Rückblick: Vortrag „1972 – Die olympischen Spiele in München“ am 7. September 2022

Anlässlich des 50. Jahrestags des Münchener Olympia-Attentats luden der Opladener Geschichtsverein und die VHS Leverkusen am 7. September zu einem Vortrag in das Forum Leverkusen ein. Als Referent zu Gast war der Direktor des Deutschen Sport- und Olympiamuseums Köln, Dr. Andreas Höfer. Unter dem Titel „1972 – Die olympischen Spiele in München“ erinnerte er nicht nur an die schrecklichen Ereignisse – sondern ordnete diese für die Zuhörenden auf mitreißende Art in ihren historisch-politischen Kontext ein.

Überschattet von der dramatischen Geiselnahme und Ermordung von elf israelischen Athleten durch die palästinensische Terrorgruppe Schwarzer September, gingen die Olympischen Sommerspiele von 1972 als tragisches Ereignis in die Geschichte ein. Es war die erste in Deutschland ausgerichtete Olympiade seit den Berliner Spielen unter dem NS-Regime im Jahr 1936. Auch deshalb fand das Sportfest unter vergleichsweise lockeren Sicherheitsmaßnahmen statt. Das deutsche Organisationskomitee wollte der Welt eine gewandelte, friedliche Nation präsentieren. Im Zuge der Geiselnahme scheiterten Befreiungsaktionen der deutschen Polizeibehörden. Nach dem Terrorakt am 5. September gab es am Folgetag eine Trauerfeier für die Mordopfer. Dennoch wurden die Spiele, nun um einen Tag verzögert, fortgesetzt. 

Anlässlich des 50. Jahrestags des Münchener Olympia-Attentats luden der Opladener Geschichtsverein und die VHS Leverkusen am 7. September zu einem Vortrag in das Forum Leverkusen ein. Als Referent zu Gast war der Direktor des Deutschen Sport- und Olympiamuseums Köln, Dr. Andreas Höfer. Unter dem Titel „1972 – Die olympischen Spiele in München“ erinnerte er nicht nur an die schrecklichen Ereignisse – sondern ordnete diese für die Zuhörenden auf mitreißende Art in ihren historisch-politischen Kontext ein: Ein Land, das sich als friedliebender und weltoffener Gastgeber eines internationalen Sportfests präsentieren wollte, reduzierte die Sicherheitsvorkehrungen auf ein Minimum. Dies und die mangelnde Krisenkompetenz der Sicherheitsbehörden, die auf eine Geiselnahme durch schwer bewaffnete Terroristen nicht vorbereitet waren, führte zum Scheitern aller Befreiungsversuche der israelischen Sportler. Hinzu kam die im Nachhinein viel kritisierte Entscheidung der Verantwortlichen, die Spiele nach einer eintägigen Trauerfeier fortzusetzen. 

Nicht nur der sicherheitsbehördliche, sondern auch der politische Umgang mit den Geschehnissen ist bis heute umstritten. Dr. Höfer führte das Publikum ebenso verständlich durch die komplexen Auswirkungen der Münchener Spiele. Angefangen bei der Gründung einer polizeilichen Antiterror-Einheit nach internationalen Vorbildern bis zu den bis heute nachhallenden diplomatischen Konsequenzen erläuterte er detailliert und anekdotenreich auch unbekanntere Facetten des Nachspiels der Tragödie. In einem Ausblick mahnte der Direktor des Sportmuseums, dass die mangelnde Aufklärung und der fragwürdige Umgang der deutschen Behörden mit dem Thema Schadensersatz für Hinterbliebene der Athleten auch heute noch der Aufarbeitung bedürfen. Auch nach dem etwa einstündigen Vortrag nahm sich Dr. Höfer Zeit für Fragen der Zuhörenden und beantwortete diese ausführlich.