Jahresabschlussfahrt nach Bonn am 13. November 2021

Über Jahre hinweg hat sich im OGV/JGV die Tradition verfestigt, dass die Jahres-Auftakt-Tagesfahrt nach Bonn führte. Nachdem in 2020 coronabedingt überhaupt nur eine Fahrt stattfinden konnte, waren die Organisatoren in diesem Jahr schon froh, ihren Mitgliedern und Interessierten fünf Fahrten anbieten zu können. Von diesen kamen dann tatsächlich vier zustande und eine führte wiederum nach Bonn – diesmal die letzte.

Über Jahre hinweg hat sich im OGV/JGV die Tradition verfestigt, dass die Jahres-Auftakt-Tagesfahrt nach Bonn führte. Nachdem in 2020 coronabedingt überhaupt nur eine Fahrt stattfinden konnte, waren die Organisatoren in diesem Jahr schon froh, ihren Mitgliedern und Interessierten fünf Fahrten anbieten zu können. Von diesen kamen dann tatsächlich vier zustande und eine führte wiederum nach Bonn – diesmal die letzte.

Die Wettervorhersage für diesen Tag war nicht besonders, was aber der Stimmung unter den Reisenden keinen Abbruch tat. Aus Jülich kommend wurden die Leverkusener um 9.00 Uhr fröhlich mit an Bord des Rather-Busses genommen und weiter ging’s nach Bonn-Ramersdorf zur Besichtigung der dortigen ehemaligen Kommende des Deutschen Ordens. Während der Fahrt bekamen wir vom Reiseleiter Guido von Büren eine kurzweilige, aber intensive Unterweisung über die Entstehung, Entwicklung und den Niedergang des Deutschen Ritterordens. Besonders hingewiesen wurde dabei auf die Zugehörigkeit der Kommende Ramersdorf zur Ballei Alden Biesen, die bereits bei einer der vorhergehenden Fahrten besucht wurde.

Vor Ort angekommen, wurden wir durch Außenanlagen und Gebäude geführt und mit weiteren Details der Geschichte bekannt gemacht: Die Kommende Ramersdorf entstand um das Jahr 1230. Diese hatte wirtschaftliche Leistungen für den Orden zu erbringen und für "Nachwuchsförderung" aus den Reihen junger Adliger zu sorgen. Sie wurden hier über mehrere Jahre - in einer Art Internat - in der Führung eines entsprechenden Lebensstils unterwiesen, um anschließend zum Ritter geschlagen zu werden. Zahlreiche Schenkungen und Stiftungen, die urkundlich belegt sind, zeugen von der wirtschaftlichen Größe der Kommende im 13. Jahrhundert. Nach Beendigung der Kreuzzüge verlor die Kommende nach und nach ihre Bedeutung und wurde zum Adelssitz. Der Konvent wurde aufgelöst und lediglich ein Komtur als Vertreter des Ordens verwaltete die Besitzungen. Im 18. Jahrhundert hatte der Richter des Amtes Löwenburg dort seinen Amtssitz. Nach der Säkularisation 1804 wurde die Kommende Eigentum des Herzogtums Berg, danach haben wechselnde Besitzer die Anlage immer weiter an- und ausgebaut, bis sie 1861 in etwa das heutige schlossartige Aussehen bekam.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die Deutsche Bundesbahn bis ins Jahr 1973 dort eine Schulungsstätte betrieben. Wegen des zunehmenden Verfalls und wegen des Anschlusses der Autobahn A 562 an die A 59 sollten die Gebäude abgerissen werden. Auf Betreiben einer Bürgerinitiative aus Ramersdorf wurden diese Pläne aufgegeben. 1978 wurde das Anwesen von einem Antiquitätenhändler gekauft, umfassend renoviert und zu einem Antiquitätengeschäft samt Ausstellung, Restaurant und Café umfunktioniert. 2017 erwarb eine Investorengemeinschaft aus Köln die Gebäude, renoviert erneut und etabliert nun ein Hotel und eine hochpreisige Gastronomie. Auch Trauungen werden hier an ausgewählten Terminen durchgeführt.

