieses Zeitraums waren und sind für Finnland sehr prägend (Genese der Nation, Erringung der Unabhängigkeit, Bürgerkrieg, ...). Die Erinnerung daran ist allerdings in Mitteleuropa kaum mehr präsent, vielleicht noch rund um Lokstedt bei Hamburg, wo an das aktive militärische Eingreifen des deutschen Kaiserreichs ein Denkmal und Grabstätten gemahnen. Die Arbeit zu den Projekten hätte sich nahtlos in den Kanon der Veranstaltungen zur Feier Erringung der Unabhängigkeit Finnlands vor 100 Jahren eingefügt. (Erwin Fischer)

*) DACHLi Deutschland-Austria (Österreich)-Confoederatio Helvetica (Schweiz)-Luxemburg/Liechtenstein

Kooperationspartner in Raciborz: Stowarzyszenie ODRA 1945

Wir, der Verein Stowarzyszenie ODRA 1945, sind eine Gruppe von Enthusiasten, die sich mit der Geschichte von Racibórz/ Ratibor im Zeitabschnitt von der Jahrhundertwende um 1900 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 beschäftigt. Daher kommt auch unser Name: Die Oder (Polnisch Odra) ist seit Jahrhunderten ein Zeuge der Geschichte dieses Landstriches – gleichbleibend und konstant – und das Datum 1945 unterstreicht die zeitliche Eingrenzung unseres Interesses. Wir interessieren uns besonders für das Alltagsleben der Einwohner der Stadt, für Unternehmen, Fabriken, Handwerksbetriebe. Kurzum alles, was die Stadtgesellschaft Ratibors in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg ausmachte und prägte.

Seit 2019 arbeiten wir im Rahmen des Projektes „Stadtentwicklung in der Zwischenkriegszeit in Europa“ mit dem OGV in Leverkusen zusammen. Wir engagieren uns auf verschiedenen Ebenen, und die Auswirkungen unserer Aktivitäten werden zeitnah im Internet veröffentlicht. Hier können Sie auch die Vorträge und Präsentationen live mitverfolgen. Informationen über all unsere Aktivitäten finden Sie auf unserem Facebook-Profil: www.facebook.com/ODRA45. Dort können Sie eine Galerie mit über 1.000 Fotos anklicken, die unsere Aktivitäten dokumentieren und historische Orte von Racibórz / Ratibor vorstellen.

Manchmal finden wir Spuren aus der Vorkriegszeit, die heute noch existieren und den Einwohnern unserer Stadt nicht bekannt sind. So ist es uns beispielsweise gelungen, das Innere der nach dem Ersten Weltkrieg eingerichteten Schatzkammer (Tresorraum) der damaligen Stadtsparkasse Ratibor zu filmen, die sich noch immer im Keller des bis heute existierenden Gebäudes am Marktplatz befindet.

Wir arbeiten mit vielen anderen Organisationen und Verbänden in der Region zusammen. Dank dieses Netzwerkes konnten wir in Zusammenarbeit mit einem tschechischen Verein das Wrack eines im Zweiten Weltkrieg abgestürzten Flugzeugs vom Typ Messerschmitt Bf 109 finden und bergen. Eines unserer letzten Projekte war die Rettung eines Grenzsteins der Herzoglichen Familie von Ratibor. Gemeinsam mit der Verwaltung des Piasten-Schlosses in Racibórz, den Behörden der Stadt Racibórz und dem Forstbezirk Rybnik (Anm. d. Ü.: eine benachbarte Kreisstadt) konnten wir den im Wald bei Racibórz gefundenen Originalstein in die Ausstellung im Schloss verlegen. Eine  getreue Kopie des Steins wurde an dem Ort, an dem er gefunden wurde, platziert.

Wir präsentieren und betreuen eine Dauerausstellung im Piasten-Schloss Racibórz, wo wir verschiedene Objekte und Fotos aus der Vorkriegszeit zeigen. In der Ausstellung sind Objekte zu sehen, die mit den in der Stadt im oben genannten Zeitabschnitt existierenden Industriebetrieben zusammenhängen sowie Ratiborer Münzen, Geldscheine (das sogenannte Notgeld) und Gegenstände des täglichen Gebrauchs. (Robert Lasak; Übersetzung: Maria Lorenz)

Kooperationspartner in Schwedt/Oder: Kulturhistorischer Verein „Schwedter Dragoner“ e.V.

Neben der langjährigen partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit dem Schwedter Heimatverein e.V. und den Städtischen Museen Schwedt/Oder hat der OGV in den letzten Jahren sein Netzwerk in Schwedt/Oder insbesondere in der gemeinsamen Projektarbeit weiter ausgeweitet. Hier soll nun der Kulturhistorische Verein „Schwedter Dragoner“ e.V. kurz vorgestellt werden:

Zusammenfassung der wichtigsten Aufgaben:

  • Förderung von Kunst und Kultur
  • Förderung der Heimatpflege
  • Förderung der Heimatkunde

Ziel und Zweck des Vereins lt. Satzung:

Der Kulturhistorische Verein „Schwedter Dragoner“ e.V. ist ein organisierter Zusammenschluss stadt- und kulturgeschichtlich interessierter Bürger.

