Rückblick: Der Erbauer des Bayerwerks und der Opladener Landrat im schriftlichen Dialog

Bereits am 3. Januar 2024 startete der OGV mit dem ersten Programmpunkt ins neue Jahr. Im mit an die 40 Personen gut gefüllten Kaminzimmer der Villa Römer referierten die beiden Vereinsvorsitzenden Michael D. Gutbier und Philipp Schaefer über die Biographien von Carl Duisberg und Adolf Lucas und stellten dabei den bisher unveröffentlichten Briefwechsel der beiden vor, der als Teil der Autographensammlung Duisbergs im Bayer-Archiv Leverkusen verwahrt wird.

Bereits am 3. Januar 2024 startete der OGV mit dem ersten Programmpunkt ins neue Jahr. Im mit an die 40 Personen gut gefüllten Kaminzimmer der Villa Römer referierten die beiden Vereinsvorsitzenden Michael D. Gutbier und Philipp Schaefer über die Biographien von Carl Duisberg und Adolf Lucas und stellten dabei den bisher unveröffentlichten Briefwechsel der beiden vor, der als Teil der Autographensammlung Duisbergs im Bayer-Archiv Leverkusen verwahrt wird.

Carl Duisberg (1861-1935) kann als eigentlicher Erbauer des Leverkusener Bayerwerks und damit quasi als Gründungsvater Leverkusens gelten. Nach raschem Aufstieg in der Firma Bayer organisierte der promovierte Chemiker den Umzug der Elberfelder Farbenfabriken nach Wiesdorf um die Jahrhundertwende. Detailliert plante er die neuen Werksanlagen und setzte sich für die Entwicklung einer städtischen Infrastruktur im Umfeld ein. Später trieb er die Fusion zur IG-Farben voran und betätigte sich in einflussreichen Ehrenämtern und als Förderer von Kunst und Wissenschaft.

Adolf Lucas (1862-1945) prägte als Landrat des Kreises Solingen jahrzehntelang die politischen Geschicke an Rhein und Wupper. In seiner langen Amtszeit von 1900 bis 1927 verlegte er den Sitz des Kreises nach Opladen, wo das heutige Stadtarchiv früher als Landratsamt diente. Genau wie Duisberg entschied sich Lucas zum Umzug ins Gebiet der heutigen Stadt Leverkusen. Und ebenso wie im Falle Duisberg das ehemalige CD-Gymnasium wurde eine Schule nach Adolf Lucas benannt: Durch sein Eintreten für die Bildung wurde das auf seine Initiative gegründete Opladener Realgymnasium 1956 in "Landrat-Lucas-Gymnasium" umbenannt.

Lucas und Duisberg, die sich wohl seit den 1880er Jahren persönlich kannten, pflegten einen Briefwechsel, der von 1912 bis zum Tod Duisbergs 1935 reicht. Charakteristisch ist der stete Wechsel von amtlich/beruflichen, politischen, aber auch sehr privaten Themen in den einzelnen Briefen. In kurzweiligen Kostproben wurde aus den Briefen zitiert: Darunter war z. B. ein Bittbrief des Landrats für eine Spende für den Kreis, den Duisberg erst zurückwies, dann aber, nach einer erneuten Bitte Lucas', zähneknirschend die Bewilligung einer Spende bekanntgab. Für Heiterkeit im Publikum sorgte auch ein Gedicht von Lucas, das er als Dank für die von Duisberg gewährte Gastfreundschaft im Bayer-Erholungsheim in Große Ledder verfasste.

Nicht zu kurz kam auch die politische Dimension in den Briefen. Beide Korrespondenzpartner kommentierten den Sturz von Reichskanzler Brüning und die Wiederwahl Hindenburgs zum Reichspräsidenten 1932 sowie die Machtübertragung an die Nationalsozialisten 1933. Eindeutig negativen Aussagen über die NSDAP vor 1933 stehen positiv-bejahende Kommentare in den Jahren 1933 und 1934 gegenüber, sodass das Verhältnis der beiden Männer zur Diktatur ambivalent erscheint.

Der Auswertung des Briefwechsel soll eine Edition in Buchform folgen. Ein besonderer Dank gilt dem Team des Bayer-Archivs für die Unterstützung bei der Recherche. Der Vortrag wurde aufgezeichnet und kann unter folgendem Link noch einmal online angesehen werden: www.facebook.com/100070940556209/videos/902314311333170