Opladener Rathäuser erzählen Stadtgeschichte. Im Zeitraum von 1800 bis 1974 konnten in Opladen mehrere Rathaus-Standorte nachgewiesen werden.

Rathäuser gehören in vielen Städten zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten. Michael D. Gutbier, Vorsitzender des Opladener Geschichtsverein (OGV), hat am 26. August 2020 in seinem Vortrag im evangelischen Gemeindehaus an der Bielertstraße die Opladener Rathäuser betrachtet und über Bauten, Standorte und Planungen der jeweiligen Rathäuser referiert.

Rathäuser gehören in vielen Städten zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten. Das Bremer Rathaus gehört seit 2004 zum UNESCO-Weltkulturerbe und das Rathaus der belgischen Stadt Löwen gehört darüber hinaus sogar zu den schönsten Bauwerken der Spätgotik. Im Mittelalter entwickelten sich die ersten Rathäuser (auch Spielhaus genannt) infolge der Verleihung von Stadtrechten. Diese Mehrzweckgebäude galten als Aushängeschild der jeweiligen Stadt, in denen in der Regel der jeweilige Magistrat oder Stadtrat tagte. Der Vorgängerbau des Kölner Rathauses von 1135 gilt als ältestes Rathaus Deutschlands. Opladen kann zwar nicht einen solch imposanten Bau vorweisen, dennoch lohnt es sich mit der Geschichte der Opladener Rathäuser zu beschäftigen. Dies hat Michael D. Gutbier, Vorsitzender des Opladener Geschichtsverein (OGV), in seinem Vortrag im evangelischen Gemeindehaus an der Bielertstraße gezeigt und über Bauten, Standorte und Planungen der jeweiligen Rathäuser referiert.

Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in dem ländlich geprägten Opladen kein Rathaus. In der rund 667 Einwohner zählenden Gemeinde wurden die jeweils anfallenden Erledigungen schlichtweg im Hause des jeweiligen Bürgermeisters erledigt. So auch bei dem von 1811 bis 1815 amtierenden Bürgermeister Vinzenz Joseph Deycks, der in der Düsseldorfer Straße wohnte. Dieses Gebäude gilt als das erste „Rathaus“ in Opladen. In der von 1808 bis 1815 bestehenden Mairie / Munizipalität Opladen wurde zwar über ein für Verwaltungszwecke zur Verfügung stehendes Domizil in Opladen gesprochen, dennoch wurden weiterhin Wohnhäuser genutzt und diese einfach umfunktioniert. Nach der Niederlage Napoleons und dem Ende der Franzosenzeit im Rheinland sollte sich dieses auch in der von 1815 bis 1858 bestehenden preußischen Bürgermeisterei Opladen nicht großartig ändern. Das ebenfalls in der Düsseldorfer Straße stehende Nau‘sches Haus  wurde erstmalig im Vormärz als „Rathaus“ erwähnt. Hier waren neben der Dienstwohnung des Bürgermeisters auch Zimmer für die Verwaltung untergebracht.

1858 erhielt Opladen Stadtrechte und mit der im Zeitalter der Industrialisierung wachsenden Einwohnerzahl stieg auch der Bedarf nach zusätzlichem Raum. Denn nicht nur für Aktenschränke fand sich bald kaum mehr Platz, auch die Zahl der Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung konnte nicht von zwölf auf 18 erhöht werden, da sich kein geeigneter Versammlungsort ausfindig machen ließ. Die umfunktionierten Wohnhäuser waren so klein, dass in Opladen über knapp 100 Jahre Gemeinde- oder Stadtratssitzungen nicht im jeweiligen Rathaus stattfinden konnten. Daher tagte man häufig in angemieteten Sitzungsräumen, so zum Beispiel im späteren Gasthaus „Zur Krone“. Außerdem war der Bürgermeister der Stadt Opladen von 1858 bis 1889 auch gleichzeitig Bürgermeister von Opladen-Land, eher dort dann die Bürgermeisterei Küppersteg gegründet wurde und am dortigen Bahnhof ein Rathaus errichtet wurde.

