Rückblick: Online-Matinée zur Eröffnung der Reichskanzler-Ausstellung in der Villa Römer
„Die Reichskanzler der Weimarer Republik. Zwölf Lebensläufe in Bildern“ – so lautet der Titel der Ausstellung, die noch bis zum 29. August 2021 in der Villa Römer – Haus der Stadtgeschichte zu sehen ist. Und wie es sich für Ausstellungen gehört, war auch für diese Wanderausstellung der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte Heidelberg eine feierliche Eröffnung geplant, die jedoch wegen der nach wie vor geltenden Einschränkungen durch die Corona-Pandemie nicht im gewohnten Rahmen stattfinden konnte.
Doch verzichten musste der OGV und die interessierte Öffentlichkeit keineswegs: Der OGV, der im vergangenen Pandemie-Jahr damit begonnen hatte, Veranstaltungen „hybrid“, d. h. corona-konform mit wenigen TeilnehmerInnen vor Ort und gleichzeitig mit einer Live-Übertragung im Internet durchzuführen, lud nun erstmals zu einer „Online-Matinée“ anlässlich der Eröffnung der Reichskanzler-Ausstellung ein. Per Livestream, der via Zoom und auf Facebook übertragen wurde, gewann man einen ersten Eindruck der Ausstellung und wurde von Prof. Dr. Bernd Braun, Kurator der Ausstellung, in einem hervorragenden Vortrag in die Thematik und die Zeit der Weimarer Reichskanzler eingeführt. Alexander Steinmetz von der Musikschule Leverkusen sorgte als Solo-Gitarrist für eine stimmungsvolle musikalische Umrahmung zwischen den Grußworten von Michael D. Gutbier (Erster Vorsitzender OGV) und Bernhard Marewski (Erster Bürgermeister der Stadt Leverkusen) sowie dem Eröffnungsvortrag von Prof. Braun.
Prof. Braun gebührt ein besonderer Dank dafür, dass er die Reise von Heidelberg nach Opladen antrat und persönlich vor Ort in die Ausstellung einführte, obwohl die Zuschauer nur virtuell vor den Bildschirmen anwesend waren. In seinem Vortrag bezeichnete er die zwölf Reichskanzler der Weimarer Republik als „vergessene Kanzler“, die dem kollektiven Gedächtnis der deutschen Nation entschwunden seien. Er beschrieb die kurzen Amtszeiten aufgrund der politischen Instabilität und die Tatsache, dass die Reichskanzler heute meist als Verantwortliche des Scheiterns der ersten deutschen Republik angesehen werden, als wesentliche Ursachen dafür. Die Ausstellung soll diesem weit verbreiteten Fehlurteil, das nur im Falle Franz von Papens zutrifft, entgegentreten, und die Lebensleistung der Reichskanzler würdigen, die in unruhigen Zeiten und unter schwierigen Umständen Verantwortung für ihr Land übernommen haben. Es sind heute – leider zu Unrecht – völlig unbekannte Namen wie Gustav Bauer, Wilhelm Marx oder Hans Luther, denen die Ausstellung ein Gesicht und eine Stimme gibt. Besonders ging Prof. Braun auch auf die Quellenlage ein und die Frage, warum vergleichsweise wenige qualitativ hochwertige Fotos der Reichskanzler existieren und kaum Film- oder Tonmaterial. Diese Quellenproblematik macht die reich bebilderte Ausstellung der Lebensläufe der zwölf Reichskanzler umso wertvoller.
Es lohnt sich also, die Ausstellung in der Villa Römer zu den Öffnungszeiten nach vorheriger telefonischer Anmeldung (Tel. 0162-4348299, Renate Blum) zu besichtigen! Der OGV hofft, dass in den verbleibenden vier Monaten trotz aller Corona-Einschränkungen möglichst viele Menschen den Weg in diese wichtige und facettenreiche Ausstellung finden werden.