In den verschiedenen Gebäudetrakten konnten wir einige der Entwicklungen in Augenschein nehmen. Von der ursprünglichen Anlage aus dem 13. Jahrhundert sind nur die Doppeltoranlage mit Durchfahrt und einige Mauerreste im Innern erhalten. Die in vielen Räumen vollständig erhaltenen Deckenbemalungen, Wandvertäfelungen und Türrahmen sind die Original-Ausstattung aus der Zeit des Historismus. Dazu gehören auch die zahlreichen Türmchen, Gesimse und Ausschmückungen an der Fassade, welche sich am Äußeren der Drachenburg orientieren.

Der Starkregen im Juli diesen Jahres hat auch dort seine Spuren hinterlassen: ein Hang oberhalb des sog. „englischen Flügels“ ist abgerutscht und das Mauerwerk sowie der Innenhof stark beschädigt, Renovierungsarbeiten sind im Gange.

Nach dieser ausgiebigen „geistigen Mahlzeit“ war ein Mittagessen im „Alten Fährhaus“ in Königswinter eingeplant, welches allen vorzüglich mundete. Danach begaben wir uns – in zwei Gruppen aufgeteilt – zu Fuß ins benachbarte Siebengebirgsmuseum. Zunächst beeindruckte uns dort ein wandhohes Foto-Panorama, an dem viele Details - zum besseren Einordnen der Geographie und Geologie dieser Region - zu sehen sind. Außer der Dauerausstellung mit Schwerpunkten Steinabbau, Flößerei, Rheinromantik, Tourismus und Entstehung des Landschaftsschutzes wurde uns eine Sonderausstellung zum weniger bekannten Thema „Über Tage – unter Tage. Der Ofenkaulberg im Siebengebirge“ präsentiert.

In der Nähe von Königswinter verbirgt sich nämlich im Inneren der Hügel Trachyt-Tuff, ein Stein von besonderer Qualität, der sich hervorragend zum Bau von großen Natursteinöfen eignet. Er lässt sich gut durch Feuer erhitzen und gibt die Wärme, nach Entfernung der Glut, besonders gleichmäßig ab. Diese Eigenschaften des Gesteins führten im 19. Jahrhundert zu Entstehung eines eigenen, exportorientierten Gewerbes: des Ofenbauers. Der sog. „Königswinterer Ofen“ galt damals in Bäcker-Fachkreisen als besonders geschätztes Objekt. Nachdem die Steine unter Tage in den sog. Ofenkaulen in besonderer Technik gebrochen wurden, wurden sie zunächst auf dem Wasserweg, später per Eisenbahn zu ihren Bestimmungsorten transportiert. Schwerpunkt war hier der westfälische Raum, aber auch in Belgien und Nordfrankreich waren diese Öfen gefragt. Kleinbetriebe mit ca. 5 bis 10 Mitarbeitern, meistens auf familiärer Basis, bauten dann vor Ort diese Backöfen auf. In der Blütezeit gab es in Königswinter bis zu 30 solcher Firmen. Dem technischen Fortschritt geschuldet (Einführung von Dampf- und Elektroöfen) wurde dieses Gewerbe zum Auslaufmodell und die Produktion der Natursteinöfen allmählich eingestellt. Als Relikt dieses besonderen Handwerks blieben im Ofenkaulberg (zwischen Hirschberg, Petersberg und Wolkenburg gelegen) die unterirdischen Stollen. In diesen lagerten im Sommer 1944 Rüstungsfirmen aus dem Kölner Raum ihre Produktion aus. Ca. 400 Zwangsarbeiter verschiedener Nationalitäten waren dort beschäftigt. Am Ende des Krieges fanden die Bewohner von Königswinter über mehrere Wochen in den verlassenen Stollen einen Zufluchtsort vor dem intensiven Beschuss beider Kriegsparteien.

Das gesamte Areal der ehemaligen Ofenkaulen steht heute als Bodendenkmal unter Schutz, ist öffentlich nicht mehr zugänglich, dient allerdings verschiedenen Arten von Fledermäusen als Winterquartier. Im Nebengebäude des Museums wurde ein traditioneller Natursteinofen aufgebaut. Das dort an einigen Tagen der Woche gebackene Steinofenbrot erfreut sich großer Beliebtheit.

Das Programm der Tagesfahrt endete mit einem gemütlichen Kaffeetrinken samt leckeren Käsekuchen im Café Wagner in Bonn-Beuel. Allen, die - trotz widriger Umstände - am Zustandekommen dieser entspannten, aber sehr interessanten Exkursion mitgewirkt haben, sei an dieser Stelle herzlich gedankt!