1891 zogen Bürgermeister und Verwaltung von Opladen schließlich in das als Rathaus angekaufte Gebäude in der Bahnhofstraße 63. Mit den zunehmenden Aufgaben der wachsenden Stadt wurden aber auch diese Räumlichkeiten schnell zu klein. Durch das 1903 gegründete Eisenbahn-Ausbesserungswerk stieg die Einwohnerzahl in Opladen auf etwa 15.000 an. So gab es um 1910 Pläne ein repräsentatives Rathaus mit Rathausturm zu errichten. In vielen deutschen Städten entstanden um 1900 repräsentative Rathäuser, so zum Beispiel in Bergisch Gladbach, Remscheid und Wiesdorf. Auch vor dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges (1914-1918) wurden diese Pläne des Architekten Peter Klotzbach in Opladen nicht umgesetzt. Erst über 60 Jahre später nahm man die Planungen für ein Rathaus am Standort Goetheplatz wieder auf.  

Das Jahr 1933 brachte nicht nur einen politischen Wandel, sondern auch eine grundsätzliche Änderung in der Rathausfrage. Die Nationalsozialisten machten die Villa Römer zum Rathaus. Dieses 1905 fertiggestellte Gebäude war zwar kaum größer als das „Alte Rathaus“ in der Bahnhofstraße, dafür aber wesentlich repräsentativer. So erwies sich die Villa Römer schnell als zu klein und deshalb wurde das 1938 geschlossene erzbischöfliche Aloysianum an der Kölner Straße am 1. Juni 1939 von der Stadtverwaltung angemietet und zum Rathaus umgewandelt. Schulklassen wurden zu Büros und endlich hatte die Stadtverwaltung genügend Platz. In der Aula der ehemaligen katholischen Jungenschule tagte der Stadtrat.

Ende der 1960-iger Jahre konzentrierte sich die Stadt Opladen auf drei bedeutende Projekte. Neben der realisierten Fußgängerzone in der Kölner Straße und dem nicht realisierten Einkaufszentrum, sollte ein neues Verwaltungsgebäude am Goetheplatz entstehen. Die Bauarbeiten dazu begannen 1973 und die letzte Sitzung des Opladener Stadtrates fand Ende 1974 im neuen Ratssaal statt. Mit der kommunalen Neugliederung vom 1. Januar 1975 wurden viele Rathäuser heutiger Ortsteile anderen Verwendungen zugeführt. Opladen wurde in die am 1. April 1930 gegründete Stadt Leverkusen eingemeindet. Das Stadthaus in Wiesdorf wurde 1977 eröffnet und erfüllte wichtige Anforderungen eines zentralen Rathauses. Allerdings konnten dort nicht alle städtischen Mitarbeiter untergebracht werden, wodurch die Verwaltung der Stadt Leverkusen auf mehrere Standorte verteilt wurde. Dabei sind in Opladen u.a. das ehemalige Landratsamt, in dem sich seit 1977 das Leverkusener Stadtarchiv befindet und die Verwaltungsgebäude in der Miselohestraße und am Goetheplatz von besonderer Bedeutung für die Stadt Leverkusen und ihre heute rund 2.700 Mitarbeiter. Da das Stadthaus in Wiesdorf erhebliche Baumängel aufwies, mussten sämtliche städtische Ausschusssitzungen der Jahre 2003 bis 2009 im Verwaltungsgebäude Goetheplatz stattfinden, so dass der von 2004 bis 2009 amtierende Leverkusener Oberbürgermeister Ernst Küchler die gesamte Zeit in Opladen residierte. Seit 2010 tagt der Leverkusener Rat wieder in Wiesdorf und die Stadt Leverkusen hat mit der gläsernen Rotunde auf der Rathaus-Galerie bzw. dem „UFO“ eines der außergewöhnlichsten Rathäuser Deutschlands.

Am 13. September 2020 wird es im Rahmen des Geschichtsfestes zwei historische Stadtführungen um 10 und 15 Uhr zum Thema „Opladener Rathäuser“ geben, zu denen sich Interessierte gerne beim Opladener Geschichtsverein anmelden können.