Preisträger 2020
Den Liedtke-Wichmann-Preis 2020 für stadt- und regionalhistorisches Engagement erhielten am 29. Oktober 2020
Dr. Wolfgang Schartau (posthum) und das Koloniemuseum.
Im Rahmen der Festveranstaltung anlässlich des 90-jährigen Bestehens der Stadt Leverkusen vergab der OGV den 2019 ins Leben gerufenen Liedtke-Wichmann-Preis für herausragendes Engagement für die stadtgeschichtliche Arbeit in und für Leverkusen. Es passt zu diesem auch für den OGV so ungewöhnlichen Jahr 2020, dass sich die Jury dazu entschieden hat, den Preis ausnahmsweise doppelt zu vergeben: Preisträger ist zum einen das Koloniemuseum Leverkusen, was auch gleichzeitig die erstmalige Preisvergabe an eine Institution bedeutet. Zum anderen wird der Preis posthum an Dr. Wolfgang Schartau vergeben.
Der promovierte Chemiker Wolfgang Schartau (1944-2020) wandte sich nach einer erfolgreichen Karriere der historischen Forschung zu und absolvierte ein Geschichtsstudium, das er mit dem Master abschloss. Mit seiner unbändigen Neugier und dem im Studium erworbenen Handwerkszeug des Historikers bereicherte Wolfgang Schartau die Projekte des OGV nachhaltig und engagierte sich mit großer Leidenschaft in verschiedenen Ausstellungen und Publikationen. Von seiner Mitwirkung bei den Ausstellung zum Ersten Weltkrieg oder der Leverkusener Integrationsgeschichte über das Schreiben umfangreicher und sehr differenzierter Aufsätze für den Band „Kriegsenden in europäischen Heimaten“ bis hin zur detaillierten Textarbeit und Bildredaktion für die Festschrift zu 40 Jahren OGV – Wolfgang Schartau erwies sich trotz seiner fortschreitenden Erkrankung als unermüdlicher „Aktiver“ und blieb dabei immer bescheiden und neuen Anregungen und Gesichtern aufgeschlossen. Mit der von ihm angeregten Edition eines Briefwechsels zwischen Adolf Lucas und Carl Duisberg setzte Wolfgang Schartau einen wichtigen Impuls für die weitere stadtgeschichtliche Arbeit. Wolfgang Schartau starb im März 2020, als es aufgrund der Corona-Pandemie dem Verein nicht möglich war, ihn angemessen zu verabschieden. Mit der posthumen Verleihung des Liedtke-Wichmann-Preises nutzt der OGV die Gelegenheit, seine Verdienste gebührend zu würdigen. Die Laudatio (Download hier) hielt der Vorsitzende der Wissenschaftlichen Kommission des OGV, Professor Dr. Wolfgang Hasberg.
Mit dem Koloniemuseum wird ebenfalls 2020 eine Institution ausgezeichnet, die 2020 ein kleines Jubiläum feiert. Vor 15 Jahren nahm das Museum seine Arbeit in zwei Häusern der Kolonie Anna an der Nobelstraße, direkt gegenüber dem Erholungshaus, auf. Seither informiert das Koloniemuseum in dem im Originalzustand erhaltenen Doppelhaus über das Leben der Angestellten „beim Bayer“, dem Werk, das untrennbar mit der Geschichte der Stadt Leverkusen verbunden ist. Alte Küchenherde, wuchtige Ehebetten und Details wie original erhaltenes Kinderspielzeug vermitteln ein Stück Alltagsgeschichte der 1920er und 1930er Jahre – und das mitten in Leverkusen. Schon allein die jahrelange Beharrlichkeit, mit der Elke Kersten und ihre Mitstreiter die Idee eines Wohnmuseums trotz aller Widrigkeiten in die Tat umsetzten, bedeutet Engagement für die stadt- und regionalgeschichtliche Arbeit in seiner reinsten Form und im Sinne der Namensgeber des Preises, Gertrud Liedtke und Alfried Wichmann. In diesem von der Corona-Pandemie geprägten Jahr, das auch für das Koloniemuseum gewiss kein einfaches ist, werden diesem der Liedtke-Wichmann-Preis und die Dotation in Höhe von 500 € zuerkannt, weil es seit langem in vornehmlich ehrenamtlicher Weise anschaulich und nachhaltig einen wichtigen Teil der Leverkusener Stadtgeschichte publikumswirksam und adressatengerecht vermittelt. Der Preisträger des Jahres 2019, Jan Sting, würdigte in seiner Laudatio (Download hier) die dargestellten Verdienste und Leistungen der letzten 15 Jahre.
Preisträger 2019
Den Liedtke-Wichmann-Preis 2019 für stadt- und regionalhistorisches Engagement erhielt am 7. September 2019
Jan Sting.
Nach einem Praktikum bei den Aachener Nachrichten stand für ihn der Berufswunsch Journalist fest. Auch sein Studium der Geschichte, Germanistik und Politik an der Universität zu Köln brachte seinen Entschluss Journalist zu werden, nicht ins Wanken. Schließlich führte ihn das Volontariat beim Kölner-Stadt-Anzeiger nach Leverkusen. Erst im Laufe der Zeit wurde ihm bewusst, wie sehr die lokale bzw. regionale journalistische Tätigkeit ihn zum Chronisten der Zeitgeschichte machen würde.
Diese tiefe Erkenntnis führte ihn wieder zurück zu seiner Arbeit als Historiker. So begleitete er mit Zeitzeugenbefragungen das OGV-Projekt zum Gemeinnützigen Bauverein Opladen, schrieb die Geschichte der evangelischen Kirche in Opladen während des Nationalsozialismus und verfasste schließlich auch die Kapitel über diese Zeit und den Zeitraum zwischen 1960 und 2000 in der OGV-Publikation „Leverkusener Wirtschaftsgeschichte“ aus dem vergangenen Jahr.
Guido von Büren, der stv. Vorsitzende der Wissenschaftlichen Kommission des OGV und somit auch der Jury, hielt die Laudatio und überreichte zusammen mit Bürgermeister Bernhard Marewski und der Geschäftsstellenleiterin der Sparda-Bank West in Leverkusen Christina Spermann, als Sponsor des Preises in diesem Jahr sowie dem OGV-Vorsitzenden Michael D. Gutbier den mit 500€ dotierten Preis nebst Urkunde in Anwesenheit der Familienangehörigen von Gertrud Liedtke und Alfried Wichmann.
Guido von Büren beendete seine Laudatio (hier Download) mit folgenden Worten: „Der Historiker kann hier nur darauf verweisen, dass der stete Wandel von Strukturen und Gesellschaften dem menschlichen Dasein immanent ist. Der Journalist kann den Wandel aufspüren, aufzeigen und im besten Fall kritisch reflektieren bzw. kommentieren. Insoweit ist der historisch denkende Journalist oder journalistisch denkende Historiker Jan Sting ein großer Glücksfall für Leverkusen, was wir mit der heutigen Auszeichnung nachdrücklich unterstreichen möchten.“