Zweck des Vereins ist die Förderung kultureller Traditionen der Stadt Schwedt/Oder im Zusammenhang mit dem ehemaligen Dragonerregiment.

  • Förderung der Verbundenheit der Einwohner mit kulturellen Traditionen der Stadt Schwedt
  • Pflege, Erhaltung und Erweiterung der künstlerisch-geschichtlichen Ausgestaltung des Vereinsheimes
  • Vermittlung historischer Kenntnisse durch öffentliche Präsentationen bei städtischen Höhepunkten
  • Zusammenarbeit mit dem Reitclub „Perle der Uckermark“ e.V.
  • Zusammenarbeit mit regionalen und überregionalen Vereinen zur Pflege historischer Vorgänge und Traditionen des ehemaligen Schwedter-Dragonerregiments.

Der Verein ist kein Sammelplatz für revanchistische Demagogen und distanziert sich entschieden von links- und rechtsextremistischem Gedankengut.

Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnitts „Steuerbegünstigte Zwecke“ der Abgabenordnung.

Kurzdarstellung des Vereins:

Tradition einer Armee habe es zu sein, an der Spitze des Fortschritts zu marschieren“, so die Auffassung Scharnhorsts zum Begriff Tradition, der sich die Mitglieder des Kulturhistorischen Vereins „Schwedter Dragoner“ e.V. gerne anschließen.

Eines der Ziele des Vereins ist es, zu zeigen, wie es damals war.

Bildliche Darstellung in historischen Uniformen, Nachstellung historischer Ereignisse, das Leben im Biwak zu jener Zeit und hauptsächlich die Auseinandersetzung mit der Geschichte der „Schwedter Dragoner“ – mit diesen Mitteln versucht der Verein, ein Stück Heimatgeschichte erlebbar zu machen.

Wie wohl in keiner anderen Garnisonsstadt war das Verhältnis der Bürger zu den Soldaten so herzlich wie in Schwedt. Ritten die Dragoner zum Manöver aus, säumten die Bürger die Straßen, um ihre Dragoner zu verabschieden. Viele Bilder aus der damaligen Zeit belegen dies.

Die Uniformen sind Nachbildungen aus der Zeit der Befreiungskriege gegen die Napoleonische Unterdrückung von 1813 / 1814. In diesen Uniformen zogen die Schwedter Dragoner aus, um gemeinsam mit den Verbündeten, Deutschland von den Franzosen zu befreien. In diesen Kriegen, die mit der Schlacht von Waterloo endeten, haben sich die „Schwedter Dragoner“ ausgezeichnet.

Seit 1964 trägt eine Einheit der Bundeswehr den „Schwedter Adler“ als Traditionszeichen. Dieses Zeichen und sein heutiges Devisenband „Einigkeit-Recht-Freiheit“ machen deutlich, dass Pflege soldatischer Tugenden, eine sinnvolle Auswahl von Werten, über alle Zeitgrenzen hinweg und das Eintreten für die freiheitlich demokratische Grundordnung kein Widerspruch sind.

Im Lauf der Jahre nahm der Verein an Treffen mit anderen Traditionsgruppen aus ganz Europa teil. Sie finden zu historischen Daten und an historischen Orten statt. So sind zum Beispiel die Orte Dennewitz, Großgörschen, Wartenburg, Bourtange (Holland), an der Katzbach (Polen), Jena / Auerstedt usw. Geschichtsinteressierten ein Begriff.

Aber auch durch das Auftreten bei Veranstaltungen in der Region, wie Festumzüge bei Stadtfesten und anderen Höhepunkten, macht der Verein auf sich aufmerksam, wobei oft eine kleine Ausstellung mit Dokumenten und Gegenständen der Zeit mitgeführt werden.

Durch die museumstechnische Aufarbeitung der vorhandenen Zeitzeugnisse und die Präsentation in den Räumen des Vereinsobjektes in Schwedt, OT Blumenhagen, wird versucht, die Heimatgeschichte allen Interessierten nahe zu bringen. (Andreas Franke)

Kooperationspartner in Schwedt/Oder: Förderverein für die Städtischen Museen Schwedt/Oder „Otto Borriss“ e.V.

