Vortrag über 200 Jahre organisierten Karneval in Köln

In der Reihe „Marksteine deutscher Geschichte aus rheinischer Perspektive“ referierte am 1. Februar 2023 Wolfgang Oelsner über das Thema „200 Jahre organisierter Karneval. Eine Achterbahn zwischen Aufbegehren und Anpassen“ im Vortragssaal der VHS im Forum.

Die Karnevalssession 2022/23 nähert sich ihrem Höhepunkt und mit Spannung wird auch hier in Leverkusen nach Jahren der coronabedingten Absagen dem Fastelovend entgegengefiebert. Kurz vor den tollen Tagen war es somit ein passender Zeitpunkt, den der OGV und die VHS Leverkusen sich ausgesucht hatten, um sich dem Thema Karneval einmal aus einer historischen Perspektive zu nähern.

In der Reihe „Marksteine deutscher Geschichte aus rheinischer Perspektive“ referierte am 1. Februar 2023 Wolfgang Oelsner über das Thema „200 Jahre organisierter Karneval. Eine Achterbahn zwischen Aufbegehren und Anpassen“ im Vortragssaal der VHS im Forum. Der erste vom Festkomitee des Kölner Karnevals organisierte Kölner Rosenmontagszug startete nämlich im Jahr 1823 unter dem Motto „Thronbesteigung des Helden Carneval“ in der Kölner Innenstadt. Anmoderiert von unserem „kölschen Jung“, OGV-Geschichtswart Christian Drach, führte der gebürtige Opladener und ausgewiesene Experte des rheinischen Karnevals Wolfgang Oelsner durch den Abend.

Einleitend beantwortete Oelsner die Frage, warum wir Karneval feiern, aus einem psychologischen Blickwinkel: Der Reiz des Karnevals sei das Spiel mit der „verkehrten Welt“, die Gelegenheit, Maßstäbe des Alltags eine Zeit lang zu verrücken: Als Reflex auf die reale Welt bediene das Karnevalfeiern unsere oft gegensätzlichen Sehnsüchte. Als Fastnachtsnarren, so Oelsner, pendeln wir zwischen Hingabe und Selbstoptimierung, zwischen Aufbegehren und Anpassen.

Diese beiden Pole sind, wie der Vortrag vor Augen führte, auch in der Historie des (Kölner) Karnevals immer wieder deutlich geworden – ein Aufbegehren etwa zur Zeit der Gründung des Ur-Festkomitees 1823. Nach der Franzosenzeit wollten die Kölner im nun preußisch gewordenen Rheinland, an ihr altes, wehrhaftes Köln appellieren. Der kölsche Bauer etwa stand für den Bewacher der Stadttore, und die Zinnenkrone der Jungfrau sollte zeigen, dass die Kölner Türme und Mauern nie von Feinden erobert wurde. Oelsner thematisierte auf der anderen Seite auch die Anpassung des Kölner Karnevals an die nationalsozialistische Ideologie zwischen 1933 und 1945, als z.B. die Jungfrau auch tatsächlich von einer Frau verkörpert wurde.

Oelsner garnierte seinen bildreichen und kurzweiligen Vortrag mit zahlreichen Anekdoten, schweifte den Blick gelegentlich auch nach Opladen, wo der Prinz Karneval 1935 übergroß das Kölner (!) Stadtwappen auf der Brust trug, und baute sogar eine Musikeinspielung eines Karnevalsliedes aus dem 19. Jahrhundert (damals noch auf Hochdeutsch vorgetragen), in sein Referat ein.

Der OGV bedankt sich sehr herzlich beim Referenten, der zum Schluss mit einem Orden der Närrischen Kolpingsfamilie Opladen und einer von OGV-Vorstandmitglied Bernd Hillebrand vor der Vernichtung geretteten Sammlung von Karnevalsorden beschenkt wurde. In diesem Sinne ein dreifaches: „Leverkusen: Alaaf! Wolfang Oelsner: Alaaf! Geschichtsfreunde: Alaaf!“

Der Vortrag kann unter folgendem Link noch einmal angesehen werden: www.facebook.com/OGV.Lev/videos/5700791633347822