Projekt „SEiZiE“: Das „Team Ljubljana“ stellt sich vor
Teil des Forschungsprojekts „Stadtentwicklung in der Zwischenkriegszeit in Europa (1918-1939)“ (kurz „SEiZiE“) ist auch die Leverkusener Partnerstadt Ljubljana, die Hauptstadt Sloweniens. Die reiche Stadtgeschichte hat ihren Ursprung in einer römischen Stadt namens Emona. Ljubljana selbst wurde erstmals in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erwähnt. Die Herkunft des Namens der Stadt, Ljubljana, ist unklar. Im Mittelalter waren sowohl der Fluss als auch die Stadt unter dem deutschen Namen Laibach bekannt. Ljubljana lag in der Mitte einer Handelsroute zwischen der nördlichen Adria und dem Donauraum, es war die historische Hauptstadt von Krain, eines der historischen Länder der Habsburgermonarchie. Ljubljana blieb kulturelle und politische Hauptstadt der Slowenen und wurde nach der Auflösung des Österreichisch-Ungarischen Reiches 1918 zur slowenischen Hauptstadt im neuen Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, das später in Königreich Jugoslawien umbenannt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Ljubljana die Hauptstadt der Sozialistischen Republik Slowenien, Teil der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien. Diesen Status behielt sie bis zur Unabhängigkeit Sloweniens im Jahr 1991 bei, als sie Hauptstadt des neu gegründeten Staates wurde.
In Ljubljana wurde jahrhundertelang die Ausbildung von Studenten betrieben, doch erst 1919 wurde die Universität von Ljubljana gegründet, zu deren Gründungsmitgliedern auch die Philosophische Fakultät gehört. Zwischen den beiden Weltkriegen war die Universität von Ljubljana eine der jüngsten und kleinsten Universitäten im damaligen Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen und erhielt die geringsten Mittel. Am Ende des Zweiten Weltkriegs begann für die Universität Ljubljana ein neuer Zeitabschnitt. Die Gründungsfakultäten der Universität bauten ihre Studienprogramme aus, sodass auch an der Philosophischen Fakultät neue Abteilungen eingerichtet wurden. An der Philosophischen Fakultät ist es derzeit möglich, 25 verschiedene Fächer als eine Kombination aus einem Haupt- (A) und Nebenfach (B) oder nur ein Fach als Hauptstudiengang zu studieren. Für alle angebotenen Fächer werden auch Masterstudiengänge angeboten; aufgrund der Vielfalt und der immer stärker interdisziplinär ausgerichteten Forschungsorientierung der Studiengänge wird jeder Masterstudiengang individuell gestaltet.
Die Philosophische Fakultät wurde 1919 in erster Linie zu dem Zweck gegründet, die grundlegenden Felder der akademischen Forschung in Slowenien miteinander zu vernetzen, und sie erfüllt diese Aufgabe auch heute noch: Für die Mehrheit der Studiengänge, die sich in ihr entwickelt haben, ist die Philosophische Fakultät die höchste wissenschaftliche und pädagogische Einrichtung in Slowenien, und für einige dieser Studiengänge ist sie die „Heimatinstitution“. Ihre 7.700 Studenten helfen ihr, ihre ewige Jugend zu bewahren, obwohl sie eine weise alte Dame ist, die bereits 100 Jahre der Besinnung und des Wirkens erlebt hat. Es handelt sich um eine Fakultät, die internationale Anerkennung genießt und über angesehene Professoren, eine breite Palette von Studienprogrammen, erfolgreiche Studenten, internationale Studenten-Austauschprogramme, zahlreiche Verbindungen zwischen den Fakultäten, einen eigenen Verlag sowie die zweitgrößte Bibliothek Sloweniens verfügt und einen integralen Bestandteil des Zentrums der Hauptstadt bildet. Das Zentrum von Ljubljana verfügt auch über Bibliotheken, Archive, Galerien, Museen und Theater – alles Institutionen, die eine Art natürliches Laboratorium für die Arbeit der Studenten an den meisten Studiengängen unserer Fakultät darstellen.
