Wo einst Napoleons Soldaten vor Schmerzen stöhnten. OGV und GBO weihen Rundgang zu Opladener Geschichte ein.
Wussten Sie, dass mitten in Opladen einst Napoleons verwundete Soldaten versorgt wurden? Oder, dass die Opladener bis in die 1980er Jahre Fleisch vom Pferd auf der Kölner Straße kaufen konnten? Diese und viele andere Geheimnisse der Opladener Geschichte erfährt, wer den neuesten Rundweg des Opladener Geschichtsvereins 1979 e.V. Leverkusen (OGV) zur „Opladener Siedlungs- und Architekturgeschichte seit 1900“ absolviert. Dabei gibt es auch einige architektonische Kleinode zu entdecken. Den Geschichtsweg, dessen Infotafeln jeweils an den Objekten vor Ort oder im Netz studiert werden können, hat der OGV in Kooperation mit dem Gemeinnützigen Bauverein Opladen eG (GBO) entwickelt.
„Wir freuen uns sehr, dass wir passend zu 120 Jahren GBO mit dem Opladener Geschichtsverein dieses Projekt umsetzen konnten. Als der OGV mit der Rundgang-Idee auf uns zugekommen ist, war uns direkt klar, dass wir das unterstützen wollen“, sagt Alexander Dederichs, Vorstand der GBO eG. „Als lokal verwurzelte Genossenschaft hat der GBO viele Liegenschaften in seinem Bestand, die eine interessante Geschichte zu erzählen haben. Hinzu kommt: Die erhaltenen Gebäude sind auch einfach schön anzusehen“, sagt Jens Liebherr, Mitglied beim OGV und in der Arbeitsgruppe zu den Rundgängen für den GBO-Rundweg zuständig.
Insgesamt haben OGV und GBO an 19 Stellen in Opladen Infotafeln angebracht. Insbesondere im Viertel rund um die Opladener Feuerwache ballen sich die Tafeln, denn hier liegen verschiedene Genossenschaftssiedlungen. Denkmalgeschützt sind zum Beispiel die Häuser der Siedlungsanlage an Kanalstraße, Mittelstraße und Birkenbergstraße. Schmückende Fachwerkelemente, Knickgiebel oder Putzmedallions machen die Häuser, die Anfang des 20. Jahrhunderts als Werkswohnungen für die Belegschaft des Bahnausbesserungswerks errichtet wurden, noch heute zu einem Hingucker.
Ein architektonisches Kleinod ist auch das nach dem Politiker und Bundestagsabgeordneten Bruno Wiefel (1924-2001) benannte Haus an der Kölner Straße 100, ein ansehnlicher Backsteinbau mit Türmchen und Giebeldach. Es wurde einst für Direktoren der Leverkusener Farbenfabriken (heute Bayer AG) errichtet. Namenspatron Wiefel, der vor seinem politischen Engagement im Bahnausbesserungswerk in Opladen gearbeitet hatte, fungierte viele Jahre als Geschäftsführer der GBO.
An anderen Orten ist die ursprüngliche Bebauung längst abgerissen worden, zum Beispiel auf dem Gelände des heutigen GBO-Hauses in der Düsseldorfer Straße 8 – 14. Hier stand einst das „Nau’sche Haus“, das im 19. Jahrhundert als Rathaus der Stadt Opladen diente. Darüber hinaus befand sich auf dem Grundstück ein Schulgebäude, das während Napoleons Russlandfeldzug 1812/13 als Lazarett für verwundete Soldaten diente.
Gegenüber, auf dem Gelände der GBO-Arkaden, wo heute u.a. ein Supermarkt ansässig ist, war früher eine Druckerei und die älteste Opladener Zeitung beheimatet. Bauherr dürfte Friedrich August Arndt gewesen sein, der 1866 die Zeitung „Verkündiger an der Niederwupper und wöchentlicher Anzeiger“ kaufte.
Gleichzeitig gibt die Route auch Einblick in die Wirtschaftsgeschichte Opladens. Pferdemetzgereien – heute eine Rarität – waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts nichts Ungewöhnliches. In Opladen befand sich eine solche an der Kölner Straße 59-61. Wo bis 1988 noch Pferdefleisch verkauft wurde, hat die GBO vor Kurzem zwei neue Wohn- und Geschäftshäuser errichtet.
Ein Überblick über die Route findet sich in einen Informationsflyer und auf der Plattform „izi-travel“ (Link: <link geschichtsportal rundwege-sehenswuerdigkeiten>
ogv-leverkusen.de/geschichtsportal/rundwege-sehenswuerdigkeiten/
). Dort kann man sich die jeweiligen Infotexte auch anhören. Der Sprecher Pavi Lustig, Sohn von Peter Lustig („Löwenzahn“), hat sie für die Route eingesprochen.