Neben der langjährigen partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit dem Schwedter Heimatverein e.V. und den Städtischen Museen Schwedt/Oder hat der OGV in den letzten Jahren sein Netzwerk in Schwedt/Oder insbesondere in der gemeinsamen Projektarbeit weiter ausgeweitet. Hier soll nun der Förderverein für die Städtischen Museen Schwedt/Oder „Otto Borriss“ e.V. kurz vorgestellt werden:

Unser Museumsförderverein wurde im Mai 2010 gegründet und sieht sich als Nachfolger des von Otto Borriss 1930 ins Leben gerufenen Museumsvereines Schwedt. Eine Gruppe von Schwedter Bürgern um Otto Borriss legte zu dieser Zeit die Grundlagen für ein im Schwedter Schloss ansässiges Heimatmuseum. Aus dem Gründerjahr gibt es ein historisches Foto mit den Vereinsmitgliedern vor dem damals noch vorhandenen Schwedter Schloss in historischer Bekleidung des Barock.

Der Mensch Otto Borriss war zeitlebens neben seiner Tätigkeit als Lehrer ein unermüdlicher Heimatforscher und Sammler und konnte die Jugend für die Geschichte der Stadt Schwedt begeistern. Seinem Weitblick ist es zu verdanken, dass die durch die Zerstörung der Stadt Schwedt 1945 noch vorhandenen Restbestände an musealen Gegenständen und Archivmaterialien gerettet werden konnten. Sie waren in alle Himmelsrichtungen verstreut und nach dem Neubeginn fanden einige wichtige Kunstgüter wieder einen Platz im neuen Schwedter Stadtmuseum. Sie bilden die Basis für die heute vorhandenen Sammlungen. Seine Verdienste haben uns bewogen, ihn als Namenspatron für unseren Museumsverein zu ehren und wir führen sein Konterfei als Vereinslogo.

Zur 750-Jahrfeier der Stadt Schwedt hat sich der Museumsförderverein in Anlehnung des Gründerjahres 1930 in entsprechende zeitgemäße Kostümierung begeben und am Festumzug ein Stück Geschichte der Stadt Schwedt dargestellt.

Otto Borriss haben wir auch die Entdeckung des Archivdokumentes zu verdanken, das zur Datierung eben dieser 750-Jahrfeier der Stadt führte . Das Dokument ist leider durch die Kriegswirren verloren gegangen.

Der Förderverein der Städtischen Museen Schwedt/Oder „Otto Borriss“ e.V. unterstützt die musealen Einrichtungen Stadtmuseum, Jüdisches Ritualbad und Tabakmuseum der Stadt Schwedt.

Ziele des Fördervereins sind die Förderung von Kunst und Kultur in der Stadt Schwedt und der Region, der Heimatpflege sowie die finanzielle und materielle Unterstützung der Städtischen Museen. Die Ziele werden insbesondere verwirklicht durch:

  • Förderung der stadt- und regionalgeschichtlichen Museen in Schwedt,
  • Unterstützung bei der Sammlung von Exponaten und bei wissenschaftlicher Forschung in Vorbereitung von Ausstellungen,
  • Unterstützung bei der Vervollständigung der musealen Sammlung durch Ankäufe und Spenden, Darstellung und Pflege der Sammlung, zum Beispiel durch Restaurierungsmaßnahmen und Übernahme von Patenschaften für gefährdete Sammlungsobjekte,
  • Einsatz für die Denkmalpflege im Stadtgebiet und darüber hinaus sowie für die Erhaltung von historischen, stadtbildprägenden Gebäuden und Plätzen,
  • Mitarbeit in stadtbildprägenden Gremien,
  • materielle und personelle Unterstützung, unter anderem bei der Organisation und Durchführung von Ausstellungen, Veranstaltungen und der Erarbeitung von Publikationen.
  • Förderung der grenzüberschreitenden internationalen musealen Zusammenarbeit insbesondere mit polnischen Institutionen, Fördervereinen und Netzwerken.

Unser Förderverein ist im Rahmen stadtgeschichtlicher Forschung an verschiedenen Projekten eigenständig bzw. mitarbeitend tätig, die zu einer Reihe von Publikationen (u.a. Vorträgen, Filmprojekten, Veröffentlichungen) geführt haben. Wir haben, begleitet von der Unteren Denkmalschutzbehörde, die erhaltenen Reste der jüdischen Synagoge in Schwedt in einer komplexen, dreijährigen Aktion ausgegraben, Fundstücke dokumentiert und die Voraussetzungen für eine dauerhafte Sicherung geschaffen.

Aktuell waren unsere Mitglieder Ende 2019/Anfang 2020 sehr aktiv im Schwedter Park Monplaisir tätig. In umfangreichen, schweißtreibenden Arbeitseinsätzen wurden in Abstimmung mit der Stadtverwaltung Schwedt erste Aufräumarbeiten im Eingangsbereich des Parks realisiert. Es wurden großflächig zugewachsene Bereiche des Unterholzes freigelegt. Mit diesem Einsatz wollten wir ein Zeichen für den zeitgemäßen Umgang mit diesem historischen Kleinod setzen. (Harald Sichtig)