Die Geschichte der Stadt Ljubljana war bereits Bestandteil des Projekts „Euphorie und Neuanfang: Entwicklung und Wahrnehmungen in europäischen Städten 1914-1918“, in dem die Veränderungen in den am Projekt beteiligten Städten in der Zeit des Ersten Weltkriegs anhand der Alltagsgeschichte in internationaler Zusammenarbeit erforscht wurden. Zur Nachbereitung und Fortsetzung dieser Forschungen wurde Ljubljana erneut in ein weiterführendes Projekt aufgenommen. Darin soll die Stadtentwicklung in der Zwischenkriegszeit 1918-1939 in acht europäischen Städten im internationalen Vergleich bearbeitet werden. Bilder, Geschichten, Fotografien, Dokumente und Statistiken aus Ljubljana werden diesmal von der Forschungsgruppe der Philosophischen Fakultät der Universität Ljubljana untersucht. Fünf Forscherinnen und Forscher des Historischen und des Kunsthistorischen Seminars der Philosophischen Fakultät der Universität Ljubljana werden daran arbeiten.
Vom Historischen Seminar kommt die Assist. Prof. Irena Selišnik, die seit 2015 am Historischen Seminar lehrt und über slowenische Geschichte und Frauengeschichte des 19. Jahrhunderts forscht. Ihre Schwerpunkte liegen dabei in der Gender- und Sozialgeschichte des 19. Jahrhunderts; in diesem Rahmen erforscht sie die Bedeutung der politischen und sozialen Bewegung, die Geschichte der Emotionen, der sozialen Eliten und der Modernisierung.
Ein weiterer Mitwirkender ist Prof. Dušan Mlacovic, der derzeit den Fachbereich Geschichte leitet und Stadtgeschichte erforscht. Er beschäftigt sich derzeit mit der Erforschung von mediterranen Städten im Mittelalter. Ein weiteres Mitglied unseres Teams vom Fachbereich Geschichte ist Assist. Prof. Ana Cergol Paradiž, Sie lehrt Allgemeine Geschichte des 19. Jahrhunderts und Historische Anthropologie. In der Vergangenheit war sie an Studien zur Geschichte von Ljubljana im 19. Jahrhundert beteiligt.
Aus der Abteilung für Kunstgeschichte kommt Assist. Prof. Renata Novak Klemencic. Ihre Forschung widmet sich der Kunst und Architektur an den Adriaküsten mit besonderem Schwerpunkt auf der Stadt- und Architekturgeschichte. Das letzte Mitglied unseres Teams ist die promovierte Architekturhistorikerin Martina Malešic PhD, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lehrassistentin am Kunsthistorischen Institut der Philosophischen Fakultät in Ljubljana tätig ist. Neben anderen Lehrveranstaltungen unterrichtet sie auch das Einführungsseminar in die slowenische Kunst von 1800 bis zur Gegenwart, das sich auf die Ljubljaner Architektur der Zwischenkriegszeit konzentriert. Ihr Forschungsgebiet umfasst Theorie und Geschichte von Architektur, Design und Stadtplanung des 20. Jahrhunderts. Im Hinblick auf die Bedürfnisse des Projekts können auch andere Experten in das Projekt einbezogen werden.
Das Forschungsteam der Philosophischen Fakultät freut sich auf die Zusammenarbeit in dem neuen Projekt, auf die Begegnung mit neuen Partnern, auf den Austausch von Forschungsideen und Wissen und auf die Erweiterung der Forschungen zur Geschichte Ljubljanas, da dieses Projekt wahrscheinlich neue Forschungsfragen aufwerfen wird. Internationale Erfahrungen aus Seminaren und Workshops können unsere Arbeit im Hinblick auf Methoden und Konzepte durch gegenseitigen Input und kritisches Feedback immer wieder beflügeln und verbessern. Der Austausch von Ideen zu Interessengebieten knüpft auch die Beziehungen für künftige Kooperationen.
(Irena Selišnik, Philosophische Fakultät, Universität Ljubljana)