Geschichte mal anders: Willkommene Ablenkung im Lockdown

Kein Theater, kein Restaurant- oder Stadionbesuch. Selbst die Museen sind geschlossen. Keine leichte Zeit für Kulturfreunde und Geschichtsinteressierte. Umso schöner war es, dass Opladener und Jülicher Geschichtsverein zusammen mit der Volkshochschule Leverkusen am 20. Januar mit der Reihe „Marksteine deutscher Geschichte“ ein bisschen Abwechslung und ein Gefühl der Vor-Corona-Normalität nach Hause brachten.

Kein Theater, kein Restaurant- oder Stadionbesuch. Selbst die Museen sind geschlossen. Keine leichte Zeit für Kulturfreunde und Geschichtsinteressierte. Im Lockdown verbringen die meisten von uns ihre Abende vornehmlich in den eigenen vier Wänden. Und so ansprechend das Programm auch sein mag, irgendwann bietet selbst das umfangreiche Angebot von Phoenix und ZDF-info nichts wirklich Neues mehr. Umso schöner war es, dass Opladener und Jülicher Geschichtsverein zusammen mit der Volkshochschule Leverkusen am 20. Januar mit der Reihe „Marksteine deutscher Geschichte aus rheinischer Perspektive“ ein bisschen Abwechslung und ein Gefühl der Vor-Corona-Normalität nach Hause brachten.

Georg Mölich, Teilnehmer des „StadtRäume“-Projekts und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte des Landschaftsverbands Rheinland (LVR), führte via Zoom und Facebook in die Geschichte des deutsch-französischen Kriegs 1870-71 aus rheinischer Perspektive ein. Abseits der vielen noch aus dem Schulunterricht bekannten Rahmendaten und Zusammenhänge zeigte Mölich anhand von zeitgenössischen Quellen auf, wie die Menschen im Rheinland diesen Krieg erlebten. Spannend war etwa der Aspekt, dass viele der ausländischen Kriegsgefangenen in unserer Region, etwa in den heutigen rechtsrheinischen Kölner Stadtteilen Gremberg und Deutz untergebracht waren. Der Umgang mit ihnen, berichtete Mölich, war ganz anders als etwa im Zweiten Weltkrieg und – zumindest in Köln – mitunter geprägt von Humanität und Neugierde. Mit „Romantik“ hatte seine Darstellung freilich nichts zu tun. In den Zeltlagern der Kriegsgefangenen grassierten trotz der Hilfsbereitschaft der Einheimischen bald verschiedene Seuchen, während die Schlachten in Frankreich zahllose Opfer forderten, so Mölich.

Mehr als 40 Teilnehmer folgten online dem Vortrag von Mölich. Für die Auftaktveranstaltung ist das durchaus ein Erfolg. Auch der nächste Vortrag aus der Reihe zu 1700 Jahren jüdischem Leben im Rheinland von Uri Kaufmann wird angesichts der Corona-Lage sicherlich (auch) online übertragen werden. Welches Potenzial dem (Hybrid-)Format innewohnt, zeigte sich für den Autor im privaten Umfeld. So verfolgte dessen Mutter, die schon seit vielen Jahrzehnten nicht mehr in Opladen wohnt, erstmals einen solchen Vortrag aus der alten Heimatstadt – mehr als 100 Kilometer entfernt in Hessen.

Anmerkung: Der Vortrag kann auf Facebook weiterhin angeschaut werden.